Seit Jahren wird die Verlagerung von der Straße auf die Schiene als Ziel für die Lösung des Tiroler Transitproblems propagiert. Die Entwicklung geht abgesehen von kurzen Phasen allerdings seit Jahrzehnten in eine völlig andere Richtung. Vor 50 Jahren teilten sich Bahn und Lkw-Transporte noch den Güterverkehr über den Brenner. In Tonnen gerechnet wurden 1970 noch 50 Prozent des Warenaufkommens mit dem Zug transportiert, die anderen 50 Prozent von Schwerfahrzeugen auf der Straße.
In der Folge ging die Entwicklung deutlich auseinander – zu Ungunsten der Bahn. Seinen Tiefpunkt erreichte der Güterverkehr auf der Bahn über den Brenner in den späten 1980er Jahren. Damals wurden nicht einmal 20 Prozent der Warentransporte mit dem Zug abgewickelt. Zwar konnte die Bahn in der Zwischenzeit etwas aufholen und im Jahr 2010 ihren Anteil am Güterverkehr am Brenner auf 35 Prozent schrauben. Seither ist es aber wieder nach unten gegangen, wie der aktuelle Verkehrsbericht des Landes dokumentiert.
Schwerverkehr am Brenner 2019 auf Rekordniveau
Der Lkw-Transit über den Brenner nimmt seit Jahrzehnten ständig zu. Durchbrochen wurde diese Entwicklung zuletzt vor zehn Jahren durch die Weltwirtschaftskrise. Danach hat der Verkehrszuwachs auf der Brennerautobahn allerdings Jahr für Jahr für neue Lkw-Rekorde gesorgt – mehr dazu in Neuer Lkw-Höchststand auf Brenner.
Durch die CoV-Krise hat der Schwerverkehr im Frühjahr 2020 zwar einen Dämpfer erhalten, der Lkw-Transit ging aber nicht so stark zurück wie der Pkw-Verkehr über den Brenner – mehr dazu in CoV-Krise bremst Pkws stärker als Lkws. Positive Auswirkungen hatte der Rückgang auf der Straße auf die Luftwerte in Tirol. Während des CoV-Lockdowns wurden vor allem bei den Messstellen entlang der Autobahn deutlich weniger Schadstoffe gemessen. Inzwischen gehen die Fahrzeugzahlen auf den Transitstrecken allerdings wieder nach oben und damit auch die Schadstoffwerte.