Konrad Schuster Biwak
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Lifestyle

Biwaks werden für Partys missbraucht

Der Alpenverein kritisiert einen zunehmenden Missbrauch von Biwak-Schachteln im Gebirge als Gratisunterkunft oder als Ort für Partys. Ein Biwak sei eine Notunterkunft auf dem Berg oder allenfalls ein notwendiger Stützpunkt für eine lange Tour.

Am Beispiel des Konrad-Schuster-Biwaks im Karwendel oberhalb der Laliderer-Wand prangerte der Alpenverein zuletzt öffentlich die Zweckentfremdung und ihre negativen Begleiterscheinungen an. Es sei kein neues Phänomen, dass Biwak-Schachteln und andere Notunterkünfte als kostenlose Übernachtungsmöglichkeit auf dem Berg genutzt werden, auch ganz ohne alpinistische Notwendigkeit. Der Trend habe sich in den letzten Jahren aber verstärkt, sagt Michael Larcher vom Alpenverein.

Soziale Netzwerke fördern Missbrauch

Inzwischen bleibe es oft nicht bei einer Gratisübernachtung. Zusammenkünfte für Feiern aller Art seien inzwischen keine Seltenheit mehr, kritisiert Larcher. Der Missbrauch habe zugenommen, weil die Bewerbung durch Soziale Netzwerke eine größere Breite erreiche. „Es spricht sich herum, dass es cool ist, auf so einem Biwak ein Fest abzufeiern“, so Larcher. Der Alpenverein versuche gegenzusteuern und bittet, Feste im Tal oder auf einer geöffneten Alpenvereinshütte zu feiern.

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Die Zweckentfremdung bringt eine Reihe weiterer Probleme mit sich

Am Beispiel des Konrad-Schuster-Biwaks an der Laliderer Spitze zeigt sich, dass mit der Zweckentfremdung weitere Probleme verbunden sind: Abfälle und Fäkalien rund um das Biwak, dazu die Störung der Tier- und Pflanzenwelt durch die exzessive Nutzung. Neben dem Alpenverein kritisieren auch der Alpenpark Karwendel und die Alpine Gesellschaft Gipfelstürmer, deren Gründungsmitglied Konrad Schuster war und die das Biwak errichtet haben, die Zweckentfremdung. Die Gipfelstürmer-Gesellschaft als Erhalter des Biwaks betonen ebenfalls, dass es sich hier um eine Notunterkunft und nicht um eine frei zugängliche Selbstversorgerhütte handelt.

Konrad Schuster Biwak innen
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Der begrenzte Platz ist für Alpinisten und nicht für Partys gedacht

Man könne nur zu Vernunft und Solidarität aufrufen. Oft seien es nicht die Bergsteigerinnen und Bergsteiger, sondern eher Partytiger, die diese Orte aufsuchen. „Uns bleibt als Alpenverein nichts anderes übrig, als zu appellieren“, betont Larcher. Dass selbst dezidierte Bergsteigerseiten im Internet Biwak-Schachteln als Unterkünfte bewerben, macht die Bemühungen nicht leichter. Für den Alpenverein gibt es dagegen praktisch keine rechtliche Handhabe.