Tropfsteine in Höhlen und Skelette von Meerestieren sind wichtige Klimaarchive. Anhand ihrer Zusammensetzung lässt sich ablesen, welche Temperatur zum Zeitpunkt ihrer Bildung herrschte. Bisherige Rückschlüsse auf ehemalige Temperaturen waren jedoch aus zwei Gründen unsicher: Einerseits ist die genaue isotopische Zusammensetzung des damaligen Wassers vielfach unbekannt, andererseits kann auch der Mineralisationsvorgang selbst die Zusammensetzung beeinflussen.
Material aus Zillertaler Höhlen
Nun ist es einem internationalen Team von Geowissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern unter Leitung der Goethe-Universität Frankfurt gelungen, anhand hochpräziser Messungen beide Effekte voneinander zu trennen. Künftig würden dadurch weitaus zuverlässigere Aussagen über das Klima vergangener Erdzeitalter möglich, hieß es. Christoph Spötl vom Institut für Geologie der Universität Innsbruck ist Teil des Teams und stellte Schlüsselprobenmaterial aus zwei Höhlen im Tiroler Zillertal (Tux) und in Unterkärnten zur Verfügung.
Das Probenmaterial komme aus gut dokumentierten, klimatisch sehr stabilen alpinen Höhlen und diente daher zur Eichung des neuen Geothermometers, erklärte der Leiter der Arbeitsgruppe für Quartärforschung: „Anhand dieser Höhlenkarbonate konnte die theoretisch vorhergesagte Eichkurve validiert werden“, so Spötl. Die präzise Rekonstruktion der Temperatur mit diesem neuen Geothermometer sei sehr vielversprechend und bringe langfristig große Vorteile.
Durchbruch für künftige Forschung
Die Ergebnisse sind ein analytischer Durchbruch und wurden nun im renommierten Fachmagazin „Nature Communications“ veröffentlicht. Gerade bei festländischen Proben wie Tropfsteinen könne man mit dem neuen Wissen die damals herrschende Temperatur viel verlässlicher als bisher messen. Mit dem Verfahren sollte es zukünftig möglich werden, vergangene Erdoberflächentemperaturen weitaus zuverlässiger und genauer als bisher zu rekonstruieren.