Die Isel, der letzte frei fließende Gletscherfluss, wurde 2015 zum Natura 2000 Naturschutzgebiet nominiert. Doch die drei Zubringerbäche – Schwarzach, Kalserbach und Tauernbach – sind ausgenommen. Gleich sieben Wasserkraftprojekte sind im Vorfeld der Isel geplant.
Das widerspreche jeder Vernunft, sagt die Biologin Renate Hölzl gegenüber ORF Tirol. „Man sagt, die Flüsse sind die Lebensadern einer Landschaft. Wenn ich sagen würde, in unserem Körper wird die Hauptschlagader von den Nebenadern beeinflusst, würde jeder sagen, natürlich! Bei den Flüssen ist es nichts Anderes!“
Naturschützer verweisen auf Artenvielfalt
Dabei befinden sich gerade in den Zuläufen wertvolle Lebensräume vom Flussläufer, von bestimmten Schmetterlingen und der inzwischen berühmten geschützten Tamariske, erläutert der Osttiroler Naturschützer Wolfgang Retter. „Die Isel allein wäre ein Torso. Es gibt eine Unzahl auch von naturwissenschaftlichen Hinweisen darauf, dass die Isel ein einzigartiges Flusssystem ist. Und diese genetische Vielfalt ist eine Besonderheit im gesamten Alpenraum und daher müssen auch die Zuflüsse möglichst unverändert erhalten bleiben.“
Gesamtkonzept statt isolierte Betrachtung
Bei den verschiedenen Kraftwerksprojekten würden zwar die Umweltbedingungen der einzelnen Projekte untersucht, nicht aber der Gesamtzusammenhang, kritisiert Marianne Götsch vom WWF. „Was es hier dringend braucht und was aktuell noch fehlt, ist eine Gesamtbetrachtung der Summe der Auswirkungen. Jedes Kraftwerk wird isoliert betrachtet. Hier muss das Land dringend eine Gesamtstrategie zum Schutz der Isel entwerfen.“
Der WWF hat jetzt eine EU-Beschwerde gegen den Ausbau der Zubringerbäche der Isel eingebracht und hofft, so bereits beschlossene Kraftwerksprojekte stoppen zu können.