Muttekopfhütte
Hermann Hammer
Hermann Hammer
Tourismus

Trotz CoV gute Stimmung auf den Hütten

Die meisten Schutzhütten dürften diesen Sommer trotz der Coronavirus-Krise relativ glimpflich überstehen. Bei vielen Hütten steht geringeren Nächtigungszahlen aufgrund der CoV-Einschränkungen ein Plus bei Tagesgästen gegenüber. Leichte Einbußen dürfte es aber fast überall geben.

Die Karlsbader Hütte liegt malerisch am Laserzsee in den Lienzer Dolomiten. Anfragen von Nächtigungsgästen gebe es genug, sagte Hüttenwirt Rupert Trembler. Die Schlafplätze könne er wegen der Coronavirus-Vorsichtsmaßnahmen aber nur zu etwa 70 Prozent auslasten. Bei Tagesgästen gebe es im Vergleich zu den Vorjahren eher einen Zuwachs, dazu trage auch bei, dass die Zufahrt mit dem Rad zur Hütte seit heuer offiziell erlaubt ist. Über den Umsatz habe er sich noch kaum Gedanken gemacht, sagte der Osttiroler Hüttenwirt, möglicherweise werde es ein leichtes Minus geben, da die fehlenden Nächtigungsgäste nicht so leicht durch Tagesgäste aufzuwiegen seien.

Karlsbader Hütte
Ursula Aichner
Viele Tagesgäste, aber weniger Nächtigungen gibt es auf der Karlsbader Hütte

Rückgänge auch für die Sektionen

Den Eindruck des Osttiroler Hüttenwirts bestätigte auch Peter Kapelari, der beim Österreichischen Alpenverein (ÖAV) für die Hütten und Wege zuständig ist. „Es ist brutal viel los“, sagte er. Trotzdem gebe es durch die Covid-19-Regeln bei den Nächtigungen einen Rückgang. Betroffen von dem Rückgang sind nicht nur die Hüttenwirte, sondern auch die Sektionen, welche die Nächtigungsgelder kassieren. Man gehe davon aus, dass es für Wirte wie auch Sektionen wirtschaftliche Einbußen geben werde, so Kapelari. Wie viel, das wage er nicht zu sagen, „aber es hat bessere Jahre gegeben, das wissen wir“.

Gäste sehr unterschiedlich vorsichtig

Einen großen Unterschied bemerkte Kapelari beim Verhalten vieler Hüttengäste. Viele Italiener in Osttirol würden fast wie traumatisiert wirken. Sie seien sehr zurückhaltend und auf Abstand und Maske bedacht. Bei bayrischen Gästen hingegen machte Kapelari die Beobachtung, dass bei ihnen zu Hause zwar strengere Regeln gelten, sie sich hierzulande aber manchmal verhalten, als würde es das Virus nicht geben.

Eingebaute Trennwände in einem Schlaflager auf der Lizumerhütte
Romed Giner
Auf vielen Schlaflagern wurden Trennwände eingezogen

Uneinsichtige Gäste werden weggeschickt

Dass deutsche Gäste generell unvorsichtig sind, dürfte aber nicht zutreffen. Zumindest legen das die Erfahrungen des Hüttenwirts vom Taschachhaus in den Ötztaler Alpen, Christoph Eder, nahe. Der Hüttenwirt im hinteren Pitztal verfolgt ein rigides Coronavirus-Konzept. 95 Prozent der vor allem bei deutschen Gästen beliebten Hütte akzeptieren die strengen Bestimmungen und würden sie für gut befinden. Es gebe aber auch einige wenige „Realitätsverweigerer“, wie der Taschachhaus-Hüttenwirt es nannte. Wenn die sich nicht an das Konzept halten, „müssen sie wieder absteigen“. So verlangt der Hüttenwirt in manchen Bereichen der Hütte nach wie vor das Tragen von Masken.

Taschachhaus
Taschachhaus
Einen strengen Kurs bei den Covid-19-Maßnahmen fährt man beim Taschachhaus

Umsatzmäßig könnte es laut Eder einen Einbruch von etwa 30 Prozent geben. Die seien auf das strenge Coronavirus-Konzept zurückzuführen. Tagesgäste gebe es aufgrund der geografischen Lage der 2.434 Meter hoch gelegenen Hütte nur wenige. „Wir sagen, es ist ein besonderes Jahr, und da muss man besondere Maßnahmen setzen, und dann wird es auch ein besonderes Ergebnis geben“, so Eder. Es könne nicht sein, dass jedes Jahr noch mehr herausschauen muss, „das ist eine Logik und eine Spirale, die wir nicht nachvollziehen können.“

Gedämpfter Saisonbeginn hatte auch Vorteile

Angefangen hat die Sommersaison auf vielen Hütten zäh, geschlossene Grenzen und schlechtes Wetter sorgten bei so manchem Wirt für Sorgenfalten. Kapelari sieht in dem schlechten Wetter im Juni nicht nur einen Nachteil, das habe mitgeholfen, die Einführung der Coronavirus-Maßnahmen zu entschärfen.

Bayreuther Hütte
Die Bayreuther Hütte im Rofan: Weniger Nächtigungen, Tagesgäste wie in anderen Jahren

Im Juni sei das Geschäft sehr schlecht gewesen, erzählte auch der Wirt der Bayreuther Hütte im Rofan, Anton Herrmann. Im Juli sei es besser geworden. Das Tagesgeschäft sei mittlerweile so gut wie immer. In manchen Bereich wie in den Waschräumen und an den Tischen werde von den Gästen auf Abstand geachtet, bei freien Begegnungen werde aber oft kein Abstand eingehalten, beobachtete der Hüttenwirt. Masken würde man zwar empfehlen, aber jetzt, wo es auch so heiß sei, verwende fast niemand eine Maske.

Berge als Symbol der Reinheit und der Gesundheit

Dass in den Bergen heuer viel los ist und die meisten Hüttenwirte mit einem blauen Auge davonkommen dürften, erklärte Kapelari vom Alpenverein auch mit dem Image der Bergwelt: „Der Berg vermittelt das Gefühl der Reinheit, der Sauberkeit, der Gesundheit.“ Die Leute würden den heimischen Bergsommer genießen.