Stolperstein in Wattens
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Politik

Stolpersteine werden zum Politikum

Vor Kurzem sind in Wattens sechs Stolpersteine verlegt worden. Sie sollen an das Schicksal jener Menschen erinnern, die während der NS-Zeit ermordet oder vertrieben wurden. Die Verlegung solcher Steine stößt in Tirol aber immer wieder auf Widerstand.

Der deutsche Künstler Gunter Demnig startete das Stolperstein-Projekt im Jahr 1992. Seither wurden in ganz Europa 77.000 solcher Steine verlegt. Bei diesem länderübergreifenden Holocaust-Mahnmal hinkt Tirol aber noch hinterher. Während in anderen Bundesländern hunderte Stolpersteine verlegt wurden, beteiligen sich in Tirol mit Zell am Ziller und Wattens erst zwei Gemeinden am Projekt. Sieben Steine wurden insgesamt in Tirol verlegt.

Personenkomitee will Verlegung in Innsbruck

Zum Vergleich – in Salzburg wurden in den vergangenen Jahren fast 500 Stolpersteine verlegt. Wie auch in Salzburg wurde in Tirol ein Personenkomitee gegründet. Dieses möchte, dass vor allem in Innsbruck Stolpersteine verlegt werden. Schließlich war dort die Pogromnacht 1938 eine der blutigsten im gesamten Deutschen Reich. „Innsbruck wäre eigentlich die Stadt, die vorausgehen hätte sollen“, so Harald Büchele vom Personenkomitee.

Stolperstein in Wattens
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Ein neu gegründetes Personenkomitee will, dass auch in Innsbruck Stolpersteine verlegt werden

Gespräche mit der Stadt seien aber bislang erfolglos gewesen. „Nachdem wir ja in Innsbruck schon sehr viele statische Gedenkformen haben, haben wir uns dazu entschlossen, zu einer dynamischen Gedenkform überzugehen“, sagte die zuständige Stadträtin Uschi Schwarzl (Grünen). Somit fördert man in Innsbruck Projekte des Gedenkens im Zuge der sogenannten Gedenk-Potenziale. Warum aber parallel keine Gedenksteine verlegt werden, will das Personenkomitee nicht verstehen.

Projekt in Zell am Ziller abgewürgt

In Zell am Ziller wurde 2019 der erste Stolperstein Tirols verlegt. Ursprünglich hätte mit zwei Steinen an ein Eherpaar aus dem Ort erinnert werden sollen. ÖVP und FPÖ stimmten aber im Gemeinderat gegen den Stein für die Ehefrau des ermordeten Widerstandskämpfers Johann „Hans“ Vogl. Damals hieß es, dass ein Stolperstein für Hilde Vogl „unfair gegenüber den NS-Opfern“ sei, wie 2019 der Bürgermeister Robert Pramstrahler gegenüber dem „Standard“ erklärte.

Stolperstein in Wattens
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In Tirol wurden erst in zwei Gemeinden Stolpersteine verlegt

Wattens will Stoplerstein-Projekt ausweiten

„Der Bürgermeister und auch der Gemeinderat sind dem Projekt von Anfang an sehr positiv gegenüber gestanden“, so der Kulturreferent von Wattens, Lukas Schmied. Auch die Rückmeldungen aus der Gemeinde seien sehr positiv. Darum will sich Schmied nicht nur in Wattens, sondern auch in den Nachbargemeinden dafür einsetzen, dass weitere Stolpersteine verlegt werden.