Innerhalb der nächsten fünf Jahre will Novartis 150 Millionen Euro in den Standort in Tirol investieren, erklärte Geschäftsführer Richard Saynor am Montag. Damit sollen Prozesse in dem Unternehmen auf den neuesten technischen Stand gebracht und auch neue Prozesstechnologien entwickelt werden. Mit dem Penicillin aus Tirol soll dann der gesamte Bedarf Europas abgedeckt werden. Einige tausend Tonnen Penicillin würden hier jedes Jahr gebraucht, so Novartis-Österreich Chef Michael Kocher.
Die Produktion in Tirol ist damit gesichert – zumindest für die kommenden zehn Jahre verpflichtete sich das Unternehmen dazu. Auch zwei neue Medikamente sollen in Tirol produziert werden, hier kündigte Kocher weitere Hunderte Millionen Euro an Investitionen in den nächsten Jahren an – mehr dazu in Medikament aus Kundl für die ganze Welt.
Millionenförderungen von Bund und Land
Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) erklärte bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Novartis, sie sei „stolz“, dass es die Einigung gegeben habe. Die Penicillin-Produktion am Standort Kundl zähle zur kritischen Infrastruktur in Österreich. Auch auf EU-Ebene wolle sie sich dafür einsetzen, dass es Förderungen geben soll. Auch Deutschland habe hier bereits Unterstützung angekündigt, so Schramböck.
Auch das Land Tirol werde fünf Millionen Euro Förderung an Novartis auszahlen, erklärte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP). Er zeigte sich erfreut über die Einigung mit Novartis. Damit sei der Standort in Tirol abgesichert. Vereinbart sei, dass mit dem Geld Maschinen gekauft werden können. Mit dem Ausbau des Unternehmens gehe einher, dass die Penicillin-Produktion in Tirol bleibe und somit die Arbeitsplätze gesichert seien, so Platter.
Kritik gab es im Vorfeld an der Vorgangsweise von Novartis – das Unternehmen baue bewusst Druck auf, um Förderungen zu erhalten, hieß es. Das sieht Platter anders, mit dem Geld werde die Forschung und die Wissenschaft unterstützt. Damit werde zugleich auch die Entwicklung im Land Tirol sichergestellt. Die Förderungsbeträge seien ein „minimaler Beitrag“ im Vergleich zu dem, was die Firma damit schaffen werde, so Platter. Er rechnet damit, dass auch zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden.
Gespräche seien auch mit Swarovski angedacht, um hier mögliche entlassene Beschäftigte zu übernehmen – mehr dazu in Swarovski baut weitere 1.000 Stellen ab.
Penicillin als Absicherung für Europa
Noch im Mai hatte Novartis öffentlich darüber nachgedacht, die Penicillin-Produktion in Kundl einzustellen und nach Asien zu verlagern. Als Grund gab das Unternehmen Preisdruck auf dem Markt an. Gegen die Absiedelung hatte es heftige Proteste gegeben, gerade in Zeiten der Coronavirus-Krise wurde von vielen Seiten gefordert, dass wieder verstärkt Medikamente in Europa produziert werden. Auch Bund und Land hatten damals bereits Gespräche mit dem Konzern angekündigt – mehr dazu in „Taskforce“ für Penicillin-Produktion in Kundl. Mit der Produktion in Tirol soll die Abhängigkeit von Asien reduziert werden, erklärten Bund und Land.
Über 60 Jahre Penicillin-Produktion in Tirol
Bereits in der Nachkriegszeit wurde in Kundl Penicillin hergestellt. Damals wurde das Medikament für zahlreiche Infektionen dringend benötigt. 1946 wurde die Firma, damals noch unter dem Namen „Biochemie GmbH“, in Kundl gegründet. Drei Jahre später verließen die ersten Ampullen das Werk. 1951 gelang in Kundl ein Durchbruch. Die zwei Forscher Ernst Brandl und Hans Margreiter entwickelten das erste säurefeste Penicillin, damit konnte der Wirkstoff auch in Tablettenform verabreicht werden.