Am besten habe es heuer mit den Alpenrosen im Gebirge funktioniert, sagt der Präsident des Imkerverbandes Reinhard Hetzenauer. Im April sei das Bienenjahr eigentlich gut gestartet, der Mai mit seinem wechselhaften Wetter habe aber einen Rückschlag gebracht. Es habe schon sehr nach einem schlechten Honigjahr ausgesehen, in den letzten Wochen habe sich das eine oder andere aber noch verbessert.
Der Wald habe heuer zwar stark geblüht, aber die Erfahrung der Imker zeige, dass es in solchen Jahren wenig Honigtau und damit wenig Waldhonig gebe, so Hetzenauer. Überhaupt hätten es Tirols Imker schwerer als ihre Kollegen in den östlichen Bundesländern. Dort gebe es große Trachtangebote wie Sonnenblumen- oder Rapsfelder. Dazu würden in Tirol Wetterkapriolen kommen, wenn es weit herunterschneit, dann sei mit einem Schlag der Nektar weg, weiß Hetzenauer.
Geringeres Angebot ist gut für die Qualität
In der geringeren Tracht in Tirol sieht Hetzenauer auch Vorteile für die Qualität. Die Bienen hätten so Zeit, den Nektar im Stock öfters umzutragen. Bei jedem Umtragen würden sei körpereigene Substanzen abgeben, „dadurch ist unser Tiroler Honig gehaltvoller als ein Honig von einer Massentracht“, so Hetzenauer.
Ein weiterer Vorteil in Tirol sei auch die geringe Zahl der Erwerbsimker, dadurch seien viele nicht auf den Honigertrag angewiesen. Das bestätigt auch der Fügener Imker Gerhard Oberdacher, der 120 Völker sein Eigen nennt. Für ihn macht es die Imkerei spannend, dass nicht jedes Jahr gleich sei, „man ist da sehr von der Natur abhängig“.
Schlechte Jahre kein Grund zum Aufgeben
Im Imkerleben gebe es nicht immer nur große Ernten, man müsse auch mit weniger zufrieden sein, so Oberdacher. Manche Völker hätten heuer Honig, andere hingegen würden vor dem Verhungern stehen. Mindestens die Hälfte hätten die Völker für den Eigenbedarf verbraucht, „die man jetzt als Imker nicht mehr schleudern kann“, sagt der Imker aus dem Zillertal. Er sei jetzt 44 Jahre Imker und er habe schon mehrere Jahre ohne Honig erlebt. „Deshalb habe ich nie aufgegeben, die Bienen waren mir immer sehr wichtig“, so Oberdacher.
Starker Befall durch die Varroamilbe
Der warme April aber auch die starke Brut aufgrund des geringeren Nektareintrages begünstigten heuer einen Parasiten, die Varroamilbe. Auszurotten ist dieser Parasit nicht mehr, die Imker müssen sich damit begnügen, die Milbe zu dezimieren, ansonsten würden die Völker den kommenden Winter nicht überleben.
Immer mehr Frauen entdecken die Imkerei
Trotz Varroamilbe und erschwerten Bedingungen in Tirol lassen sich viele nicht von der Imkerei abhalten. Im Gegenteil, immer mehr Menschen zeigen Interesse. Früher sei die Imkerei eine Domäne von Männern im Pensionsalter gewesen, erzählt Reinhard Hetzenauer. Das habe sich geändert: Immer mehr junge Menschen und vor allem auch Frauen entdecken die Imkerei als ihr Hobby. Mittlerweile gibt in Tirol etwa 3.000 Imkerinnen und Imker, die Tendenz ist steigend.