Felix Mitterer hat für die Raimundspiele 2019 ein Auftragswerk geschrieben
Joachim Kern
Joachim Kern
Kultur

Mitterer schreibt Piefke Saga für Steudltenn

Das Theaterfestival Steudltenn in Uderns feiert 10. Geburtstag. Zum Fest am 25. Juli haben sich Unternehmer Heini Staudinger und Autor Felix Mitterer angesagt. Letzterer hat versprochen, für das Steudltenn eine „ganz andere Piefke-Saga-Fortsetzung“ zu schreiben.

Die Ereignisse rund um den Coronavirus-Hotspot Ischgl haben Felix Mitterer motiviert, eine Fortsetzung des umstrittenen vierteiligen Fernsehklassikers der frühen 1990er zu schreiben. Im März 2021 soll die neue Folge mit dem alten Team gedreht werden. Im Zillertal soll eine Bühnenversion uraufgeführt werden. „Er sagt, es wird aber nicht einfach eine Theaterfassung, sondern etwas ganz anderes“, erzählt Festival-Gründer und -Leiter Hakon Hirzenberger im Gespräch mit der APA. Als Spielort wäre das Hotel Lamark von Alexander Fankhauser in Hochfügen ideal. Auf 1.500 Meter Seehöhe, wurden im Rahmen des Festivals bereits einige Mitterer-Stücke aufgeführt.

100.000 Besucher in den letzten zehn Jahren

Dass es von 25. Juli bis 9. Oktober überhaupt ein zehntes Festival gibt, gleicht einem zweifachen Wunder. Zum einen wurde die Jubiläumsedition, die eigentlich schon im April starten hätte sollen, mitten in den Proben vom Corona-Shutdown erwischt und hing an einem seidenen Faden. „Wir haben zunächst unsere Proben via Skype fortgesetzt, haben aber irgendwann allen gesagt, sie sollen nach Hause fahren“, sagt Hirzenberger. „Schließlich wird bei der Rock-Pop-Oper ‚Graceland‘ geschrien, geküsst, gesungen und geschlagen – also alles, was man derzeit auf der Bühne nicht machen soll.“

Zum anderen ist es wirklich außergewöhnlich, was in den vergangenen Jahren in der kleinen Zillertaler Gemeinde passiert ist. In den zur Bühne umgebauten 700 Jahre alten Heustadl und an zahlreiche Nebenspielstätten sind seither an die 100.000 Besucher gekommen und haben über 600 Künstler gesehen. „Besonders stolz bin ich auf unsere Vielfalt, darauf, dass wir wirklich für alle Generationen etwas bieten“, sagt der 54-jährige Theatermann. „Und darauf, dass wir fast jedes Jahr eine Uraufführung machen konnten. Das ist nicht selbstverständlich.“

Kleine Babyelefanten aus Holz sorgen für Abstand

Die am Samstag startende Coronavirus-Edition ist anders geworden, weil bei Schönwetter mitten im Feld Open Air gespielt wird. „Eine ‚Bühne unter Sternen‘ mitten in den Alpen könnte Kult sein“, meint Hirzenberger, der in Wien geboren wurde und ins Zillertal geheiratet hat, „andererseits ist das Wetter in Tirol für Open-Air-Veranstaltungen eigentlich eine Zumutung.“ Wenn es also regnen sollte, kann ein „Schönwetterkarten“ genannter Teil der Tickets nicht in Anspruch genommen werden, der Rest begibt sich in die Scheune, wo kleine Babyelefanten aus Holz für den nötigen Abstand sorgen. Finanziell und organisatorisch sei das ein Fiasko, es sei aber wichtig, die kulturelle Verantwortung zu übernehmen.

Reichhaltiges Programm

Viel zum Lachen und zum Feiern ist auch heuer wieder dabei, aber zweimal spielt auch der Tod mit: Zum einen in der von Hirzenberger inszenierten „todsicheren Komödie“ „Mein Freund Kurt“, zum anderen in einer Lesung des Ex-Jedermanns Peter Simonischek mit Brigitte Karner: „Auf dem Schlachthof“ lernen einander eine Kuh und ein Stier kennen und lieben. Für ein Happy End ist es aber zu spät. Auf das Coronavirus nimmt im Programm nicht nur eine Lesungsreihe mit „Weltliteratur der Pandemie“, sondern auch eine Serie von fünf Monologen Bezug, die von 3. bis 6. September als „Stationentheater von einer Couch zur anderen“ geboten wird. Fünf Autoren haben sich Gedanken darüber gemacht, was uns alles noch erwarten könnte. Felix Mitterer ist auch mit einer Lesung aus dem Roman „Keiner von Euch“ und einer Aufführung von „Mein Ungeheuer“ Teil des Festivals. Hakon Hirzenberger: „Das wird wohl ein bisschen zur Gruppentherapie werden.“