Portal der Tunnelbaustelle für den Brennerbasistunnel
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Wirtschaft

BBT: Rosenheim lehnt Trassenvorschläge ab

Der Rosenheimer Kreistag hat alle fünf Trassenvorschläge für den sogenannten Brenner-Nordzulauf abgelehnt. Tirols LH Günther Platter (ÖVP) kritisierte diese Entscheidung scharf und appellierte an die EU, auf die Einhaltung bestehender Verträge zu bestehen.

Der Widerstand gegen den umstrittenen Neubau einer Bahntrasse im bayerischen Inntal wächst offenbar weiter. Der Rosenheimer Kreistag lehnte alle fünf Trassenvorschläge „aufgrund der schwerwiegenden raumordnerischen Defizite“ ab, wie das Landratsamt mitteilte.

Der Brenner-Nordzulauf soll die Kapazitäten zum künftigen Brenner Basistunnel erweitern, der mehr Güter auf die Schiene bringen soll. Die Eröffnung könnte sich inzwischen von 2028 auf 2030 verzögern.

Mehrere Gründe für Ablehnung

Angesichts der vorhandenen Infrastruktur bleibe kein Spielraum für eine verträgliche oberirdische Trasse, hieß es in einer Stellungnahme zum Raumordnungsverfahren der Regierung von Oberbayern. Das Gebiet sei aufgrund der Siedlungsdichte, der Landschaft, der Landwirtschaft und des Tourismus besonders anspruchsvoll und empfindlich. Grundsätzlich müsse die Bahn zunächst den Bedarf einer Neubaustrecke zweifelsfrei nachweisen, so der Kreistag.

Platter zweifelt an Interesse Bayerns

Für Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) ließen diese jüngsten Meldungen „erneut Zweifel aufkommen, dass Bayern ein ehrliches Interesse an einer möglichst raschen Realisierung der Zulaufstrecken hat“. Fakt sei, dass der Brenner Basistunnel seine vollen Kapazitäten nur mit den Zulaufstrecken in Deutschland und Italien entfalten könne. Auch der Bedarf einer Neubaustrecke auf bayerischer Seite sei bereits hinlänglich nachgewiesen.

Platter: EU soll „Klartext reden“

Aus Tiroler und auch aus europäischer Sicht sei es nicht akzeptabel, dass Bayern immer noch über die Trassenfindung diskutiere und der Baubeginn sich damit weiter verzögere, urteilte Platter: "Bayern hinkt bereits jetzt 20 Jahre hinterher. Die EU, die ebenfalls Milliarden in dieses Projekt investiert, ist dringend gefordert, Klartext mit Deutschland zu reden und auf die Einhaltung bestehender Verträge zu pochen, zu denen der Bau des Brenner-Nordzulaufs nun einmal gehört“, so der Landeshauptmann.

Für NEOS ist Bayerns Haltung nicht aktzeptabel

Landtagsabgeordneter, Andreas Leitgeb, verweist darauf, dass die Hälfte des Tunnels zwischen Italien und Österreich bereits ausgebrochen sein. „Es steht außer Zweifel, dass die Kapazitäten des Brenner Basistunnels nur dann zur Gänze genutzt werden können, wenn die festgeschriebene Zusammenarbeit zwischen Deutschland, Italien und Österreich funktioniert", sagt Leitgeb.