Käsekeller
beatrice prève – stock.adobe.com
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Wirtschaft

Krise fuhr mit Biobergbauern Achterbahn

Tirols Biobergbauern haben eine Achterbahn hinter sich. Während der Coronavirus-Krise mussten die Lieferanten von Bio vom Berg mit enormen Schwankungen fertig werden. Dennoch konnten die März- und April-Umsätze unterm Strich gehalten werden. Die Krise brachte für Bio vom Berg Änderungen in der Vermarktung, die jetzt bleiben.

Dass Produkte, für die man an der Feinkost-Theke anstehen muss, während des Shut-Downs schlagartig nicht mehr nachgefragt wurden, hat auch bei Bio vom Berg, einer Genossenschaft mit mehr als 50 Biobergbauern, anfangs Krisengefühle ausgelöst. Mittlerweile hat man Änderungen im Sortiment vorgenommen, vor allem bei Sennereiprodukten. Am Beispiel Käse: Statt 2,5-Kilo-Laibe, die über die Feinkost abgesetzt wurden, werden jetzt Haushaltsgrößen z.B. von Brie oder Camembert produziert und verpackt.

Neue Präsentation im Geschäft

„Regional und frisch, aber ohne Anstellen“, skizziert Björn Rasmus, Geschäftsführer von Bio vom Berg, die Devise. Die Kunden würden kleinteilige, hochwertige Produkte schätzen, aber eben zum Mitnehmen statt durch Bedienung. Diese Strategie, die zur Krisenzeit half, den Absatz zu erhalten, soll künftig ausgebaut werden. Hand in Hand damit geht eine geänderte Präsentation. Die Sennereiprodukte der Bio-vom-Berg-Bauern liegen bestenfalls nicht im langen Kühlregal, sondern auf davon leicht abgesetzten „Frische-Inseln“.

Bio vom Berg

Genossenschaft zur Vermarktung von Produkten aus kleinstrukturierter Bio-Berglandwirtschaft. Über 50 Mitglieder, rund 600 Zulieferer.

Beim Fleisch sei derzeit eine „erhöhte Aufmerksamkeit“ spürbar, so der Bio-vom-Berg-Geschäftsführer. Verarbeiteten Produkten, z.B. Salami, werde mehr Raum eingeräumt, Biofleisch werde besser platziert. Zwar mache regionales Biofleisch insgesamt nur drei bis fünf Prozent vom verkauften Fleisch insgesamt aus, die aktuelle Debatte schlage sich aber spürbar im gestiegenem Kundeninteresse nieder.

Manche Biobauern stehen und fallen mit Gastronomie

Die Coronavirus-Krise hat die Biobergbauern unterschiedlich getroffen. Während auf die Gastronomiezulieferung spezialisierte Betriebe mitten in der Vorbereitung auf das Ostergeschäft von 100 auf Null heruntergebremst wurden, so Rasmus, seien andere mit einem blauen Auge davongekommen. Eierproduzenten, die auch an die Gastronomie liefern, hatten zunächst Überschüsse, durch das vermehrte Kochen daheim fanden diese Eier aber im Handel ihren Absatz. Haltbare Produkte wie Knäckebrot oder Apfelsaft mit spätem Ablaufdatum seien so stark nachgefragt worden, dass es zu Lieferengpässen kam.

Nachfrage änderte sich erdrutschartig

Der Shutdown habe von den Bio-vom-Berg-Bauern enorme Flexibilität gefordert. Normalerweise dauern Veränderungen im Produktsegment im einstelligen Bereich etwa ein halbes Jahr, während der Krise waren die Bauern mit Verschiebungen von bis zu 30 Prozent binnen zehn Tagen konfrontiert. „Das sind Erdrutschbewegungen für uns“, so Rasmus. Dass die März- und April-Umsätze insgesamt in etwa jenen des Vorjahres entsprechen, führt der Bio-vom-Berg-Geschäftsführer auf intensive Zusammenarbeit von Lieferanten, Genossenschaft und Handel zurück – in einer Phase, in der statt gemeinsamer Sitzungen Home-Office und Videokonferenz auf der Tagesordnung standen.