Gesundheitspsychologin Monika Sztankay
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Coronavirus

Wunsch nach digitalem Patienten-Gespräch

Nach dem Lockdown und den Besuchsverboten in den Spitälern wünschen sich die Klinikpsychologen neue Wege in der Kommunikation mit den Patienten. Im Falle einer zweiten Welle und eines neuerlichen Besuchsverbots könne etwa die Video-Telefonie den Kontakt besser sicherstellen.

In Tirol wurde am 12. März das Besuchsverbot in den Tiroler Spitälern verhängt, das bis zum 4. Juni andauerte. Zwölf Wochen lang war es nur in Ausnahmesituationen – etwa wenn es um das Sterben ging – erlaubt, einen Patienten zu besuchen – mehr dazu in Spitäler: Besuchsverbote werden gelockert.

Große Belastung für schwer kranke Menschen

Viele der Kranken hatten nicht nur mit ihrem Gesundheitszustand zu kämpfen, sondern plötzlich weitere Sorgen unterschiedlichster Natur, berichtete Monika Sztankay, Psychologin an der Innsbrucker Klinik: „Wann seh ich die Familie wieder? Wann kann ich nach Deutschland fahren, um den Lebensgefährten zu sehen? Wie geht es meinen alten Eltern in Oberösterreich, werden sie sich anstecken und sterben? Da waren viele neue Ängste, die unsere Patienten sonst nicht gehabt hätten, auch viele existentielle.“

Gesundheitspsychologin Monika Sztankay
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Psychologin Monika Sztankay muss mit Abstand und Maske Nähe herstellen.

Gespräche mit zwei Metern Entfernung

Klinischen Gesundheitspsychologen, Psychoonkologen und Psychiater der tirol kliniken kümmern sich um Krebspatienten, sind im Hospiz in Hall präsent und waren auch auf den Covid-19-Stationen, die mittlerweile wieder abgebaut sind, tätig. Sie hatten mit Patienten zu tun, die nicht wussten, wann der Lockdown, die Isolation beendet sein würde. Und auch den Helfern war verboten, Nähe im klassischen Sinn herzustellen, so Sztankay: „Wir mussten zwei Meter Abstand halten. Wir hatten Masken auf, auf den Covid-19-Stationen Schutzanzüge an. Also alles, was man in zwischenmenschlichen Situationen braucht, wie die Nähe, die Berührung, das Lächeln, ein Gesichtsausdruck, fiel weg.“

Der Lockdown wurde von Patienten durchaus als „schockartig“ empfunden. Über psychische Folgewirkungen sei noch nichts bekannt, da die Zeit dafür noch zu kurz ist, sagte Sztankay.

Das Arztgespräch am Computer

Indes machen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Konsiliar- und Liasondienste der tirol kliniken, die der Psychiatrie zugeteilt sind, Gedanken, ob und was man aus Psychologensicht in Zukunft besser machen kann. Nebst Aufstockung des Personalstands sollte man die neuen Technologien im Sinne des Patienten nutzen, so Sztankay: „Wenn die Nähe reduziert wird, muss man kreativ werden. Es ist jetzt günstig, sich andere Wege der Kommunikation mit den Patienten zu überlegen. Etwa digitale Lösungen wie die Online-Telefonie, die ja schon in anderen europäischen Ländern in Spitälern praktiziert wird. Wir sollten das anbieten, damit auch unsere Patienten lernen, immer besser damit umzugehen. Damit könnte man besser gewährleisten, dass Patienten von Zuhause aus den Kontakt zu uns halten. Aber auch das Arztgespräch wäre online möglich. Und man könnte der Isolation entgegenwirken.“

Anzurufen und den anderen am Bildschirm zu sehen, schafft mehr Nähe und Vertrauen, als nur die Stimme zu hören. Und die Psychologin kann dann nicht nur hören, sondern auch sehen, wie es einem Patientin wirklich geht.