Pressestunde Platter
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Politik

Platter hält an Regierungsteam fest

ÖVP-Landeshauptmann Günther Platter hat sich am Sonntag in der ORF-Pressestunde der Kritik zu den Corona-Maßnahmen gestellt. Rücktritte in der Tiroler Regierung schloss er aus, die Entwicklung der Corona-Zahlen in Tirol bezeichnete Platter als „Erfolgsgeschichte“.

„Ich habe die Wintersaison beendet“, das betonte Günther Platter (ÖVP) in der ORF-Pressestunde am Sonntag mehrmals. Es sei seine Sorge gewesen, dass wieder 150.000 Gäste mit dem nächsten Wechsel nach Tirol kommen. Das sei keine leichte politische Entscheidung gewesen und habe in Tirol für wenig Freude gesorgt, so Platter. Aus seiner Sicht habe Tirol zu Beginn der Corona-Krise nicht zu langsam reagiert, sondern sei „vorausgezogen“. Das habe dazu geführt, dass Tirol von 3.500 Infizierten auf zehn Infizierte am Sonntag gekommen sei: Für Platter eine „Erfolgsgeschichte“.

Mit dem Wissen von damals stehe er voll zu den Entscheidungen, die in der Corona-Zeit getroffen wurden. Mit dem Wissen von heute sehe manches anders aus, deshalb habe er auch die Expertenkommission eingesetzt – mehr dazu in Zustimmung zu Ischgl-Kommission in Tirol. Von ihr erwarte er sich, dass alles genau aufgearbeitet werde, ohne Rücksicht auf Personen oder Institutionen. Das sei wichtig, um Lehren aus der Krise zu ziehen, so Platter.

Abreise aus Risikoregionen: Platter sah keine Alternative

Für besonders viel Aufregung und Kritik sorgte die Entscheidung, die Gäste aus dem Paznauntal und aus St. Anton am Arlberg am 13.März nachhause zu schicken. Tausende Menschen packten damals innerhalb weniger Stunden ihre Koffer, und verließen fluchtartig Tirol – mehr dazu in CoV: Flucht vor der Quarantäne.

Eine andere Lösung habe es nicht gegeben, so Platter, es sei eine Ausnahmesituation gewesen. „Was glauben Sie, was da losgewesen wäre, wenn wir 10.000 Gäste im Paznauntal eingesperrt hätten?“ Das hätte politische und mediale Diskussionen gegeben, deshalb habe man die Ausreise mit dem Gesundheitsministerium so vereinbart. Mit Formularen und einer Datenerhebung habe man sicherstellen wollen, dass die Gäste direkt nachhause fahren, auch die Heimat-Gesundheitsbehörden der Abreisenden zu informieren. Der Gast müsse aber auch Eigenverantwortung umsetzen, so Platter.

Nachhaltigerer Tourismus: Aber nicht ohne Après Ski

Die starke internationale Kritik am Tiroler Tourismus könne er nicht nachvollziehen, so Platter im Gespräch mit den Journalisten. Der Tourismus in Tirol sei zu unrecht in Verruf geraten. Dabei gehe Tirol seit Jahren „einen Weg der Qualität“. Ein weiterführendes Konzept dazu werde derzeit auch ausgearbeitet. Ganz ohne Après Ski werde es aber nicht gehen. Bereits in seiner Jugend habe es geheißen, nach dem Skifahren gehe man zum Fünf-Uhr-Tee,und dort sei es nicht beim Tee geblieben, so Platter. Ein Eindämmen des Partytourismus halte er aber für notwendig.

Das gelte auch für die Lokale, die sich nicht an die Corona-Sperre gehalten haben – mehr dazu in Apres-Ski-Lokale feierten trotz Verbots. Sie seien angezeigt worden, die Verordnung sei klar gewesen, eine Bestrafung sei notwendig, so Platter.

Tilg und Geisler: Vorerst keine personellen Konsequenzen

Für mögliche personelle Konsequenzen will Platter erst den Bericht Expertenkommission im Oktober abwarten. Angesprochen auf den unter Kritik geratenen Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) – mehr dazu in LR Tilg (ÖVP) denkt nicht an Rücktritt – erklärte Platter, er halte an seinem Team fest, das sei wichtig „um das Land wieder in Schwung zu bringen“. Dazu brauche es ein starkes Team, so Platter, er werde das Land mit Elan aus der Krise bringen.

Auch Josef Geisler, Landeshauptmannstellvertreter, stärkte er weiterhin den Rücken, er sei ein „gutes Regierungsmitglied“, der hier entgleist sei, so Platter – mehr dazu in Geislers „Luder“-Sager: Sexismus-Vorwurf. Dass dabei ein nicht akzeptables Frauenbild der Tiroler entstanden sei, gefalle ihm nicht, deshalb habe er klare Position bezogen und interne Gespräche geführt. Ein Rücktritt von Geisler sei aber nicht angedacht, auch andere Parteien hätten sich bereits gegen einen Rücktritt ausgesprochen, so Platter.