Motorradfahrer im Außerfern
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Verkehr

Wenig Freude über Motorrad-Fahrverbot

Bis zu 3.300 Motorradfahrer täglich nutzen das Außerfern im Sommer als Motorradstrecke. Die Landesregierung will die lärmgeplagten Anrainer jetzt mit einem Fahrverbot für besonders laute Maschinen entlasten. Die neue Verordnung stößt aber auf wenig Begeisterung.

Die engen Kurven und die schöne Bergkulisse locken im Sommer zahlreiche Motorradfahrer ins Tiroler Außerfern. Das sorgt bei den Anrainerinnen und Anrainern für wenig Freude. Sie klagen seit Jahren über die starke Lärmbelastung, besonders an den Wochenenden – mehr dazu in Bürger protestierten gegen Motorradlärm

Die Landesregierung hat ab 10. Juni eine Verordnung für die Motorradfahrer im Außerfern angekündigt. Motorräder, die laut Typenschein lauter als 95 Dezibel sind, dürfen ab dann nicht mehr durch das Außerfern fahren.

Verordnung tritt am Mittwoch in Kraft

Man habe sich dazu entschieden, den Nahfeldpegel der Motorräder zu kontrollieren. Zum einen sei das gut durchführbar, zum anderen würden gerade diese Maschinen beim Beschleunigen als besonders störend empfunden, erklärte Landeshauptmann-Stellvertreterin und Verkehrslandesrätin Ingrid Felipe (Grüne). Diese Verordnung hätten Experten der Lärmabteilung und des Verkehrsrechts gemeinsam ausgearbeitet.

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Für viele Motorradfahrer ist das Lechtal ein beliebtes Ausflugsziel

Motorrad-Verband startet Kampange zu Fahrverhalten

Kritik gibt es dazu von der Arge2Rad, dem Dachverband der österreichischen Zweiradindustrie und Zweiradimporteure. Das Standgeräusch der Maschinen als Maßeinheit für die Lärmreduktion zu verwenden sei ein falscher Ansatz und nicht zielführend, erklärte Karin Munk von der Arge 2Rad. Das Standgeräusch stehe in keiner Relation zum tatsächlichen Fahrgeräusch. Dasselbe Motorrad könne leise oder laut durch ein Ortsgebiet fahren, das hänge stark vom Fahrverhalten der einzelnen Motorradfahrer ab.

Hier setzt die Arge2Rad auch Schritte -mit einer Kampagne soll an das verantwortungsvolle und vor allem ruhige Fahren der Lenker appelliert werden. Gleichzeitig gebe es eine international verwendete App, die Motorradfahrer auf zu lautes Fahrverhalten aufmerksam machen soll.

Bürgerinitiative kritisiert „Placebo“-Verordnung

Auch die Bügerinitiative im Lechtal ist mit der neuen Verordnung nicht glücklich, davon seien nur sehr wenige Motorräder betroffen, erklärte reinhard Oberlohr von der Initiative „Xund’s Lechtl“. Die zu erwartende Lärmreduktion wäre damit sehr gering. Die neue Verordnung sieht die Bürgerinitiative als „Placebo“-Verordnung. Auch die Kontrollen seien schwierig, gerade dann, wenn die Biker in größeren Gruppen unterwegs sind.

Beim Land heißt es dazu, sieben Prozent der Motorräder seien von der Verordnung betroffen, sie würden aber gleich viel Lärmbelastung verursachen wie die restlichen 93 Prozent. Demnach wären 231 von maximal 3.300 Motorradfahrern täglich von dem neuen Fahrverbot betroffen.

Motorradfahrer im Außerfern
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An den Wochenenden treffen sich tausende Motorradfahrer auf den Bergstraßen im Außerfern

ÖAMTC sieht Motorrad-Hersteller in der Pflicht

Die Dezibelgrenze im Typenschein kann ein Aufheulen der Motoren allerdings nicht verhindern. Bei hoher Drehzahl kann auch eine Vespa zum Rennmotorrad werden. Das Fahrverhalten der Motorradlenker sei hier besonders wichtig, sagt auch der ÖAMTC. Gleichzeitig gebe es großes Potenzial bei den Herstellern. Man dürfe nicht nur Auspuffsysteme anbieten, die die Maschinen lauter machen, sondern auch solche, die für eine leisere Fahrweise sorgen. Das sei sicher ein aufwendiger Schritt, aber sehr nachhaltig, so der ÖAMTC.

Hoteliers nicht zufrieden mit Verordnung

Auch einige Wirte im Außerfern fühlen sich von dem Motorradfahrverbot eingeschränkt. Sie hatten in diesem Sommer stark auf die Motorrad-Urlauber gesetzt. Durch die Bekanntgabe des neuen Fahrverbotes sei eine Stornierungswelle ausgelöst worden. Auf Internetseiten der Motorradfans sei ein „Shitstorm“ über Österreich hereingebrochen, erklärten Kai Bürskens, Hotelier aus dem Lechtal, und Herbert Gassner, Chef der Motorradhotels (kurz MoHo).

Sie sehen einen Imageschaden für den Tourismus, und einen „Multiplikatoreffekt“: Sobald jemand in einer Motorradgruppe von dem neuen Fahrverbot betroffen sei, sei die gesamte Gruppe für den Tourismus verloren, erklären die beiden in einer Aussendung.

Änderungen im kommenden Jahr möglich

Die Freude über die ab Mittwoch geltende neuen Verordnung hält sich also in Grenzen. Das erste Jahr werde die Umsetzung fachlich begleitet und auch evaluiert. Nach der Motorradsaison im Herbst könne man dann die Auswirkungen feststellen und mögliche Änderungen für das Folgejahr erarbeiten, so das Land Tirol.