Übergabe der Petition gegen das Kraftwerk Tumpen-Habichen an die Tiroler Landesregierung.
WWF Österreich
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Politik

Geislers „Luder“-Sager: Sexismus-Vorwurf

Massive Kritik und Rücktrittsforderungen gibt es nach einem Sager von Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler (ÖVP). Dieser hatte eine WWF-Vertreterin als „widerwärtiges Luder“ bezeichnet. Geisler entschuldigte sich inzwischen für die Aussage. Kritiker sprechen von „inakzeptablem Sexismus“.

Es war am Mittwoch auf dem Landhausplatz bei der Übergabe einer Petition gegen das Wasserkraftwerk Tumpen-Habichen, als Geisler eine WWF-Vertreterin als „widerwärtiges Luder“ bezeichnete. Die Aussage Geislers ist auf einem Video zu hören, das vom WWF auf YouTube publiziert wurde.

Protest gegen das Wasserkraftwerk Tumpen-Habichen auf dem Landhausplatz
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WWF-Protest gegen das Kraftwerk im Ötztal

Bevor Geisler die WWF-Aktivistin als „widerwärtiges Luder“ bezeichnete, gab es einen Wortwechsel zwischen Geisler und der Frau über die Verschlechterung von Flüssen. Geisler unterbrach die Frau zuerst und meinte: „Jetzt müss’ma ein bissl auf dem Boden bleiben“, woraufhin die Aktivistin verlangte, dass Geisler sie ausreden lassen solle. Daraufhin meinte Geisler wiederum, dass man „a bissl aufm Boden bleiben“ müsse, „weil das Problem jetzt haben wir“.

Geisler: Völlig unangebrachte Aussage

Die Frau fuhr fort und sprach weiter über den Ausbau der Wasserkraft, woraufhin Geisler in Richtung Landeshauptmann-Stellvertreterin Ingrid Felipe (Grüne) meinte: „Siehst, die lässt mich gar nicht reinreden. Widerwärtiges Luder.“ Der WWF bezeichnete das in einer Aussendung als „inakzeptable Entgleisung des Politikers“ und forderte zugleich eine Entschuldigung.

„Derartige Beschimpfungen haben in der Politik nichts verloren“, sagte WWF-Geschäftsführerin Andrea Johanides dazu. „So darf ein Amtsträger nicht mit Menschen umgehen, die völlig zu Recht auf die Folgen der Wasserkraftverbauung für die Flüsse hinweisen“, hielt sie fest. Geisler gab sich reuig – „ich entschuldige mich in aller Form für diese völlig unangebrachte Aussage“, ließ er verlauten.

Felipe hat Sager „in dem Moment nicht gehört“

Nach der WWF-Kritik und dem Bekanntwerden des Sagers meinte Felipe ihrerseits in einer Aussendung selbstkritisch: „Ich ärgere mich sehr, dass ich die Aussage in dem Moment nicht gehört und damit nicht wahrgenommen habe.“ Sie sprach von einer inakzeptablen Aussage. „Ich war im intensiven Austausch mit der Aktivistin“, so die grüne Umweltlandesrätin in der Erklärung. Es sei ihr jedenfalls wichtig, dass es auch mit Kritikern ein Gespräch auf Augenhöhe gebe. Der Austausch sei oft kontroversiell, aber gleichzeitig „ungemein wichtig“. Deshalb nehme sie Petitionen auch immer persönlich entgegen, meinte die Landeshauptmann-Stellvertreterin.

Die Tiroler Grünen als Koalitionspartner der ÖVP in der Landesregierung verurteilten den Sager Geislers als „frauenfeindlich und sexistisch“. Das gehe gar nicht, meinte die Frauensprecherin der Grünen, Stephanie Jicha. Eine Entschuldigung ohne Ausrede sei in diesem Fall das Mindeste. Auch vonseiten der Bundesgrünen gab es massive Kritik. Die Aussagen seien „letztklassig und frauenverachtend“.

Kritik auch von anderen Parteien

Den Rücktritt Geislers forderten nach Bekanntwerden des Falls die Tiroler Freiheitlichen. „Da gibt es keine Entschuldigung“, meinte Frauensprecherin Evelyn Achhorner. Für die Liste Fritz ist die Aussage Geislers „herabwürdigend und beschämend, widerwärtig und inakzeptabel“. Sie verlange nach Konsequenzen. „Sexistische Diffamierungen dürfen bei uns keinen Platz haben“, schloss sich auch NEOS Tirol der Kritik an.

Die SPÖ sprach ebenfalls von einer „inakzeptablen Entgleisung“ Geislers. Die Tiroler SPÖ-Frauen zeigten sich entsetzt über den „respektlosen Umgang und höchst hinterfragenswertes Frauenbild“. Die Bundes-SPÖ legte noch nach. Nach der verbalen Attacke Geislers dürfe nicht zur Tagesordnung übergegangen werden, daran ändere auch die inzwischen erfolgte Entschuldigung nichts.