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Coronavirus

CoV hat Sterblichkeit kaum beeinflusst

Das Coronavirus hat in Tirol zu keinen bedeutenden Abweichungen bei der Sterberate geführt. Das zeigen Daten der Statistik Austria, die jetzt von einem Bevölkerungswissenschafter ausgewertet wurden. Damit steht Tirol und auch Österreich im Gegensatz zu vielen westeuropäischen Staaten.

Die Statistik Austria sprach zuletzt für Anfang April von einer Übersterblichkeit von zehn bis 15 Prozent in Österreich, im Vergleich zum Durchschnitt der letzten fünf Jahre. So gab es in der ersten Aprilwoche insgesamt rund 1.800 Todesfälle statt durchschnittlich 1.600 in den letzten Jahren. Einige Experten meinen, einen so geringen Anstieg könne man gar nicht als Übersterblichkeit bezeichnen.

Anstieg in Tirol im April bei Sterblichkeit

Der Bevölkerungswissenschaftler Marc Luy von der Akademie der Wissenschaften sagt, man sollte nicht einzelne Wochen betrachten sondern das ganze Jahr. In Tirol, dem als erstes und am stärksten von Covid-19 betroffenen Bundesland zeigt sich, dass zum Jahresanfang besonders wenige Menschen starben, dann lag die Sterberate für drei Wochen knapp über dem Durchschnitt. Im April sehe man einen Anstieg, den man in den anderen Jahren in dieser Zeit nicht gesehen habe, so Luy.

Der Wissenschaftler wertete für Ö1 neue standardisierte Daten der Statistik Austria aus und verglich sie mit den letzten fünf Jahren. In Tirol zeigte sich, dass heuer zunächst wohl die Grippewelle besonders wenige Todesopfer gefordert hatte. Der Anstieg im März und April könne aber durchaus auf die Covid-Sterblichkeit zurückzuführen sein.

Grippewelle verlief heuer glimpflich

Was die Grippe betrifft, bestätigt Monika Redlberger-Fritz, die Leiterin der österreichischen Influenza-Referenzzentrums, die Vermutungen. In der heurigen Grippesaison seien vor allem junge Menschen und Kinder an Grippe erkrankt, „die versterben in der Regel nicht an der Grippe“.

Zu Covid-19, und die Maßnahmen samt Lock-Down in Österreich, sagt Luy, es sei auf jeden Fall geglückt, die Sterberate im absolut durchschnittlichen Niveau zu halten. „Ich denke schon, dass diese frühe Reaktion und der Lock-Down mit dazu beigetragen haben."

Lock-Down und Abstand hielten CoV im Zaum

Laut der Virologin Redlberger-Fritz haben Lock-Down und Abstandsregeln auch die Grippewelle und andere Atemwegserkrankungen völlig abgestoppt. Das trage ebenfalls zu den vor allem im Vergleich mit anderen Staaten geringen Sterberaten bei. In den westeuropäischen Staaten starben heuer in der ersten Aprilhälfte um rund 60 Prozent mehr Menschen als sonst in dieser Jahreszeit. Der Grund dafür ist Covid-19 – und insbesondere die vielen Todesfälle in Staaten wie Italien, Spanien, Großbritannien und Belgien.