Ortszentrum von Ischgl (Tirol)
ORF.at/Lukas Krummholz
ORF.at/Lukas Krummholz
Coronavirus

Neue Ischgl-E-Mails und Fall in Seefeld

Es gibt erneut Wirbel rund um Covid-19-Infektionen in Ischgl: Jetzt veröffentlichte Mails zeigen, dass ein Ischgler Hotel offenbar bereits am 3. März über Krankheitsfälle bei ehemaligen Gästen informiert wurde. Auch ein früher Fall in Seefeld wurde jetzt bekannt.

Die E-Mails wurden der ZIB2 und dem Nachrichtenmagazin Profil zugespielt. Aus ihnen geht hervor, dass die Reiseleiterin einer isländischen Urlaubergruppe einem Ischgler Hotel offenbar bereits am 3. März zwei Corona-Fälle in ihrer Gruppe gemeldet hat, und einen weiteren außerhalb der Gruppe. Das Land Tirol gibt an, dass der Einsatzstab und die Landespolizeidirektion die E-Mails erst am 5. März am Nachmittag, beziehungsweise am 6. März im Laufe des Tages bekommen haben.

Causa Ischgl: E-Mails zeigen späte Reaktion

Ab 15. Juni gilt eine gelockerte Maskenpflicht in Österreich. Die Sperrstunde in der Gastronomie wurde von 23.00 Uhr auf 01.00 Uhr verlegt. Der Weg aus der Krise wird langsam deutlicher, doch nun liegen der ZIB 2 und dem Nachrichtenmagazin „profil“ E-Mails vor, dass Corona-Warnungen aus Island schon früher in Tirol eingetroffen sind als bisher bekannt war.

E-Mails: Weiterleitung zu spät?

Laut Epidemiegesetz hätte die Weiterleitung der E-Mails aber innerhalb von 24 Stunden erfolgen müssen. Ob diesbezüglich rechtliche Schritte gegen das Hotel gesetzt wurden, ist derzeit noch offen. Der Hotelbesitzer war gegenüber ORF Tirol zu keiner Stellungnahme bereit.

Das Land gab an, die Mails wie alle anderen an die Staatsanwaltschaft übergeben zu haben. Dieser 1.000-Seiten-Bericht wurde vor kurzem auch an die Anwälte der Kläger übermittelt.

Bericht „wirft viele neue Fragen auf“

Stefan Rastl von der Wiener Anwaltskanzlei Motamedi hatte bereits Gelegenheit, den Bericht teilweise durchzusehen: „Es sind auf jeden Fall neue Information enthalten. Der Bericht wirft für uns als Vertreter von Geschädigten auch sehr viele neue Fragen auf“, so der Anwalt.

Man werde sich das Ganze noch genauer anschauen müssen. Der Bericht enthalte jedoch „einige Dinge“, bei denen man sich in der Kanzlei gefragt habe, „ob das alles richtig abgelaufen ist, so wie man in Tirol behauptet.“ Der Bericht werde jetzt genauer durchgearbeitet, dann würden weitere Beweisanträge an die Staatsanwaltschaft gestellt, erklärte der Anwalt.

Kritik von NEOS und FPÖ

Kritik kommt am Samstag von NEOS und der Tiroler FPÖ. NEOS-Klubobmann Dominik Oberhofer zeigt kein Verständnis für die offenbar späte Reaktion in Ischgl. Er fordert von Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) Antworten und personelle Konsequenzen.

FPÖ-Parteiobmann Markus Abwerzger spricht von einem „katastrophalen Agieren“ und fordert einen Rücktritt von ÖVP-Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg, Landessanitätsdirektor Franz Katzgraber und dem Öffentlichkeitsverantwortlichen des Landes Tirol, Florian Kurzthaler.

Seekirchl Seefeld
Karlheinz Veit
Ein Belgier wurde nach einem Seefeld-Urlaub im Februar positiv getestet

Bisher unbekannter Fall in Seefeld

Inzwischen ist auch ein bisher unbekannter Covid-19-Fall aus Seefeld bekannt geworden: Das Krisenprotokoll des Landes Tirol zeigte, dass ein Belgier, der von 22. bis 28. Februar in Seefeld zu Gast war, sechs Tage später in Belgien positiv auf das Corona-Virus getestet worden ist. Dieser Fall war bisher nicht bekannt, auch nicht in der Gemeinde, erklärte der Seefelder Bürgermeister Werner Frießer. Er hatte erst durch die Anfrage des ORF Tirol von dem Fall erfahren.

Das Land gab an, man sei auch dem belgischen Corona-Fall umgehend nachgegangen und habe sich direkt vor Ort ein Bild gemacht. Ein Contact Tracing sei durchgeführt und die Daten der Familie und der betroffenen MitarbeiterInnen erhoben worden, so das Land. Alle Personen seien vor Ort über die Situation aufgeklärt und angewiesen worden, ihren Gesundheitszustand zu beobachten. In Seefeld sei es danach aber zu keiner großen Ansteckungswelle gekommen. Die höchste Anzahl an positiv getesteten Coronafällen in Seefeld lag bei neun Personen.