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Chronik

Kostenexplosion bei Freizeitzentrum

In Kaltenbach im Zillertal sind die Kosten für ein Freizeitzentrum aus dem Ruder gelaufen. Statt der geplanten 2,4 Millionen muss die Gemeinde 4,3 Millionen Euro zahlen, das sind um 80 Prozent mehr als geplant.

In der 1.400 Einwohner zählenden Gemeinde entstand ein beliebter Funpark mit Eislaufplatz, Skatepark, Airpark, Squash, Bistro, und sogar einer Tanzschule. Letztere ist bedingt durch das Coronavirus noch geschlossen. Dafür wurde die 40 Jahre alte Tennishalle, die ein baulicher Schandfleck in der Gemeinde war, saniert, erweitert und umgebaut.

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Die ehemalige Tennishalle wurde umgebaut

Im vergangenen November gabe es die große Eröffnungsparty mit Bürgermeister Klaus Gasteiger im Mittelpunkt. Der Gemeinderat unterstützte einstimmig das Projekt. Jetzt gibt es aber große Nachwehen. Die beiden Oppositionsparteien brachten Beschwerde bei der Gemeindeaufsicht ein.

Böse Überraschung am Schluss

Martin Sporer von der Neuen Liste Kaltenbach sagt, man sei auf mehrmaliges Nachfragen immer vertröstet worden, die Kosten habe man im Griff und unter Kontrolle, man komme mit den 2,4 Millionen Euro aus. In der letzten Mitteilung des Bürgermeisters gab es das böse Erwachen: Der Umbau kostet 4,3 Millionen Euro.

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Das Freizeitzentrum bietet viele Möglichkeiten, die Kosten sprengten aber den Rahmen

Hansjörg Gwiggner von der FPÖ nennt es „brutal“. Es fehlten zwei Millionen Euro, die im Gemeindebudget nicht Platz hätten. Der Bürgermeister habe die Gemeinde nachhaltig auf Jahre hinaus geschädigt, so der FPÖ-Gemeinderat.

Bürgermeister verweist auf Altlasten

Bürgermeister Klaus Gasteiger begründet die Mehrkosten mit Altlasten. Eine Kanalanlage habe man gesucht, aber nicht gefunden. Man habe plötzlich festgestellt, dass es keine Oberflächenentwässerung gebe. Es seien baurechtliche Altlasten zu sanieren gewesen und das habe man zu Beginn nicht gewusst. „Das hat leider Gottes diesen Patschen produziert“, so Gasteiger.

Wünsche von Miteigentümer Schultz

Laut dem Bürgermeister gab es auch Wünsche des Miteigentümers. Das Anwesen samt Halle gehört zu 40 Prozent dem Zillertaler Liftunternehmer Heinz Schultz. Schultz verpachtete seinen Teil kostenlos an die Gemeinde, dafür beteiligte er sich nicht an den Investitionen, aber er habe Bedingungen gestellt.

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Wünsche von Liftunternehmer Schultz sollen den Bau verteuert haben, Schultz will das nicht auf sich sitzen lassen

Gasteiger sagt, wo jetzt der Boulderbereich sei, sei die Geschäftsführerwohnung gewesen. Man wollte den Boulderbereich im ehemaligen Squashraum belassen, dann sei aber klar geworden, dass der Boulderbereich hinauf müsse und der Squashraum ein Squashraum bleibe. So habe man in den Boulderbereich investieren müssen. „Da gibt es schon einiges, das im Laufe der Zeit dazu gekommen ist“, erläutert Gasteiger.

Martin Sporer von der Opposition sagt, dass Schultz laut dem Bürgermeister mit seinen Wünschen 700.000 Euro verursacht habe. Aber das seien alles Kosten, um die auch ein Sachverständiger oder diplomierter Architekt wissen müsse. Schultz verwehrt sich dagegen, er sei ein Kostentreiber gewesen. Alle Bedingungen seien bereits vor der Bauentscheidung bekannt gewesen.

Architekt ist Bruder des Bürgermeisters

Architekt und Bauabwickler ist der Bruder des Bürgermeisters. Er hätte laut Opposition frühzeitig die Stopptaste drücken müssen. Hier verweist man auf eine Hinweispflicht gegenüber dem Bauherrn. Jedenfalls sitzt die Gemeinde jetzt auf einer Finanzierungslücke von etwa zwei Millionen Euro.

Bürgermeister Gasteiger
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Bürgermeister Gasteiger gesteht Fehler ein

Opposition fordert externe Prüfung

Gasteiger hofft noch auf Förderungen seitens des Landes. Restliche Investitionen würden zurückgefahren. Fehler seien passiert, aber das bringe die Gemeinde Kaltenbach sicher nicht in den Ruin. Jeder, der Entscheidungen treffe und etwas baue, mache Fehler. Der Patschn sei passiert, den müsse man flicken und dann weitergehen, so der Bürgermeister. Die Opposition verlangt von der Gemeindeaufsicht eine externe Prüfung. Die Kostenexplosion habe schließlich jemand zu verantworten.