Matura in Neusiedl am See
ORF/Andreas Berger
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Bildung

Matura unter erschwerten Bedingungen

Für insgesamt 1.300 Tiroler Schülerinnen und Schüler hat am Montag die Reifeprüfung begonnen. Die Matura findet heuer nur schriftlich statt. Eine Kompensationsprüfung bietet die Möglichkeit, ein negatives Ergebnis auszubessern. Dennoch ist der Druck sehr groß.

Die Schülerinnen und Schüler der Tiroler Abschluss- und Maturaklassen drücken bereits seit drei Wochen die Schulbank. Während dieser Zeit habe man den Ablauf und die Hygienevorschriften gut üben können, bestätigte Werner Mayr, der Leiter des pädagogischen Dienstes der Tiroler Bildungsdirektion: „Es war erstaunlich, dass sich alle durchgehend der Verantwortung bewusst waren und sich großartig an die Regeln gehalten haben“, so Mayr.

Den Abschluss unter den momentanen Bedingungen zu machen, stelle aber sicherlich eine Ausnahmesituation dar: „Die Woche der Zentralmatura ist auch in normalen Zeiten stressig. Zum normalen Prozedere kommt derzeit das gesamte logistische und Hygiene-Prozedere hinzu und wird zu einer zusätzlichen Belastung“, zeigte sich Mayr überzeugt.

Drei statt vier Klausuren

Am Montag fanden die nicht-standardisierten Fachklausuren in berufsbildenden höheren Schule wie HAK und HTL statt, ab Dienstag beginnen die standardisierten Prüfungen: Den Anfang macht Deutsch, am Mittwoch folgt Englisch, am Donnerstag Mathematik, am Freitag dann Französisch, Latein und Griechisch.

Die Schülerinnen und Schüler durften heuer eine Klausur abwählen und schreiben statt den sonst üblichen vier nur drei Klausuren. In den AHS gelten dabei die Fächer Deutsch und Mathematik als verpflichtend. Da zum Zeitpunkt des Ausbruchs der Pandemie alle Themenhefte bereits gedruckt waren, konnten die Themenstellungen nicht mehr geändert werden. Dieser Stoff habe im Ergänzungsunterricht vermittelt und verankert werden müssen, erklärte Mayr.

Hétfőn kezdődnek az érettségi felkészítők Matura Zentral
APA/HARALD SCHNEIDER
Am Donnerstag findet die standartisierte Mathe-Matura statt

Mündliche Prüfung auf Wunsch

Bei der Beurteilung der derzeitigen Reifeprüfungen zählt die schriftliche Klausur zu 50 Prozent. Zur Hälfte fließt die Jahresnote mit ein. Für all jene, die in den schriftlichen Reifeprüfungen eine negative Note schreiben, gibt es von 22. bis 24. Juni Kompensationsprüfungen.

Ein mündlicher Teil ist bei der derzeitigen Reifeprüfung nicht vorgesehen. Bis 27. Mai können die Maturantinnen und Maturanten sich allerdings freiwillig zu einer mündlichen Prüfung anmelden, um ihre Jahresnote zu verbessern. Diese Prüfungen werden ohne externen Vorsitz stattfinden.

Sorge um „Matura zweiter Klasse“

Unter den Schülerinnen und Schülern bestünde die Sorge, dass der Abschluss, den sie jetzt machen, etwa von zukünftigen Arbeitgebern als minderwertig wahrgenommen werden könnte. Diese Befürchtung sei aber unbegründet, beruhigte der Pädagoge: „Die schriftlichen Leistungen sind gleich zu erbringen, die vorwissenschaftliche Arbeit war ebenso zu schreiben. Die Schülerinnen und Schüler müssen derzeit viel unter schwierigsten Umständen leisten“, bekräftigte Mayr.

Auch ÖVP-Bildungslandesrätin Beate Palfrader wehrte sich gegen den Vorwurf einer „geschenkten Matura zweiter Klasse“: Die jungen Menschen bewiesen momentan viel Eigenverantwortung und Flexibilität – auch das sei ein Zeichen von Reife, so Palfrader.