300 Antikörpertests sollen ab kommender Woche durchgeführt werden
APA (AFP)
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Antikörpertests lassen Fragen offen

Viele Antikörpertests mit recht unterschiedlicher Qualität sind zuletzt auf den Markt gekommen. Für wissenschaftliche Zwecke seien sie sehr sinnvoll, sagen Experten. Normalverbrauchern wird von Antikörpertests eher abgeraten, weil sie nicht zweifelsfrei nachweisen, ob man immun ist.

Für wissenschaftliche Studien – etwa um die Durchseuchung einer bestimmten Bevölkerungsgruppe zu untersuchen – machen Antikörpertests großen Sinn, sagte die Virologin Dorothee von Laer von der Medizinuniversität Innsbruck. Die Sinnhaftigkeit zur Testung bezüglich der Immunität gegen das Virus sei aber noch nicht hundertprozentig wissenschaftlich belegt. „Man geht davon aus, wenn jemand Antikörper hat, insbesondere neutralisierende Antikörper, dass er wahrscheinlich immun ist. Aber sicher weiß man es noch nicht“, sagte Dorothee von Laer.

Reagenzien
ORF
Antikörper-Tests können zeigen, ob jemand die Krankheit gehabt hat, aber nicht automatisch eine Immunität nachweisen.

Frage der Zuverlässigkeit

„Für den Normalverbraucher würde ich von diesen Tests abraten. Abgesehen von den Kosten, die die Leute dafür berappen müssen, ist das keine Garantie dafür, dass wenn dieser Antikörpertest positiv ist, dass man erstens die Infektion wirklich gehabt hat und zweitens, dass man gegen diese Infektion immun ist“, so der Infektiologe Günter Weiss von der Medizinuniversität Innsbruck.

In der Anfangsphase der Testungen habe es eine Reihe von falsch positiven Testergebnissen gegeben, sagte die Virologin Dorothee von Laer. „Wir haben Blutreserven vom letzten Jahr getestet, wo es noch kein Coronavirus gegeben hat. Ein bis zwei Prozent dieser Tests zeigten ein falsch positives Ergebnis“, so die Expertin. Es gelte die Empfehlung, dass jeder positive Test mit einem Neutralisationstest bestätigt werden muss. Dieser ist recht aufwändig und wird nur in einigen Labors angeboten. Der Neutralisationstest misst die Fähigkeit der Antikörper das Virus auszuschalten und diese sei entscheidend.

Nutzen des Tests ist beschränkt

Johannes Möst, Facharzt für klinische Mikrobiologie und Betreiber eines Labors in Innsbruck, wertete für eine Antikörper-Studie 397 Blutproben von niedergelassenen Ärzten und Ärztinnen aus. 20 von ihnen waren zu der Zeit infiziert und in Quarantäne und bei denen habe man auch Antikörper gefunden. Bei den übrigen 377 Blutproben war nur eine positiv. „Wir haben uns gewundert, dass wir nicht mehr Positive gefunden haben. Wir hätten mit mehr gerechnet, weil Tirol ja doch relativ stark betroffen war“, so Möst.

Dr. Johannes Möst
Johannes Möst
Mikrobiologe Johannes Möst hat knapp 400 Blutproben für eine Antikörpertest-Studie ausgewertet.

„Ich glaube es ist sinnvoll, wenn jemand krank war mit verschiedenen Symptomen und wissen möchte, ob das eine Coronavirus-Infektion war, einen Antikörpertest zu machen. Da besteht eine gute Chance die Krankheit nachweisen oder ausschließen zu können“, so Möst. Über eine eventuelle Immunität könne man aber nichts sagen und von daher ist der Nutzen der Tests beschränkt, meinte der Experte.