Die Busse der Firma Lüftner in Rum stehen in der Garage
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Wirtschaft

Tiroler Reisebusse ohne Fahrplan

Seit März stehen die Tiroler Reisebusunternehmen still: Alle vorgebuchten Fahrten mussten abgesagt werden. Die Branche fordert von der Politik neben finanzieller Hilfe vor allem dringend Informationen, denn noch gibt es kein Datum für einen möglichen Betriebsstart.

Die Firmen haben ihre Reisebusse abgemeldet und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Ihre Reisekataloge für das Jahr 2020 sind de facto ein Fall für das Altpapier, denn alle Städte-, Kultur- und Wanderreisen, sowie Vereinsausflüge und Gästetransporte mussten abgesagt werden.

Seit der Krise sind den Unternehmen die Einnahmen zu hundert Prozent weggebrochen. Der Tenor ist, dass diese Einbußen auch die Grenzöffnung zu Deutschland Mitte Juni nicht wettgemacht werden können – mehr dazu in Grenzen werden am 15. Juni geöffnet. Insgesamt rechnet die Wirtschaftskammer mit einem Schaden von 200 Millionen Euro für die Branche, verteilt auf 104 Tiroler Reisebusunternehmen.

Leeres Cockpit: Die Fahrerinnen und Fahrer der Tiroler Reisebusse sind derzeit in Kurzarbeit
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Leeres Cockpit: Die Busfahrerinnen und -fahrer sind in Kurzarbeit

Aufholen der Verluste „unmöglich“

Außer Stornierungen gebe es derzeit keine Arbeit, schilderte Busunternehmer Klaus Zoller aus Lermoos: „Meiner Meinung nach können wir diese Einbußen nicht aufholen, denn jene Gäste, die zum Beispiel eine unserer Busreisen zur Tulpenblüte in Holland gebucht hätten, die kommen heuer nicht mehr. Die Blüte ist im Mai und es gibt sie nur einmal im Jahr. Diese Reisen sind unwiederbringlich. Dieser Umsatz ist verloren“, glaubte Zoller. Er hofft auf die kommenden Jahre und darauf, dass Kunden wiederkämen.

Für heuer sah der Busunternehmer jedoch schwarz: „Erspartes, das für Investitionen wie neue Fahrzeuge gedacht war, schmilzt dahin, obwohl wir versuchen, unsere Kosten so gut wie möglich zu senken. Besonders für kleine Familienunternehmen wie das unsere ist die Situation sehr hart.“ Die Lage sei dramatisch, bestätigte Busunternehmer Lukas Lüftner: „Wir haben bis jetzt Umsatzeinbußen von sechs Millionen Euro. Diesen Verlust werden wir sicher nicht mehr aufholen können“.

Alle Reisen seit März mussten abgesagt werden
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Überholtes Angebot: Busreisen ins Ausland sind bis auf Weiteres nicht möglich

Rückerstattungen an Busunternehmen

Die Unternehmen haben ihren Kundinnen und Kunden die bereits geleisteten Anzahlungen für die ausgefallenen Reisen zurückerstattet. Derzeit warten viele von ihnen aber selbst noch auf Geld von Hotel- oder Kulturpartnern, berichtete Lüftner: „Natürlich haben auch wir Vorauszahlungen leisten müssen und laufen diesem Geld teilweise immer noch nach. Insgesamt kämpft unser Betrieb um gut 200.000 Euro, die noch ausständig sind. Manche Hoteliers sind komplett abgetaucht.“

Probleme bei der Rückerstattung gebe es vor allem mit manchen ausländischen Hotels, bestätigte Klaus Zoller: „Ein Hotelier hat uns per Email versichert, dass unser Geld uns bis 2021 gutgeschrieben werde – Zitat: ‚Wenn wir dann noch leben‘“, schilderte der Unternehmer. Wenn möglich versuche man daher, auf Gutscheinangebote zu verzichten – zu groß ist die Angst, dass langjährige Hotelpartner demnächst Konkurs anmelden müssen.

Leere Sitzplätze im Reisebus
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Um die Busse sicher zu befüllen, hat die Branche Regeln erarbeitet

Wann sind Busreisen wieder möglich?

Die Reisebusbranche fordert von der Politik finanzielle Unterstützung. Ab 20. Mai können Fixkostenzuschüsse beantragt werden. Die Vertreter in der Wirtschaftskammer kämpfen derzeit noch darum, welche Ausgaben darunter fallen dürfen.

Vor allem fordere die Branche von der Politik aber klare Ansagen, betonte Branchen-Obmann Franz Sailer: „Neben den dringend benötigten Zuschüssen brauchen wir vor allem einen Zeitplan.“ Derzeit gehe man davon aus, dass man mit 29. Mai wieder fahren dürfe, da dann auch die Hotellerie aufsperre: „Hotels und Gastro brauchen unsere Gäste, doch dazu brauchen wir einen fixen Starttermin, damit wir uns vorbereiten können“, so Sailer.

Man habe, betonte die Wirtschaftskammer, in den vergangenen Wochen gemeinsam mit Expertinnen und Experten Hygiene- und Abstandsregeln erarbeitet. So sollen die Reisebusse etwa regelmäßig während der Fahrtpausen desinfiziert werden. Gäste sollen zudem die Möglichkeit haben, alleine einen Doppelsitz buchen zu können.