Die Übergabe der Goldmedaille hätte in diesen Tagen in Baden bei Wien stattfinden sollen. „Sie ist coronabedingt leider abgesagt worden, wir hätten uns sehr auf das feierliche Ambiente gefreut,“ bedauerte Josef Glatzl vom gleichnamigen Biohof in Haiming.
Im Hofladen der Familie Glatzl haben Urkunde und Medaille natürlich einen Ehrenplatz bekommen, mitten drin unter den edlen Flaschen mit dem goldenen Etikett, auf dem ein Maiskolben zu sehen ist. „Glatzl-Gold“ wurde der edle Tropfen genannt. Die Idee für Name und Design hatte Tochter Christine Glatzl-Strigl schon vor der Prämierung. Nomen est Omen eben.

Der lange Weg zum Gold
Bis es soweit war, dauerte es allerdings mehrere Jahre. Die gewagte Idee einer Whiskey-Produktion hatte Josef Glatzl, der Senior. Seit Jahrzehnten baut die Familie Bio-Mais für verschiedene Produkte an. Eigene Mais-Mehle für Mus, Polenta oder neuerdings Cornflakes für die Tiroler Bio Marke Bio vom Berg, werden am Hof produziert und veredelt. Der Senior meinte, man sollte einmal wieder etwas Neues ausprobieren. Sohn Franz, der den Biobetrieb übernommen hat, war sofort Feuer und Flamme. Klar war, dass der Familien-Whiskey nur aus Mais produziert werden soll und zwar zu 100 Prozent und in Bio. „Da wird kein anderer Alkohol dazugemischt und auch der Mais wird nicht mit Pestiziden behandelt,“ sagte Franz Glatzl sichtlich stolz beim Besuch von ORF Tirol am Hof.
Heiß begehrter Bio-Mais
Es dauerte Jahre, bis endlich der richtige Mais für den Whiskey gefunden war. Eine österreichische Sorte erwies sich schließlich als perfekt. „Das Mehl daraus, ist besonders fein und süßlich“, erklärte Franz Glatzl. Es sieht tatsächlich goldfarben aus.
Die Bio-Maiskörner haben es aber nicht nur den Whiskey-Produzenten angetan, sondern auch den Raben. Auch aus diesem Grund gilt der Anbau von Bio-Mais in der Landwirtschaft durchaus als Herausforderung. „Den gebeizten herkömmlichen Mais rühren die Raben nicht an,“ berichtete Josef Glatzl auf seinem Feld. Aber wenn die Bio-Keimlinge aus dem Boden sprießen, sind die Raben da und verspeisen jedes einzelne Pflänzchen. Von Vogelscheuchen und aufgehängten glitzenden CDs lassen sich die Feinspitze nicht abbringen. In mühevoller Handarbeit werden deshalb dicht über dem Boden Fäden gespannt. „Da haben die Raben Respekt, weil sie sich darin verfangen könnten. Das ist viel Arbeit, aber es wirkt,“ erklärte Josef Glatzl.
Vor ein paar Tagen wurde der Mais gesetzt. Gräbt man in der Erde, sieht man die Keimlinge schon sprießen. Es wächst, zeigte sich der Bio-Bauer zufrieden. Für den Whiskey werden nur die Körner verwendet, nicht so wie beim Futtermais die gesamte Pflanze.

In Eichenfässern ruht das Gold
Die Frage nach dem richtigen Brennen bereitete der Familie Glatzl die nächsten schlaflosen Nächte. Man entschied sich für einen Freund in Oberösterreich, der sich in seiner Brennerei Dambachler in Guttau auf die Produktion von Whiskey spezialisiert hat. „Der hat uns am Anfang viel geholfen und uns auch in seine Geheimnisse eingeweiht,“ freuten sich die Glatzls.
Der Whiskey wurde in Eichenfässer gefüllt und lagerte im Keller des Biohofes in Haiming dann vier Jahre. Damit ist der Haiminger Whiskey zwar ein Jüngling, aber er mundete zumindest der Familie. Dann kam der große Moment. Erstmals stellte die Familie Glatzl ihr neues Produkt bei den Haiminger Markttagen aus. Nach anfänglicher Skepsis der Einheimischen, waren sie angetan und kauften die eckigen Flaschen mit dem flüssigen Gold gerne. „Die gingen weg wie die warmen Semmeln“ erinnerte sich Franz Glatzl. „Für uns war das die Bestätigung, dass wir auf einem guten Weg sind.“

Feuerprobe „Destillata“
Aber die Familie wollte es ganz genau wissen und schickte ihr Produkt zur diesjährigen 17. Edelbrand-Meisterschaft Destillata nach Niederösterreich. 100 Edelbrenner aus neun Nationen nahmen an der Prämierung teil, gewertet wurden Bio-Whiskey und herkömmlicher Whiskey gemeinsam. Auch ob aus Mais, Gerste oder Roggen, zu 100 Prozent oder gemischt gebrannt wurde, spielte keine Rolle. Nur der Jahrgang – unter fünf Jahre – zählte. Und die Branchen-Neulinge aus Haiming gewannen. „Da waren wir selbst überrascht,“ erzählte Franz Glatzl begeistert.
Neun Jahre soll er reifen
Rund 1.000 Liter brennen die Glatzls aus ihrem Mais jedes Jahr. Einige Fässer wurden beiseite gestellt und sollen bis zu neun Jahre Zeit haben, zu reifen. Das sollen dann die besonders edlen Tropfen werden, hoffen Josef und Franz Glatzl. Ob es wieder eine Goldmedaille dafür gibt? Der Name ist auf jeden Fall ein gutes Zeichen, wie sich ja schon gezeigt hat.