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Gesundheit

Stoffmasken schützen fast wie OP-Masken

Wiederverwendbare Stoffmasken stehen den Masken, die Chirurginnen und Chirurgen im Operationssaal verwenden, offenbar um nicht viel nach. Laut Mikrobiologin Cornelia Lass-Flörl filtert auch ein selbstgenähter Mund-Nasen-Schutz einen Großteil von Partikeln.

Viele Tirolerinnen und Tiroler setzen momentan auf selbstgemachte Schutzmasken aus Stoff, die waschbar sind und somit wiederverwendet werden können. Offenbar zurecht, wie die Innsbrucker Hygienikerin und Mikrobiologin Cornelia Lass-Flörl in einer Online-Ärztefortbildung am Mittwoch erklärte.

Effektivster Schutz vor Tröpfchen

Filtrierende Halbmasken wie FFP1-, FFP2- und FFP-3-Masken bieten den größten Schutz sowohl gegen feste, als auch flüssige Aerosole. FFP2-Masken filtern etwa fast 99 Prozent virusgroßer Partikel. Den besten Schutz bieten FFP3-Masken. Diese sind jedoch nur bei aerosolbildenden Tätigkeiten wie Absaugen oder Intubation in medizinischen Bereichen oder bei langer Exposition zu Erkrankten in geringem Abstand erforderlich.

Sowohl Fremd- als auch Eigenschutz

Eine Textilmaske filtere demnach etwa 71 Prozent aller Partikel. Dieser Schutz gelte sowohl für die Umwelt, als auch für die Trägerinnen und Träger selbst, bestätigte die Expertin gegenüber ORF Tirol. Chirurgische Mund-Nasen-Schutzmasken filterten hingegen etwa 86 Prozent aller Partikel. Stoffmasken könnten OP-Masken demnach nicht ersetzen, böten jedoch gerade in unkritischen Bereichen eine Alternative, hieß es. Die Zahlen basieren auf aktuellen Studien.

Ohne Mund-Nasen-Bedeckung können infektiöse Tröpfchen bis zu eineinhalb Meter weit streuen und andere somit anstecken. Partikel mit bis zu fünf Mikrometern Größe können bis in die Lungenbläschen gelangen, erläuterte Lass-Flörl: „Viren haben eine Größe von 0,01 bis zwei Mikrometer, Coronaviren zwischen 0,12 und 0,16 Mikrometer.“

Richtige Handhabung ist wichtig

Die Expertin wies besonders bei Stoffmasken auf die Einhaltung der empfohlenen Hygienemaßnahmen hin – speziell im Hinblick auf die Händehygiene. Die Außenseite der Maske sollte nicht berührt werden, da sie potentiell infektiös sein könne. Nach drei bis vier Stunden sollten die Masken dann gewechselt und bei 60 bis 90 Grad gewaschen und anschließend gut getrocknet werden, riet Lass-Flörl.

A szájmaszk helyes használatáról
Frankfurter Rundschau
Beim Auf- und Absetzen sollte ein Mund-Nasen-Schutz nur an den Bändern angefasst werden

Lass-Flörl für weniger Tests

Persönlich kritisch äußerte sich die Expertin zum derzeit in Österreich weiterhin verfochtenen Grundsatz „Testen, testen, testen“. „Wir haben derzeit in Tirol nur noch sehr wenige positive Testergebnisse, machen aber zigtausende Tests“, gab Lass-Flörl zu bedenken. Das Untersuchen von klinisch gesunden Personen sei zu hinterfragen.

Gegen eine Maskenpflicht in öffentlichen Gebäuden sprach sich Lass-Flörl gegenüber ORF Tirol nicht aus. Obwohl die Zahl der nachgewiesenen CoV-Infektionen seit Wochen sinkt, seien Zahlen nicht die einzigen Parameter für mögliche Lockerungen, so die Expertin. Es sei zwar ratsam, Maßnahmen immer wieder zu evaluieren und laut darüber nachzudenken, dies müsse jedoch global und unter Einbeziehung mehrerer Expertinnen und Experten geschehen.

Masken würden neben dem tatsächlichen Schutz beispielsweise auch das subjektive Sicherheitsgefühl erhöhen. Wenn die Bevölkerung eine Maßnahme bereits gut angenommen hat, müsse man zudem auch abwägen, ob es Sinn mache, diese erst zu lockern um sie bei einer eventuellen zweiten Welle wieder einzuführen, gab die Mikrobiologin zu bedenken.