Die Krise habe den Tourismus im März komplett zum Stillstand gebracht, rief Günther Platter in Erinnerung. Das gab es bislang noch nie in Tirol. Die Erträge aus dem Tourismus würden heuer in Tirol um vier bis fünf Milliarden Euro einbrechen, erklärte Hubert Siller, Leiter des Departments für Tourismus- und Freizeitwirtschaft am Management Center Innsbruck (MCI) bei der Pressekonferenz. Betroffen seien nicht nur die Betreiber von Hotels oder Gastronomiebetrieben, sondern auch Seilbahnunternehmer und Lieferanten.
MCI soll den Tourismus in Tirol weiterentwickeln
Im Wintertourismus sei die Zahl der Nächtigungen um rund 17 Prozent gesunken, so Siller. Im Sommer rechne man mit 20 Millionen Nächtigungen, die weniger verbucht werden. Tirol müsse sich von der Jagd nach Nächtigungsrekorden verabschieden. Künftig solle das Augenmerk mehr auf Wertschöpfung und Qualität gelegt werden, betonte Platter. Das MCI soll in diesem Sinn den Tourismus in Tirol weiterentwickeln. Wie dieser „Tiroler Weg“ aussieht, soll bis Herbst feststehen.
Kurzfristig sei die Öffnung der Grenzen das Wichtigste für den Tourismus, so Platter. Er hoffe hier auf eine baldige Lösung mit den Nachbarländern. Wenn die Gesundheitssituation dort ähnlich aussieht wie in Tirol bzw. Österreich, könne und solle man die Grenzen wieder öffnen. Dazu zähle auch die Möglichkeit, über das deutsche Eck von Salzburg nach Tirol reisen zu können.
15,3 Millionen Euro für Tourismus
Neben genauen Rahmenbedingungen für die Öffnung der Hotels brauche es auch finanzielle Unterstützung für die Tourismusbranche, so Platter. Daher beschloss die Landesregierung am Dienstag 15,3 Millionen Euro an Unterstützung.
Davon sind fünf Millionen Euro für Schutzhütten, Rad- und Wanderwege gedacht. Vier Mio. Euro sind als Ausgleich für die Kurzarbeit, die nicht vom Bund abgegolten wird, vorgesehen. So sollen wertvolle Mitarbeiter in den Tourismusverbänden bleiben und nicht arbeitslos werden. Ebenfalls vier Mio. Euro werden der Tirol Werbung für Werbemaßnahmen zur Verfügung gestellt. Mit 2,3 Mio. Euro wird die Tourismusförderung unterstützt.
Bereits Ende April stellte das Land den Tourismusverbänden 20 Millionen Euro an Zuschüssen zur Verfügung – mehr dazu in Weitere Entlastung für Unternehmen.
Mitte Mai öffnen die Gastronomiebetriebe wieder, Ende Mai sind die Hotelbetriebe wieder offen. Ab diesem Zeitpunkt würden auch die Seilbahnen wieder in Betrieb gehen, so Platter in einer Antwort auf Journalistenfragen.
Wintersaison für Tirol „sehr, sehr wichtig“
An einer Debatte über eine zweite Coronavirus-Welle, die laut einigen Experten im Herbst drohen und dann auch Einfluss auf die nächste Wintersaison haben könnte, wollte sich Platter nicht beteiligen. Man habe jetzt bereits Erfahrungen im Umgang mit dem Virus gesammelt, weshalb Platter davon ausging, dass man bei einem raschen Einschreiten große Isolationen wie in der Vergangenheit verhindern könne. So werde zurzeit auch gemeinsam mit dem Bund daran gearbeitet, wie etwa mit einem Coronavirus-Fall in einem Hotel umzugehen sei.
Wie wichtig die kommende Wintersaison für den Tiroler Tourismus ist, betonte indes Hubert Siller, Leiter des Departments für Tourismus- und Freizeitwirtschaft am MCI. „Es ist schon essenziell, dass die kommende Wintersaison stattfindet. Das ist sehr, sehr wichtig“, sagte er. Sie werde zwar möglicherweise mit Einschränkungen stattfinden müssen, er hoffe aber auf keine allzu großen Einschränkungen. Das Stattfinden der Wintersaison sei für den Tiroler Tourismus aber „absolut erfolgskritisch“, stellte Siller fest.