Schüler schreibt mit Bleistift, eine Lehrerin sitzt mit Mundschutz daneben. Im Hintergrund eine Betreuerin mit einer Jugendlichen im Rollstuhl
ORF
ORF
Coronavirus

CoV-Krise verlangt Sonderschulen einiges ab

Ab 18. Mai gelten nach der Wiederöffnung in Sonderschulen die gleichen Hygiene- und Sicherheitsvorschriften wie in anderen Schulen. Sicherheitsabstände können dort aber nur schwer eingehalten werden. Der Spagat zwischen gewohnter Struktur und neuen Maßnahmen ist eine tägliche Gratwanderung.

Mit 18. Mai öffnen neben Neuen Mittelschulen, AHS Unterstufen und Volksschulen auch Sonderschulen wieder für Schülerinnen und Schüler. 820 Kinder und Jugendliche mit einer Behinderung oder einem sonderpädagogischen Förderbedarf besuchen in Tirol eine Sonderschule. An einigen Sonderschulen drückt aber schon vor der offiziellen Wiederöffnung ein beträchtlicher Teil der Schülerinnen und Schüler wieder die Schulbank. Unter anderem deswegen, weil Eltern aufgrund der Arbeit ihre Kinder nicht mehr zuhause betreuen können.

Belastende Situation für Eltern

Viele Eltern von Kindern und Jugendlichen mit einer Behinderung waren in den letzten Wochen massiv gefordert und standen unter Druck. Kinder und Jugendliche mit körperlichen Behinderungen sind oft auf aufwendige Pflege rund um die Uhr angewiesen. Vor allem Eltern, die aufgrund der Coronapandemie von zuhause aus arbeiten mussten, wurde in den vergangenen Wochen eine logistische Meisterleistung abverlangt. Hinzu kommt, dass einige Kinder mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung als CoV-Risikopatienten gelten und dementsprechend besonders vor einer Infektion geschützt werden müssen.

Sonderschulen als besondere Herausforderung

Am 18. Mai startet für viele Schüler wieder der Schulalltag. Für Kinder, die aufgrund einer Behinderung besondere Bedürfnisse haben, ist auch die Situation eine besondere Herausforderung. Vorschriften wie der Sicherheitsabstand sind an Sonderschulen nur schwer einzuhalten.

Gewohnte Struktur an Sonderschulen

Am Elisabethinum in Axams besuchen bereits vor dem Wiederbeginn am 18. Mai rund 30 Prozent der Schülerinnen und Schüler die Sonderschule. „Speziell für unsere Kinder und Jugendlichen ist die Struktur ganz wichtig“, so der Leiter der Schule des Elisabethinums, Wolfgang Kofler. Um das Ansteckungsrisiko möglichst gering zu halten, muss sich aber auch die Schule an die neuen Umstände anpassen und gewohnte Strukturen ändern. Der Unterricht wird ab 18. Mai beispielsweie gestaffelt beginnen.

In den Klassnzimmern sind Bodenmarkierung angebracht, die den Sicherheitsabstand anzeigen sollen
ORF
Bodenmarkierungen unterteilen die Klassenzimmer und sollen den Sicherheitsabstand gewährleisten

„Die Hygienemaßnahmen im Unterricht sind natürlich auch eine große Herausforderung, die es zu lösen gilt“, sagte Kofler. Um den Kindern und Lehrpersonen einen Anhaltspunkt zu geben, wurden Bodenmarkierungen angebracht, die auf den richtigen Abstand hinweisen sollen. Außerdem weisen Schilder und Plakate auf die richtige Handhygiene hin.

Abstand oft nicht einzuhalten

Speziell der Abstand von Lehrpersonen zu den Kindern im täglichen Unterricht ist an Sonderschulen nur schwer einzuhalten. Noch schwieriger ist die Situation bei der Unterstützung beim Essen oder Toilettengang. „Möglichst viel Normalität aber auch die entsprechende Hygiene“ lautet das Credo in Axams. Man will nicht nur auf die physische sondern auch auf die psychische Gesundheit der Kinder achten.

Lehrerin mit Schüler in einer Ecke – Sicherheitsabstand kann nicht eingehalten werden
ORF
Der Abstand im täglichen Unterricht kann in vielen Fällen nicht eingehalten werden

Um das gewährleisten zu können, braucht es entsprechende Schutzbekleidung. „Weil die Kinder und Jugendlichen zum einen den Abstand nicht einhalten können und die meisten den Mund-Nasen-Schutz nicht auflassen. Und zum anderen begleiten wir Kinder, die zur Risikorgruppe gehören“, so die Leiterin des Elisabethinums Angelika Sonson.

Weg in die Schule als Hürde

In der Regel kommen die Schülerinnen und Schüler des Elisabethinums gesammelt mit Taxis zur Schule. Künftig sollen aber maximal zwei Kinder mit Mundschutz in einer Sitzreihe sitzen. „Wenn das nicht funktioniert, muss eventuell mit Plexiglas der Abstand gewährleistet werden“, sagte Sonson. Außerdem wurden die Eltern von der Schulleitung gebeten, ihre Kinder privat zur Schule zu bringen.

Eine Schülerin des Elisabethinums steigt aus ihrem Taxi – zwei Betreuer stehen mit Mundschutz daneben
ORF

Kinder nehmen besondere Situation gut an

Laut der Leiterin des Elisabethinums hätten alle Kinder, die das Elisabethinum bereits jetzt wieder besuchen, die neue Situation gut angenommen. „Sie haben sich vielleicht gewundert über unser Aussehen mit Mundschutz, für die meisten ist es aber gut annehmbar“, so Angelika Sonson. Laut ihr gelinge es auch in dieser Ausnahmesituaiton mit den Kindern einen lebendigen, lustigen und anspruchsvollen Alltag zu gestalten.