75 Jahre nach dem Kriegsende in Europa und der Befreiung Österreichs vom Nazi-Regime betreibt die Marktgemeinde Telfs Vergangenheitsbewältigung. Es sei nie zu spät, um alte Fehler zu korrigieren, sagt Bürgermeister Christian Härting. 1976 und 1995 benannte der Telfer Gemeinderat zwei Straßen nach überzeugten Nazis. Das würde man mit dem heutigen Wissen nicht mehr tun, sagt Härting.
Man habe über die beiden Namensgeber für die Straßen recherchiert. Es hätten auch immer Personen nachgefragt, ob man die Straßen umbenennen sollte, so Bürgermeister Härting. Unter anderem kam der Druck auch vom Ötztaler Publizisten Markus Wilhelm.

Zu NS-Zeit Bürgermeister Franz Stockmayer
Franz Stockmayer war NSDAP-Ortsgruppenleiter und ein sehr aktiver Nationalsozialist. Er wurde 1939 Bürgermeister von Telfs und blieb dies bis 1945. In dieser Funktion habe er auf lokaler Ebene eine zentrale Rolle im Machtsystem gespielt, so Historiker Stefan Dietrich. Stockmayer war auch Denunziant. Er fertigte eine Liste mit 107 Telfer Namen an, die aus seiner Sicht Staatsfeinde waren. Die Liste leitete er weiter. Dafür wurde er nach dem Krieg verurteilt.
Die Straße soll jetzt nach dem 2012 verstorbenen Künstler Walter Pichler benannt werden. Dieser ist kein gebürtiger Telfer, lebte seinerzeit aber dort in der sogenannten Südtiroler Siedlung.
Lehrer und Volksliedschreiber Norbert Wallner
Auch der Norbert-Wallner-Weg wird umbenannt und künftig nach der Mitbegründerin der Telfer Volksschauspiele Ruth Drexel benannt werden. Norbert Wallner war Hauptschullehrer und Volksliedschreiber. Er schrieb Hymnen auf Adolf Hitler und das deutsche Volk.
In den beiden Straßen, die künftig anders heißen, wohnen 134 Haushalte. Die Kosten der Adressänderung in Höhe von drei- bis fünftausend Euro übernimmt die Gemeinde.