Gülle wird auf Feld aufgebracht
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Landwirtschaft

Vermehrt Beschwerden wegen Düngung

Bei der Landwirtschaftskammer häufen sich Beschwerden wegen der Ausbringung von Gülle. Die Bauern haben die vergangenen Wochen verstärkt für die Düngung genutzt. Die damit verbundene Geruchsbelästigung sorgt für Ärger. Botaniker sprechen von einer „Überdüngung“ der Böden.

Mit dem letzten Schnee auf den Feldern tauchten heuer im Spätwinter und Frühling die ersten Traktoren mit Gülleanhängern auf. Der ausbleibende Regen führte laut Reinhard Egger von der Landwirtschaftskammer Tirol dazu, dass die Geruchsbelästigung stärker als in den Jahren zuvor war. Zudem seien die Menschen heuer aufgrund der Coronavirus-Krise mehr zu Hause gewesen und hätten dadurch den Geruch stärker wahrgenommen.

Es wird häufiger gedüngt als früher

In Gunstlagen wie dem Inntal wird mittlerweile bis zu sechsmal im Jahr gedüngt. „Das hängt mit längeren Vegetationszeiträumen und der intensiven Bewirtschaftung zusammen. Manche Flächen werden auch bis zu sechsmal pro Jahr gemäht“, sagte Egger, Referent für Ackerbau und Düngung in der Landwirtschaftskammer. Früher sei maximal drei-, viermal pro Jahr Gülle oder Mist ausgebracht worden.

Löwenzahn
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Löwenzahnwiesen sind ein Hinweis auf nährstoffreiche Böden

Botaniker kritisieren Überdüngung

„Die Böden sind überdüngt und haben zu viele Nährstoffe“ kritisierte der Botaniker Konrad Pagitz von der Universität Innsbruck. Die Düngung fördere Stickstoff und damit Pflanzen, die nährstoffreiche Böden bevorzugen, etwa Löwenzahn und Brennnessel. Heuer im Frühling sei das an den gelben Löwenzahnwiesen gut zu beobachten gewesen. Viele andere Pflanzen könnten aber nicht mehr gedeihen.

„Damit gibt es auch weniger Insekten, die für ihren Bestand mehr Vielfalt brauchen. All das geht zulasten der Artenvielfalt“, sagte Pagitz. Er wünscht sich, „dass dem Boden nur so viele Nährstoffe zugeführt werden, wie ihm auch entnommen werden. Zudem sollten mehr Flächen nur gering bewirtschaftet oder ihrer natürlichen Entwicklung überlassen werden.“ Dafür brauche es finanzielle Abgeltungen, räumte Pagitz ein.

Tierbestand geht zurück

Die Landwirtschaftskammer verwies auf rückläufige Tierbestände und damit weniger Gülle, die anfällt. Seit 1990 sei der Rinderbestand in Tirol um 18,4 Prozent zurückgegangen. Der Vorwurf der Überdüngung der Böden könne fast ausnahmslos zurückgewiesen werden. „Lediglich 0,3 Prozent der Proben weisen eine Überversorgung an Nährstoffen auf“, sagte Egger.

bodennahe Düngung
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Die bodennahe Aufbringung von Gülle reduziert auch Geruchsemissionen

Bodennahe Ausbringung senkt Geruchsbelästigung

Die Geruchsbelästigung könnte durch eine bodennahe Aufbringung der Gülle deutlich reduziert werden. Die traditionelle Wurfausbringung, bei der die Gülle meterhoch durch die Gegend fliegt, sollte eigentlich der Vergangenheit angehören, hieß es vonseiten des Landwirtschaftsministeriums.