Lawine am grossen Rettenstein in Kirchberg
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Chronik

Schneearmer Winter mit wenigen Lawinen

Mit 3. Mai stellt der Tiroler Lawinenwarndienst den täglichen Lagebericht nach der Wintersaison ein. Es war ein besonders niederschlags- und damit auch lawinenarmer Winter. Die Zahl der tödlichen Lawinenunglücke blieb weit unter dem langjährigen Durchschnitt.

Insgesamt wurden in Tirol in der abgelaufenen Wintersaison fünf Menschen bei Lawinenabgängen in Tirol getötet, im langjährigen Jahresdurchschnitt sterben zwölf Menschen durch Lawinenabgänge in Tirol. Die ersten Lawinentoten der Saison waren diesmal sehr früh zu beklagen. Am 9. November 2019 waren zwei niederländische Wintersportler im Ötztal abseits der Piste des Gletscherskigebiets von einem Schneebrett verschüttet worden. Weitere tödliche Lawinenunglücke ereigneten sich auf dem Arlberg, im Kühtai und im Sulztal, einem Seitental des Ötztals.

Viel Schnee vor Winterbeginn in Osttirol

Im November hatte es in Osttirol starke Niederschläge und Unwetter mit Millionenschäden gegeben, wobei es neben Vermurungen auch zu Lawinenabgängen kam – mehr dazu in Zehn Mio. Euro Schaden durch Unwetter. In Obertilliach schlug sich das schon vor dem eigentlichen Winterbeginn in 1,4 Meter Neuschnee nieder, so Rudi Mair vom Lawinenwarndienst. Danach kam aber wenig Niederschlag nach. Im März schneite es zwar noch einmal. Durch die extrem schnelle Schneeschmelze infolge des milden Wetters verschwand der Schnee in dem Osttiroler Ort dann bis Anfang April schon vollständig. Für den Chef des Lawinenwarndienstes ein besonders anschauliches Beispiel für den schneearmen Winter.

Lawinenabgang mit 2 verschütteten Personen in Sölden
Zeitungsfoto.at/Team
Im November 2019 starben zwei Niederländer durch eine Schneebrettlawine im Gemeindegebiet von Sölden im Ötztal

Nach kritischem Anfang „gutmütiger Winter“

Nach den stärkeren Schneefällen im vergangenen Spätherbst und der kritischen Lawinensituation am Anfang habe sich der Winter „sehr gutmütig weiterentwickelt“, so Mair. Vor allem zum Saisonende im März und April habe es eine sehr entspannte Situation gegeben. „In dem Fall war die Natur wirklich gnädig, dass wir nicht zur Coronavirus-Krise vielleicht noch eine Lawinenkrise dazubekommen haben“, meinte der Chef des Tiroler Lawinenwarndienstes. Die allermeisten Tourengeher hätten sich in den vergangenen Wochen aber ohnehin an die Beschränkungen und an die Appelle gehalten, auf Aktivitäten in den Bergen zu verzichten. Das habe sich auch daran gezeigt, dass es im Gegensatz zu „normalen Zeiten“ zuletzt kaum noch Rückmeldungen aus der Bevölkerung über Schneelage, Tourensituation und Lawinenbeobachtungen gab.

Rudi Mair und Patrick Nairz
Land Tirol
Mit dem Ende der Wintersaison beginnt für die Leiter des Tiroler Lawinenwarndienstes, Rudi Mair und Patrick Nairz, eine ruhigere Zeit

2,3 Millionen Zugriffe auf Euregio-Lawinenreport

Bewährt hat sich Rudi Mair der grenzüberschreitende Lawinenreport der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino. Im abgelaufenen Winter habe es 2,3 Millionen Zugriffe auf die Website gegeben. Die Wintersportler seien in den vergangenen Jahren noch flexibler geworden und würden ihre Aktivitäten eben an die Schneelage anpassen. Habe es südlich des Alpenhauptkamms geschneit, dann locke das auch Tourengeher aus Nordtirol über den Brenner. Für eine Skitour im Trentino können sie die aktuelle Lawineninformation inzwischen auf Deutsch und damit in der eigenen Muttersprache abrufen, so Mair. Umgekehrt sei das genauso für italienische Tourengeher, die in Nordtirol eine Tour planen.