Die Tiroler Bergrettung hat sich in Zusammenarbeit mit der Innsbrucker Universitätsklinik für Anästhesie in den letzten Jahren intensiv der Erforschung der nur etwa 60 Gramm schweren Decke gewidmet. In ihrer bekanntesten Anwendung finden in die Decke eingewickelte Patienten Schutz vor Auskühlung.
Unter anderem in Militärkreisen fand die extrem dünne und mit Metall beschichtete Plastikdecke weitere Anwendungen und wurde oft zweckentfremdet. Ein wissenschaftliches Fundament habe es für solche Anwendungen aber nicht gegeben, erklärt Markus Isser von der Tiroler Bergrettung.
Rettungsdecke hält bis zu 480 Kilogramm
In Tirol wurde der zusammengewickelte Strang einer Decke einem Zugtest unterworfen. Die Ergebnisse zeigten, dass die Decken erst bei einem Zug von 270 bis 480 Kilogramm rissen. Die Decken können daher problemlos für den provisorischen Transport von Patienten oder im Bereich der Ersten Hilfe verwendet werden.
Für Bergretter viele Möglichkeiten zum Improvisieren
Bergretter, die aufgrund der Bedingungen im Gebirge oft auf Improvisation angewiesen sind, können aus solchen Decken etwa auch einen Beckengurt formen, da Beckenbrüche besonders bei Spaltenstürzen aber auch beim Klettern immer wieder vorkommen. Die Ergebnisse der Tiroler Forschungen wurden vor kurzem in einem amerikanischen Fachmagazin publiziert.
Ebenfalls unter die Lupe genommen wurde eine weitere und bis vor wenigen Jahren nicht bekannte Funktion der Rettungsdecke. Sie kann als Schutz vor UV-Strahlen dienen. Wider Erwarten ist eine Rettungsdecke nämlich durchsichtig, sie lässt etwa acht Prozent des sichtbaren Lichts durch aber nur ein Prozent der gerade im Gebirge sehr gefährlichen UV-Strahlung.
Rettungsdecke als provisorische Sonnenbrille
Für Markus Isser ergeben sich daraus einige Anwendungen, wenn man etwa Sonnencreme oder Gletscherbrille vergessen beziehungsweise verloren hat. Man könne sich ein längliches Stück von der Folie herunterreißen und als Binde vor die Augen geben. Isser betont, dass solche Anwendungen stets nur behelfsmäßig sein könnten, denn die Hersteller würden für solche Funktionen nicht garantieren.
Doch auch zu einigen altbekannten Anwendungen der Rettungsdecke gibt es neue Erkenntnisse. So ist es laut Isser beim Kälteschutz egal, ob man die silberne oder goldene Seite außen benutzt. In beiden Fällen reflektiere die Folie 90 Prozent der vom Menschen abgestrahlten Wärme.
Rettungsdecke über die innerste Kleidungsschicht legen
Bei der Anwendung als Kälteschutz empfiehlt Isser, die Folie nicht direkt am Körper zu tragen, sondern über der innersten Kleidungsschicht. Wenig empfehlenswert sei, die Folie ganz außen zu tragen. Gerade bei windigem Wetter würde sie rasch in Fetzen reißen.