Noch voriges Jahr wurde am Gardasee der touristische Kollaps befürchtet. Die vielen Urlauber sorgten für ausgebuchte Hotels, volle Strände und verstopfte Straßen. Schlechte Karten hatten Autofahrer, die auf Parkplatzsuche waren, aber das gehörte zum richtigen Urlaub am Gardasee dazu. Mehr als 24 Millionen Übernachtungen wurden im Jahr 2019 gezählt.

Nun befindet sich das beliebte Urlaubsziel in einem Coronavirus-Dornröschenschlaf. Niemand streift durch die Gassen der Urlaubsdörfer, keiner flaniert auf den Strandpromenaden. Die Einheimischen haben sich in ihre Häuser zurückgezogen und hoffen auf baldige bessere Zeiten.
Ohne Touristen keine Arbeit
Die Touristenströme sind versiegt. Lediglich Pelèr, der bekannte Nordwind ist geblieben. Rosa Gilla aus Limone kann zwar kurzzeitig die kühle Luft des Königswinds auf ihrem Balkon genießen, derzeit bangt sie aber um ihren Arbeitsplatz. Sie sagt: „Ich wohne hier und arbeite seit Jahren als Verkäuferin in der Sommersaison. Jetzt bin ich arbeitslos. Zumindest kann ich den See und meinen Balkon einmal genießen. Sonst sehen ihn ja immer nur die Touristen.“
Das Virus habe zwar die Menschen am nördlichen Westufer des Sees verschont. Niemand habe sich angesteckt. Alle Geschäfte, auch die Lebensmittelgeschäfte, bleiben aber in Limone geschlossen. Alle Waren werden nach Hause geliefert. Arbeiten dürfen nur die wenigsten.

Die Gastwirte würden unter allen Bedingungen ihre Restaurants öffnen. „Wenn die Regierung sagt, wir sollen im Restaurant Plexiglaswände aufstellen tun wir das sofort. Das ist kein Problem, Hauptsache wir können arbeiten und dem Gast geht es gut“, meint etwa Rocco Testa, ein Restaurantbesitzer in Malcesine.
Verspäteter Saisonstart
Das Dorf der goldenen Früchte ist menschenleer. Voriges Jahr strömten mehr als 10.000 Touristen täglich nach Limone. Damit zählt der Ort zu den Touristenmagneten der Lombardei. Nun ist der Bürgermeister Antonio Martinelli ratlos aber zuversichtlich: „Ich mache mir Sorgen. Das Dorf um diese Zeit so leer zu sehen, ist traurig. (…) sobald wir können, werden wir alles öffnen und durchstarten. Ich rechne damit, dass Ende Juli unser Limone wieder so sein wird, wie wir es kennen.“

Die Tourismusverbände befürchten, dass heuer vor allem die internationalen Gästen ausbleiben könnten. „Wir haben viele Marketing-Strategien ausgearbeitet, um bald wieder internationale Gäste zu bekommen. Das wird aber sicher schwierig. Heuer müssen wir uns darauf einstellen, hauptsächlich mit italienischen Gästen zu arbeiten. Das sind wir nicht gewohnt“, erklärt Sara Pullua, Gemeindereferentin für Tourismus in Malcesine.
Einreise nur in Ausnahmen
Aufgrund der aktuellen COVID-19-Krankheitswelle gilt in Italien weiterhin eine Notfallverordnung. Es gibt daher gravierende Einschränkungen im Reiseverkehr, Quarantäne-Maßnahmen und Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Laut dem italienischen Innenministerium wurden die derzeit geltenden Maßnahmen bis zum 3. Mai 2020 verlängert.
Im Moment kann man in Italien nur in notwendigen Ausnahmefällen einreisen und braucht dafür einen wichtigen Grund, den man nachweisen muss. Dieser muss in Form einer schriftlichen, überprüfbaren Einreiseerklärung darlegt werden.

Nun ist Frühling am Gardasee. Doch niemand fährt hin. Ein Virus sorgt für leere Betten, leere Hotels und leere Strandpromenaden. Leere Parkplätze braucht nun keiner.