Pressekonferenz zu Sport und Freizeitverhalten
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Coronavirus

Appell von Bergrettung und Alpenverein

„Was wir derzeit nicht brauchen, sind Sportunfälle“, so der Tenor bei der Landespressekonferenz am Mittwoch. Nicht nur weil man die Ärzte und Betten in den Krankenhäusern für CoV-Patienten braucht, sondern auch weil die Retter bei jedem Einsatz einer Ansteckungsgefahr ausgesetzt sind.

Seit Mitte März bis Dienstag hatte die Tiroler Bergrettung nur mehr sehr wenige Einsätze. Sie betrafen alle die Bergung von Arbeitern im Gelände. Mit heutigem Tag ist die Situation schon wieder eine andere – so werde etwa „in diesen Minuten ein Skitourengeher, dem die Bindung gerissen ist, vom Polizeihubschrauber geborgen“, so Hermann Spiegl, Leiter der Bergrettung Tirol bei der Pressekonferenz Mittwochmittag im Landhaus.

In seinem Statement führt er aus, wie viel aufwendiger ein Rettungseinsatz seit Covid-19 nun für die Retter ist. Bei der Bergrettung wurde ein eigenes Covid-Team gegründet, das die Einsatzleiter bei Einsätzen bezüglich der einzuhaltenden Hygienemaßnahmen berät.

Pro Bezirk ein „Infektauto“

In jedem Bezirk gibt es ein eigens gebautes „Infektauto“ für den Transport der Verletzten. Dieses Auto muss nach jedem Einsatz komplett desinfiziert werden. Die Bergretter tragen bereits bei der Anfahrt zur Unfallstelle Schutzmasken, da sie ja gemeinsam im Auto sitzen und sich auch vor einer möglichen gegenseitigen Ansteckung schützen müssen. Spiegls Appell an die Bergsportbegeisterten lautet deshalb: „Denk daran was du hast und nicht daran, was du nicht hast!“

Notarzthubschrauber Christophorus 1 beim Landeanflug am Innsbrucker Stützpunkt
ORF.at/Roland Winkler
Im Notarzthubschrauber sind mehrere Personen auf engem Raum, das Infektionsrisiko kann steigen

Notarzt könnte Infekt in Krankenhaus tragen

In die selbe Kerbe schlägt auch Alpenvereinspräsident Andreas Ermacora, lobt aber auch alle, die sich „vorbildhaft“ an die Anweisungen gehalten haben. Er verstehe, dass das gute Wetter nun viele in die Berge locken würde, erinnert aber daran, dass Unfälle nie ausgeschlossen werden können. Verunfallt man bei einer Skitour, sei man immer auf die Hilfe Dritter angewiesen, seien es Bergretter oder das Team des Notarzthubschraubers.

Dabei gebe es immer einen direkten Kontakt zwischen Rettern und Gerettetem, was jedesmal die Retter in Gefahr bringe. Man stelle sich vor, ein infiziertes Unfallopfer liege im Rettungshubschrauber, auf engstem Raum mit dem Rettungsteam, darunter auch dem Notarzt. „Der wird dann angesteckt, verrichtet dann im Krankenhaus seinen Dienst und überträgt da die Seuche“, so Ermacora.

Zudem seien die Ressourcen in den Krankenhäusern für Covid-Patienten zu sichern. Auch wenn die Betten derzeit nicht voll sind: „Ein Blick nach Oberitalien oder die USA zeigt, dass es schnell anders sein kann“, so Ermacora. Er appelliert deshalb an die Eigenverantwortung der Sportlerinnen und Sportler und ruft dazu auf, solidarisch zu sein. Immerhin sei ja Wandern problemlos möglich.

Verletzungs- und Infektionsrisiko

Bei der Frage, welche Sportart nun möglich und welche besser zu unterlassen ist, für Sportlandesrat Josef Geisler (ÖVP) das jeweilige Verletzungs- aber auch Infektionsrisiko ins Treffen. Spazieren, Wandern, Laufen oder Radfahren sei mit genügend Abstand problemlos möglich. Deutlich höher ist das Verletzungrisiko beim Mountainbiken, auch das Rennradfahren auf der Straße berge aufgrund des Verkehrs das Risiko, sich schwer zu verletzen. Auch Klettern und Bergsteigen seien „momentan nicht ratsam“, so Geisler, Skitouren seien „möglichst zu vermeiden“.

Warten heißt es für Mannschaftssportarten

Auch für viele Mannschaftssportarten heißt es noch durchhalten: Öffentliche Sportplätze sind noch bis Mitte Mai gesperrt. Das bedeutet auch, dass etwa Tennisspielen gegen eine Schlagwand auf dem Sportplatz nicht möglich ist.

Finanzielle Unterstützung

Derzeit würden viele Sportvereine beim Land um Rat und Unterstützung anfragen, so Geisler. Viele mussten Veranstaltungen absagen, oftmals fehlt nun den Sponsoren Geld für eine finanzielle Unterstützung. Geisler stellt in Aussicht, dass das Land rund 1,3 Millionen Euro zur Unterstützung von Sportverbänden frei machen werde. Auch der Bund werde diesbezüglich tätig werden, demnächst würden diesbezügliche Richtlinien kommen.