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CoV: Tausende Kredite werden ausgesetzt

Die wirtschaftlichen Folgen der Coronaviruskrise werden immer stärker sichtbar. Tausende Kreditnehmer haben in den letzten Wochen um Aufschub ihrer Zahlungen gebeten. Laut Banken trifft es Unternehmen genauso wie Privatpersonen.

Bei den Banken rechnet man damit, dass die Anfragen nach Zahlungsaufschüben noch weiter steigen werden. Grund dafür ist das dritte Covid-Gesetzespaket, das der Nationalrat letzten Freitag beschlossen hat. Demnach müssen Banken Kredite für Verbraucher und Kleinstunternehmen drei Monate lang stunden, wenn die Zahlungen unzumutbar sind.

Hunderte Millionen werden gestundet

Schon vor Verabschiedung des Gesetzes haben man versucht für die Kunden schnelle Lösungen zu finden und Zahlungserleichterungen anzubieten, so Markus Hörmann, Vorstand der Volksbank Tirol. Normalerweise bekäme die Bank pro Monat zwischen sechs und zehn Ansuchen um Stundung. Mit Anfang April waren es 1.000 Kredite, bei denen die Zahlungen um drei oder zwölf Monate aufgeschoben wurden.

Bei der Raiffeisen Landesbank Tirol sind in den letzten vier Wochen laut Vorstandsvorsitzendem Johannes Ortner bei 6.000 Krediten die Zahlungen für drei Monate ausgesetzt worden. Das Stundungsvolumen liegt bei 150 Millionen Euro. Von der Anzahl der Anträge her sind die Mehrheit private Kreditnehmer. Der Großteil des Volumens liegt aber bei Unternehmen. Die Bank für Tirol und Vorarlberg meldet 340 gestundete Kredite. Betroffen seien überwiegend mittelständische Unternehmen. 5.000 Stundungsanträge wurden bei den Tiroler Sparkassen eingereicht. 60 Prozent davon von Privatkunden.

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

„Der Kunde erspart sich durch die Stundung nichts. Die Kreditlaufzeit verlängert sich einfach um drei Monate nach hinten. Es ist eine Entlastung für diese jetzt schwierige Zeit“, sagte Marketingleiterin Nadine Pfeiffer von der Hypo Tirol Bank. Vor Ausbruch der Krise habe man in diesem Jahr 20 Anträge auf Stundung von Krediten gehabt. Seit Mitte März ist diese Zahl auf 1.300 gestiegen.

Viel zu tun gebe es für die Banken derzeit auch mit der Bearbeitung von Förderanträgen für ihre Kunden, so Pfeiffer. Sowohl in den Bereichen Handel, Gewerbe, Industrie und freie Berufe als auch im Tourismus haben Land und Bund Unterstützungsprogramme aufgelegt. Hier gelte es die Kunden zu unterstützen, damit sie rasch zu den Förderungen kommen.

Kreditklemme könne man nicht erkennen

Angebliche Meldungen, wonach Unternehmen Probleme bei der Zwischenfinanzierung von Kurzarbeit hätten, weil sie keine Kredite bekämen, kann man bei den Tiroler Banken nicht nachvollziehen. „Wir haben bis jetzt keine einzige Beschwerde vorliegen“, sagte Volksbank Tirol-Vorstand Markus Hörmann. Die Nachfrage nach Überbrückungskrediten sei verhalten, sagte auch Johannes Ortner von der Raiffeisen Landesbank Tirol, weil viele Details der öffentlichen Förderprogramme noch unklar seien.

Man kenne aber die Kritik und habe sich die von der Wirtschaftskammer Tirol vorgebrachten Fälle genau angesehen, so Ortner. „Es handelt sich genau um jene Kunden, die sonst auch schwer zu Krediten kommen, weil sie bonitätsmäßig nicht sehr gut sind. Die meisten hatten schon vor der Krise Probleme und versuchen jetzt, sich über die Förderprogramme der Regierung zu gesunden“, so Johannes Ortner.