Skispuren am Glungezer
ORF/Hermann Hammer
ORF/Hermann Hammer
Coronavirus

Der Verlockung widerstehen

Das kommende Wochenende wird in mehrfacher Hinsicht eine Herausforderung. Herrliches Frühlingswetter lockt ins Freie, dagegen stehen die tirolweit geltenden strengen Quarantänebestimmungen. Der Verlockung widerstehen müssen vor allem begeisterte Sportlerinnen und Sportler.

Raus wollen alle gern. Erlaubt ist es derzeit in Tirol allerdings nur sehr eingeschränkt. Nur das kurze Füßevertreten ist laut den derzeit strengen Quarantänebestimmungen gestattet. Und das auch nur innerhalb der Gemeindegrenzen des Wohnortes. Skitourengehen, Wandern, Klettern, Laufen, Rennradfahren oder Mountainbiken gehören nicht zu den Ausnahmeregelungen.

Die Sache mit den Skitouren

Auf einer Skitour steckt man sich wahrscheinlich nicht mit dem Coronavirus an. Außer es sind am kommenden Pracht-Wochenende so viele Wintersportlerinnen- und Sportler unterwegs, dass es am Gipfel enger wird als im Supermarkt. Und keiner, der sich über die Beschränkungen hinwegsetzt, wird davon ausgehen, dass er am Abend nach einem Lawinenunfall in einer Intensivstation liegt. Obwohl man ja gerade beim Skitourengehen nie weiß, wie knapp man an diesem Tag dran war, weil so wie fast immer, alles gut gegangen ist.

Skitourengeher im Lechtal
Public Domain

Andreas Ermacora, der Präsident des Österreichischen Alpenvereins, richtet einen dringenden Appell zur Solidarität nicht nur an die rund 110.000 Tiroler AV-Mitglieder, sondern an alle. „Ich weiß, dass es natürlich gerade an diesem Wochenende bei so schönem Wetter besonders schwierig ist, sich zu beherrschen. Aber wir sind alle aufgerufen, solidarisch zu sein. Vor allem deshalb, weil die Betten und die Ärztinnen und Ärzte nicht für Lawinenopfer oder verunfallte Skitourengeher benötigt werden, sondern dringend für all jene, die dieser furchtbaren Krankheit zum Opfer gefallen sind.“

Andreas Ermacora, übrigens in normalen Zeiten selbst begeisterter Skitourengeher, berichtet von frischen Skispuren von der Nockspitze herunter, die er von zu Hause aus sieht. Spuren der Solidarität sehen für ihn anders aus. Der Österreichische Alpenverein hat seine Mitglieder bereits zum Beginn der Ausgangssperre aufgerufen, sich an die Auflagen der Behörden zu halten und zu Hause zu bleiben.

Polizei kontrolliert Freizeitsportler

Auch für die Polizei wird das kommende Wochenende zur Herausforderung. In den vergangenen Tagen wurden die Einsatzpläne geschmiedet. „Wir werden die Freizeitsportler besonders im Blick haben,“ sagte Manfred Dummer, der Leiter der Polizeipressestelle gegenüber dem ORF Tirol. „Kontrolliert werden natürlich auch die bekannten Ausgangspunkte für Skitouren,“ kündigte er am Donnerstag an.

Auch Alpinpolizisten werden im Gelände unterwegs sein. Es kann also gut sein, dass man von einem vermeintlich Gleichgesinnten bei einer Tour erwischt und angezeigt wird. Wobei Manfred Dummer klarstellt, dass die Polizei lediglich die Auflagen der geltenden Quarantänebestimmungen kontrolliert. Gestraft werde von den Bezirkshauptmannschaften, die auch die Höhe der Strafen festlegen. Sie können empfindlich teuer ausfallen.

Bei Appellen und Mahnungen wird es am kommenden Wochenende in den Bergen aber wohl nicht bleiben. Gemeinsam mit dem Landeshauptmann will die Polizei am Freitag Details über die Kontrollen der Freizeitsportlerinnen- und Sportler bekannt geben.

Die meisten Anzeigen wegen Abständen

Bis zum Stichtag vergangenen Montag hat es in Tirol nach Auskunft der Polizei bisher 1953 Anzeigen nach der Covid-19 Maßnahmenverordnung gegeben. Allein 40 Prozent davon wurden in Innsbruck erstattet. Sie betrafen zu einem Großteil aber nicht uneinsichtige Sportlerinnen und Sportler, sondern die Abstände bzw. unerlaubte Gruppenbildungen wie zum Beispiel bei Partys.