Erwin Zangerl und Christoph Walser
APA/EXPA/Erich Spiess
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Politik

WK-Tirol mahnt AK zu mehr Seriosität

Die Tiroler Wirtschaftskammer (WK) hat am Samstag in einer Aussendung den Präsidenten der Arbeiterkammer (AK) Erwin Zangerl, heftig kritisiert. Dessen Vorwurf, dass viele Tourismus-Mitarbeiter in Tirol derzeit unversorgt und obdachlos seien, will die Wirtschaftskammer so nicht hinnehmen.

Die Arbeiterkammer berichtete am Freitag von „menschenverachtenden Zuständen“ für Tourismusmitarbeiter in Quarantäneregionen. Tourismusbetriebe hätten Mitarbeiter vor die Türe gesetzt, diese könnten die Orte aber nicht verlassen – mehr dazu in AK: Hotels setzen Mitarbeiter auf die Straße.

Die Aussagen von Arbeiterkammerpräsident Erwin Zangerl würden allerdings nicht den Tatsachen entsprechen, teilte die WK mit. Dies habe eine intensive Recherche in den betroffenen Gemeinden ergeben, hieß es weiter.

Walser: Jeder Fall soll umgehend gemeldet werden

„Ich habe mit allen Bürgermeistern gesprochen. In keiner Gemeinde stellt sich die Lage so dar, wie gestern (Freitag) fälschlicherweise behauptet wurde. In den Quarantäne-Gemeinden ist man über Zangerl empört und auch wir von der Wirtschaftskammer sind von der Vorgangsweise enttäuscht“, betonte Tirols WK-Präsident Christoph Walser.

Walser rief dazu auf, sollte in den betroffenen Dörfern auch nur ein einziger Notfall bekannt werden, dies umgehend zu melden.

Mayrhofner Bürgermeisterin kontert Zangerl

Kritik am Vorgehen Zangerls kam auch von der Mayrhofner Bürgermeisterin Monika Wechselberger. Es sei ihrer Meinung nach völlig überflüssig, die gesamte Tourismusbranche in Tirol öffentlichkeitswirksam zu attackieren.

In einem Schreiben an Zangerl führte sie an, dass in der Zillertaler Gemeinde sämtliche Hoteliers und Restaurantbetriebe ihre Mitarbeiter, die nicht zu ihrem Heimatort zurückkehren können, gratis wohnen lassen und sie mit Essen versorgen würden und ihnen unaufgefordert sämtliche arbeitsrechtliche Ansprüche zukommen lassen würden.

„Nicht jede Chance für Schlagzeile nutzen“

Scharfe Kritik richtete Walser auch an den Tiroler ÖGB-Vorsitzenden Philip Wohlgemuth und Nationalrätin Selma Yildirim (SPÖ), die ebenfalls auf die Vorwürfe der AK reagiert hatten: „Es ist das eine, ungeprüfte Anschuldigungen zu verbreiten, aber es wäre sinnvoller, die Damen und Herren hätten ihre augenscheinlich vorhandene Kreativität bei der Erstellung eines rasch abwickelbaren Kurzarbeitsmodells eingebracht“, meinte der WK-Präsident.

„Die Herren Wohlgemuth und Zangerl sollten sich hier einbringen und nicht jede vermeintliche Chance auf eine Schlagzeile oder einen Fernsehauftritt nutzen“, so Walser.

FPÖ kündigt parlamentarische Initiative für Mitarbeiter an

Auch FPÖ-Sozialsprecherin, Dagmar Belakowitsch, hatte sich angesichts der angeblichen Fälle von „Schikanen gegen Tourismusmitarbeiter“ empört gezeigt. „Es ist offensichtlich, dass einige wenige türkis-schwarze Verantwortungsträger aufgrund von Profitgier das Ausmaß des Coronavirus-Desasters in Tirol massiv mitzuverantworten haben. Wenn genau diese Gruppe jetzt die Tourismus-Mitarbeiter hinausekelt, dann zeigt das endgültig den Charakter dieser Personen“, kritisierte Belakowitsch, die eine parlamentarische Initiative der FPÖ für die betroffenen Mitarbeiter ankündigte.