Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern Zams
ORF/Robert Schuler
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Gesundheit

Schwere Vorwürfe gegen Ordensleitung

Im Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern in Zams sind 41 der 58 Schwestern mit dem Coronavirus infiziert. Verantwortlich dafür sollen Reinigungsfrauen, die im Winter nebenberuflich in Ischgl und St. Anton tätig waren, sein. In einem dem ORF-Tirol vorliegenden anonymen Schreiben werden massive Vorwürfe erhoben.

Die drei Mitarbeiterinnen waren nach eigenen Angaben bis 7. März nebenberuflich als Aufräumerinnen in den Tourismusorten tätig. Dass sie sich daher entsprechend der Anweisung des Landes in freiwillige Quarantäne begeben hätten müssen, sei weder ihnen noch allen anderen, die sie über ihre Nebenarbeit informiert hatten, bewusst gewesen, hieß es am Freitag in einer Aussendung.

Die Verfasserin des anonymen Schreibens warf dem Orden vor, nicht rechtzeitig auf Warnhinweise reagiert zu haben. Es habe sich dabei um eine höchst bedauerliche Fehleinschätzung der Anordnung des Landes gehandelt, erklärte Schwester Barbara Flad, Sprecherin des Mutterhauses.

Grippeähnlicher Krankheitsverlauf falsch interpretiert

Bei der Analyse der Infektionskette im Mutterhaus gehe man davon aus, dass die Hauptquelle für die Ansteckungen bei der für den Gästebereich und für die Notschlafstelle zuständigen Schwester liegt, so Schwester Flad. Diese Schwester sei als Erste erkrankt und hatte zuvor am meisten Außenkontakte.

Offenbar habe es in Zams auch eine anfängliche Missinterpretation erster grippeähnlicher Krankheitsverläufe gegeben. Eine Kombination von fiebrigen Symptomen und Durchfallerkrankungen wurde demnach als Magen-Darm-Grippe gedeutet.

Auch das kann die Verfasserin des anonymen Schreibens nicht nachvollziehen. Man habe die Ordensleitung auf die Symptome aufmerksam gemacht und sei mehr oder weniger nur belächelt worden.

Auch Ordensleitung von Covid-19 betroffen

Die Generaloberin der Barmherzigen Schwestern Zams, Sr. Maria Gerlinde Kätzler, befindet sich seit Anfang März aus beruflichen Gründen in Peru. Sie wartet dort auf die Möglichkeit, in die Heimat fliegen zu können, das soll mit einer Chartermaschine am Samstag geschehen. Ihre Stellvertreterin in Zams erkrankte mittlerweile an Covid-19.

Bislang wurden 41 von 58 der Bewohnerinnen des Mutterhauses positiv getestet, bei 14 war der Test negativ, und die restlichen Tests stehen noch aus. Alle Schwestern wurden auf ihren Zimmern isoliert. Sieben Schwestern wurden in das Krankenhaus verlegt, andere wurden im abgelegenen Klösterle Kronburg untergebracht. Die Barmherzigen Schwestern sind Eigentümer des Krankenhauses Zams, aber räumlich vom Krankenhaus getrennt – mehr dazu in CoV: Krankenhaus Zams kommt ans Limit.

Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern Zams
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Das Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Zams

„Der Krankheitsverlauf ist bei den meisten Schwestern ein milder. Es besteht derzeit bei keiner die Notwendigkeit einer intensivmedizinischen Betreuung“, so Schwester Barbara Flad.

Mutterhauses seit 15. März gesperrt oder nicht?

Das Zammer Ordenshaus sei am 15. März komplett nach außen hin gesperrt worden, somit waren sämtliche Außenkontakte unterbunden, so Flad.. Das sei zum Schutz der Bewohnerinnen geschehen, denn ein Teil der Ordensschwestern zähle aufgrund seiner Betagtheit zur typischen Risikogruppe. „Diese Maßnahme war letztlich vergebens, weil wir den Virus aus den nun ersichtlichen Gründen bereits im Haus hatten“, erörterte Ordenssprecherin Barbara Flad.

Auch dass das Kloster am 15. März isoliert worden sei, um die teils betagten Ordensschwestern zu schützen, stimme nicht, so der Vorwurf in dem anonymen Schreiben. Alle Mitarbeiter des Klosters sowie die Schwestern seien über so eine Maßnahme nie in Kenntnis gesetzt worden. Bis Donnerstag seien auch alle Mitarbeiter ihrer Arbeit nachgegangen, heißt es in dem Schreiben.