Der Großteil der Tiroler Bevölkerung hält sich diszipliniert an die Einschränkungen, die die Quarantäne seit gut einer Woche mit sich bringt. Die nahezu leeren Straßen missverstehen aber einige offenbar zur Aufforderung zum Rasen, Kurvenschneiden oder anderen Rücksichtslosigkeiten. Sie sind offenbar der Meinung, dass die Polizei so mit der Überwachung der Ausgangsbeschränkungen beschäftigt ist, dass sie keine Zeit hat, Verkehrskontrollen durchzuführen. Ein Irrglaube, betonte Markus Widmann, der Leiter der Landesverkehrsabteilung im ORF-Tirol-Interview.
Alle Verkehrsregeln bleiben
Egal ob es sich um den Lufthunderter auf der Autobahn handelt oder die Geschwindigkeitsbeschränkungen in den Orten: alle Verkehrsregeln und Verordnungen im Tiroler Straßennetz bleiben auch in Zeiten des Coronavirus aufrecht. „Wir stellen fest, dass sich der Großteil der Verkehrsteilnehmer sehr diszipliniert verhält,“ erklärte Widmann. „Wenn wir aber feststellen, dass manche die leeren Straßen für ihre Vorlieben ausleben, werden wir da entgegen wirken.“ Kontrolliert werde sowohl mit Uniformierten als auch mit Zivilbeamten.
Schwarze Schafe bei den LKW-Fahrern
Auch den Lkw-Fahrern stellt die Polizei im Großen und Ganzen ein gutes Zeugnis aus. Trotzdem gibt es auch bei ihnen einige, die offenbar glauben, sie müssten sich an geltende Verkehrsregeln derzeit nicht halten. „Da fangen Lkw-Fahrer plötzlich wieder an, zu überholen, halten die Abstände nicht ein oder fahren auf der Brennerautobahn vom Brenner Richtung Innsbruck bergab deutlich schneller als die vorgeschriebenen 40 Stundenkilometer. Das unterbinden wir.“
Einige Bestimmungen wurden geändert
Wegen der Coronavirus-Krise wurden allerdings einige Verordnungen vorübergehend ausser Kraft gesetzt, erklärte der Leiter der Verkehrsabteilung – zum Beispiel das sonst geltende Lkw-Wochenendfahrverbot. Auch die erlaubten Lenkzeiten der Lkw-Fahrer wurden von zehn auf elf Stunden ausgeweitet, die vorgeschriebenen Ruhezeiten von elf auf neun Stunden reduziert.
Verkehrs- und Quarantänekontrollen
Die Polizei kontrolliert im gesamten Straßennetz derzeit nicht nur die Einhaltung der Verkehrsregeln, sondern gleichzeitig auch die Beschränkungen nach dem Coronavirus-Maßnahmengesetz. „Das wird dann selbstverständlich mit geahndet“, sagte Widmann. Es wird also überprüft, ob jemand mit seinem Fahrzeug auf der betreffenden Strecke unterwegs sein darf oder nicht. Es gelten nur wenige Ausnahmen von den derzeitigen Verkehrsbeschränkungen, zum Beispiel der direkte Weg in die Arbeit und nach Hause.
Insgesamt sehr wenig Verkehr
Noch gibt es keine exakten Zahlen, wieviele Pkws und Lkws in Zeiten der Quarantäne in Tirol unterwegs sind. Der Pkw Verkehr sei um bis zu 70 Prozent zurückgegangen, meinte Widmann. Beim Lkw-Verkehr überqueren derzeit 4.000 bis 4.500 Schwerlaster täglich den Brenner bzw. die Grenze bei Kufstein/ Kiefersfelden. Das sei etwa um ein Viertel weniger als vor der Krise.