Günther Platter
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Coronavirus

Quarantäne für Paznaun & Co. bis Ostern

Die Zahl der Patienten, die wegen des Coronavirus auf einer Intensivstation behandelt werden, steigt in Tirol. Ein Großteil der österreichweiten Tests werde in Tirol durchgeführt, sagte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Die Quarantäne werde bis 13. April verlängert.

Das Land hat Verordnungen, wonach die Tiroler Skiorte im Paznauntal, St. Anton, St. Christoph und Sölden, komplett isoliert wurden, verlängert. Die Orte werden bis 13. April – bis zum eventuellen Ende der Ausgangsbeschränkungen – unter Quarantäne stehen, sagte Plattter. Damit stehe die Maßnahme im „Gleichklang“ mit den österreichweiten Beschränkungen.

Ausreisen dürften Menschen nur, wenn sie dafür eine Genehmigung von Außen- und Gesundheitsministerium hätten, so Platter. Außerdem müsse der Heimatstaat der Mitarbeiter an das Außenministerium herantreten und „hier ganz genau ein Regelwerk erstellen, unter welchen Voraussetzungen die Mitarbeiter nach Hause fahren können und wie der Transport erfolgt“, sagte Platter. Es gebe etwa viele Mitarbeiter aus Großbritannien, wo das geregelt werden müsse.

Pressekonferenz des Landes Tirol zur Corona-Situation

Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP), Cornelia Lass-Flörl (Hygiene-Direktorin der MedUni) und Infektiologe Günther Weiss (Klinik Innsbruck) berichten über die aktuelle Coronavirus-Situation in Tirol.

Bürgermeister: „War zu erwarten“

Die Bürgermeister von St. Anton am Arlberg und Sölden haben mit Verständnis auf die Verlängerung der Komplettisolation reagiert. „Das ist zu akzeptieren“, sagte St. Antons Bürgermeister Helmut Mall der APA. Er hoffte, dass die Ausreise der nach wie vor rund 1.500 Angestellten im Ort möglich sein werde.

Es ändere sich „nicht so dramatisch viel“, man sei darauf eingestellt gewesen, meinte indes Söldens Ortschef Ernst Schöpf.

Mehr Patienten mit künstlicher Beatmung

Von den insgesamt 1.593 positiv getesteten Menschen in Tirol wurden am Donnerstag (Stand 13.00 Uhr) 166 in Spitälern behandelt, davon 38 auf Intensivstationen und 33 mit Beatmung. Das bedeute eine Steigerung gegenüber Mittwoch, als 26 Menschen auf Intensivstationen lagen und 19 beatmet werden mussten.

In Tirol werde besonders viel getestet, erläuterte der Landeshauptmann, rund ein Drittel der österreichweiten Testungen entfalle auf Tirol. 11.888 Menschen seien bisher getestet worden, 9.944 Tests seien bisher ausgewertet. Von der bestellten Sicherheitsausrüstung sei ein Teil in Tirol eingetroffen, nämlich 10.000 Schutzanzüge und 500.000 Masken. Der Rest der bestellten drei Millionen Masken und 110.000 Anzüge werde für April erwartet.

Krankheitsverlauf lässt sich nicht vorhersagen

Der Infektiologe Günther Weiss berichtete bei der auf der Facebook-Seite des Landes übertragenen Pressekonferenz, dass man mit drei Krankheitsmustern konfrontiert sei. Neben Patienten mit leichten Symptomen gebe es welche, die nach fünf, sechs Tagen eine Verschlechterung erfahren, sodass sie ins Spital kämen, wo ihre Atemfunktion verbessert werde. Eine dritte Gruppe erkranke sofort so schwer, dass sie gleich intensivmedizinisch behandelt werden müsste, so Weiss.

Es lasse sich keine Aussage treffen, welchen Verlauf die Erkrankung bei den Patienten nehme. Derzeit arbeite man an der Erstellung eines Risikoprofils. Im Einzelfall sollten Patienten ihre Hausärzte zur Abklärung befragen. Auf Nachfrage anwesender Journalisten sagte der Direktor der Inneren Medizin, Joggen und Spazierengehen seien okay und täten den Menschen gut. Andere sportliche Aktivitäten seien deshalb nicht gestattet, um Einsatzkräfte nicht zu blockieren.

In Hinblick auf die Ausbreitung des Coronavirus sagte Weiss, es gebe mathematische Modelle, aus denen hervorgehe, dass die Kurve der Neuerkrankungen ohne Maßnahmen viel höher wäre. In zwei Wochen werde man sehen, ob die Kurve abflacht.

Mehr Schutz für Krankenhauspersonal

Cornelia Lass-Flörl ergänzte, man habe gesunde Personen mit Coronaviren in der Nasenschleimhaut festgestellt, die die Krankheit ohne ihr Wissen übertragen können. Deshalb würden zur Prävention ab sofort alle Schlüsselpersonen mit Masken geschützt. In Alters- und Pflegeheimen kämen wiederverwendbare Stoffmasken zum Einsatz.