LH Günther Platter und LR Bernhard Tilg
APA/EXPA/Erich Spiess
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Politik

Oppositionskritik am Krisenmanagement

Von Tiroler Oppositionsparteien gibt es Kritik am Krisenmanagement der Tiroler Landesregierung. Der SPÖ-Landesparteiobmann Georg Dornauer forderte eine sofortige Neubesetzung des Krisenstabes in Tirol.

Dornauer nannte Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) und den Gesundheitsbeauftragten Franz Katzgraber „inkompetent“, das Handeln von Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) bezeichnete er als „bemüht aber hilflos“. Bereits am 5. März habe Island Ischgl als Krisenherd eingestuft und am 13. März sei in Norwegen die Ansteckung von 370 Fällen auf einen Skiurlaub in Tirol zurückgeführt worden. Da sei in Tiroler Apres-Ski-Lokalen noch unbehelligt gefeiert worden, führte Dornauer aus.

Dornauer verweist auf Deutschland

In Tirol brauche es ein Umdenken im Krisenmanagement, bevor es zu spät sei, so Dornauer. Missmanagement und Verunsicherungen könne man sich jetzt nicht leisten. Es wäre grob fahrlässig, den Tiroler Krisenstab so wie bisher weiterarbeiten zu lassen. „Wie wir heute wissen, wird das Verhalten von Katzgraber, Tilg und Co. wohl auch auf den Einfluss der Interessenvertreter der Wirtschaft und des Tourismus zurückzuführen sein“, so der SPÖ-Chef. Dieses Team treffe eine fatale Entscheidung nach der anderen. Dornauer plädierte nach deutschem Vorbild für Experten an der Spitze des Krisenmanagements.

Liste Fritz kritisiert fehlende Information

Bei der Liste Fritz kritisierte Klubobfrau Andrea Haselwanter-Schneider fehlende Informationen vonseiten der Regierung. Man habe bis dato alle Maßnahmen der Landes- und Bundesregierung mitgetragen, weil gerade in dieser schwierigen Zeit der Zusammenhalt an erster Stelle stehe. Es könne aber nicht sein, dass man als Opposition erst aus den Medien von den verschärften Maßnahmen erfahren habe.

Man frage sich, ob die neuerliche Verschärfung der Maßnahmen vom eigentlichen Problem ablenken soll. Den Gerüchten nach hätten das Zillertal und Kitzbühel unter Quarantäne gestellt werden müssen. Bevor die nächste Diskussion über unverantwortliches Handeln in einzelnen Tourismusregionen losbreche, habe Landeshauptmann Platter lieber gleich das ganze Land unter Quarantäne gestellt, so die Klubobfrau der Liste Fritz.

NEOS: SMS waren eine Offenbarung

Der Tiroler Nationalratsabgeordnete Johannes Margreiter (NEOS) zeigte sich erzürnt über die Vorgänge in Ischgl und anderen Tiroler Tourismushochburgen. Die publik gewordenen SMS-Nachrichten des ÖVP-Nationalratsabgeordneten Franz Hörl seien eine Offenbarung gewesen, von welcher Gesinnung das politische Tun einiger ÖVP-Abgeordneter getragen sei. Es gehe nicht um Qualität, Nachhaltigkeit oder Glaubwürdigkeit, sondern um ein schnelles Abcashen.

FPÖ sieht Landwirtschaftskammer gefordert

Tirols FPÖ-Chef Markus Abwerzger zeigte sich zuversichtlich, dass man die Krise gemeinsam meistern werde. Die Versorgungsengpässe mit wichtigem medizinischen Gerät müssten aber schnellstens beseitigt werden. Es gelte jetzt, die Krise zu bewältigen, und anschließend müsse man sich über mögliche Fehlentscheidungen unterhalten, so Abwerzger.

Bei der FPÖ sieht man in der gegenwärtigen Krise auch die Landwirtschaftskammer gefordert. Der Landwirtschaftssprecher und Landtagsabgeordnete Alexander Gamper sagte, die geschlossenen Bauernstände seien für viele Bauern ein enormer finanzieller Verlust. Die Krise sei aber auch eine Chance, die Vermarktung und das Bewusstsein für die Tiroler Bauernschaft zu stärken. Er forderte den Präsidenten der Landwirtschaftskammer, Josef Hechenberger (ÖVP), auf, alle Maßnahmen für ein Versorgungskonzept zu entwickeln.

ÖVP: „Lasst Krisenstab in Ruhe arbeiten“

Als Reaktion auf die Kritik der Opposition appellierte heute VP-Klubobmann Jakob Wolf an alle Tiroler Parteien, den Krisenstab, der „Übermenschliches“ leiste, endlich in Ruhe arbeiten zu lassen. Es sei jetzt die Zeit, sich mit allen Mitteln gemeinsam gegen die Krise zu stemmen und nicht die Zeit, ständig Kritik zu üben. Man solle sich diesbezüglich ein Vorbild an der Opposition im Bund nehmen.

Sämtliche Entscheidungen könne man nach Bewältigung dieser Ausnahmesituation in Ruhe analysieren und natürlich dann auch kritisch hinterfragen, jetzt sei aber Zusammenhalt gefragt, so Wolf. Er sei überzeugt, dass alle im Krisenstab nach bestem Wissen und Gewissen arbeiten würden. Die Mitglieder des Krisenstabs seien rund um die Uhr im Einsatz und gingen tagtäglich an ihre Grenzen und teils auch darüber hinaus. Mehr könne man nicht verlangen, zeigte sich der VP-Klubobmann überzeugt.