Polizeikontrolle an der Absperrung bei Sölden
APA/EXPA/ JOHANN GRODER
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Coronavirus

Sölden hat mit Sperre gerechnet

Die Ötztaler Tourismusgemeinde Sölden ist Dienstagabend von der Behörde unter Quarantäne gestellt worden. Bürgermeister Ernst Schöpf (ÖVP) hat bereits damit gerechnet, auch die Bewohner hätten bei der Absperrung gefasst und ruhig reagiert, heißt es bei der Polizei.

„Ich bin als Realist davon ausgegangen, dass das Damoklesschwert über uns hängt“, sagte Söldens Bürgermeister Ernst Schöpf . Der Ort sei nun – wie immer nach der Saison – „wie ausgestorben“.

Im Laufe des Nachmittags hätten sich die Anzeichen verdichtet, dass es zu einer Isolierung kommen könnte. Nicht zuletzt hatte ihn der Bezirkshauptmann darauf vorbereitet, um 18.00 Uhr habe es schließlich ein Gespräch mit Landeshauptmann Günter Platter (ÖVP) gegeben.

Bereits alle Gäste abgereist

Der Ablauf der Sperre sei ruhig verlaufen. Im Gegensatz zu den bereits zuvor gesperrten Gemeinden St. Anton und im Paznauntal seien seit Montag schon alle Gäste abgereist. Neben den Einheimischen blieben nun noch 300 Mitarbeiter der Tourismusbetriebe übrig. Die davor eingeführte Ausgangssperre erleichtere jetzt ebenfalls die Situation, sagte Schöpf. Die Umstellung sei nicht mehr so groß. Talauswärts gäbe es ohnehin nur wenige Berufspendler, Firmen und Baubranche seien schon „lahmgelegt“.

Laut Polizeipressesprecher Manfred Dummer hätten die Menschen in Sölden Dienstagabend sehr gefasst und ruhig reagiert, als die Polizei den Ort abgesperrt hat. Bei dem Weiler Aschbach, etwa fünf Kilometer vor Ortsbeginn, wurde nun ein Checkpoint errichtet, der durchgehend von zwei Polizisten und zwei Bundesheerbediensteten besetzt sei.

Kritik in deutschen Medien

In Sölden gab es bisher fünf positive Corona-Fälle. Sie stehen – wie auch in Ischgl – in Zusammenhang mit einer Apres-Ski-Bar. Mitarbeiter einer Schirmbar hatten sich dort gegenseitig angesteckt. Zusätzlich zu diesen Fällen berichten auch einige deutsche Medien über Urlauber, die sich in Sölden infiziert haben sollen. Sölden hätte ähnlich wie Ischgl schon früher unter Quarantäne gestellt werden sollen – so lautet vereinzelt die Kritik. „Die Frage, was zu früh und was zu spät ist, ist eher akademisch. Hinterher ist man immer klüger“, so Schöpf. Er zweifle nicht an der Richtigkeit der Entscheidung, dass Sölden nun unter Quarantäne gestellt wurde, so der Bürgermeister abschließend.