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CoV: Kritik an Tirol „unverhältnismäßig“

Die Kritik an den Tiroler Behörden am Krisenmangement vor allem in Ischgl hat am Dienstag internationale Dimensionen angenommen. Landeshauptmann Günther Platter hat darauf noch am Abend Fehler eingestanden. Für Experten ist die Kritik aber teils unverhältnismäßig.

Viele Medien aber auch Politiker im In- und Ausland haben sich in den vergangenen Tagen mit dem Krisenmangement der Tiroler Behörden rund um den Hotspot Ischgl auseinandergesetzt. Manche seriös, manche weniger. In manchen Berichten oder auch Aussagen von Politikern wird der Anschein erweckt, Tirol hätte den Ausbruch des Coronavirus verhindern können. Das sei unverhältnismäßig und natürlich fachlich falsch, betonen Experten wie etwa der Arzt Alois Schranz, Mitglied des Sonderkrisenstabs, gegenüber ORF Tirol.

Schranz betonte aber auch, dass man mit dem aktuellen Wissenstand jetzt wahrscheinlich wesentlich früher Ortschaften unter Quarantäne stellen würde. Das gelte aber für mehrere Orte in Österreich und auch in Europa. Ähnliches betonte am Dienstag auch die EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen, die in der Corona-Krise jetzt hart durchgreift. Nach ihrer Empfehlung wird die EU mit sofortiger Wirkung ein Einreiseverbot für Nicht-EU-Bürger durchsetzen: „Wir alle, die nicht Experten sind, haben die Krise unterschätzt“

Schwere Vorwürfe gegen Land Tirol

Das Land Tirol muss sich Vorwürfe gefallen lassen, es hätte rund um die Coronafälle in Ischgl, die Verhängung der Quarantäne für das Tal und die Ausreise zahlreicher Touristen zu spät oder falsch gehandelt.

Platter will Vorgehen „aufarbeiten“

Alles richtig zu machen ist angesichts dieser Krise, die weltweit einzigartig ist, nicht möglich, gestand Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) in einer schriftlichen Stellungnahme ein. Leider könne niemand „das Buch von hinten lesen“. Natürlich müsse das Land Tirol Abläufe im Nachhinein auf den Prüfstand stellen und klären, was besser gemacht werden hätte können. Man werde das auch rasch aufarbeiten müssen, so Platter. Das werde auf der ganzen Welt notwendig sein und natürlich auch in Tirol – damit man daraus Lehren für die Zukunft ziehen könne.

Alle Maßnahmen „im Sinne der Gesundheit getroffen“

Gleichzeitig betonte Platter aber auch dass man in Tirol umfassend reagiert und das Menschenmögliche in der jeweiligen Situation getan habe. Deshalb sei Tirol das erste Bundesland gewesen, das das landesweite Aus für den Tourismus vollzogen, ganze Regionen abgeschottet und de facto eine Ausgangssperre verordnet habe. „Wir mussten Dinge verordnen, die wir uns so hätten nie vorstellen können. Aber diese Kompromisslosigkeit rettet am Ende Leben. “