Lkw-Kolonnen wegen der Kontrollen am Brenner
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Coronavirus

Warnung vor Protesten der Lkw-Fahrer

Angesichts der langen Staus wegen der Gesundheitskontrollen am Brenner warnt der italienische Frächterverband Conftrasporto am Donnerstag vor „unkontrollierten Protestaktionen“ der Lkw-Fahrer. Auch der italienische Industriellenverband ist über die Checks empört.

„Alle Bemühungen der italienischen Unternehmen in diesen Wochen, um weiterhin zu produzieren und die Wirtschaft nicht zum Erliegen zu bringen, werden regelrecht von Pseudo-Vorsichtsmaßnahmen versenkt, die von der Tiroler Landesregierung mit der Unterstützung der österreichischen Bundesregierung aus Opportunismus auf der Brenner-Autobahn eingeführt worden sind“, hieß es in einer Presseaussendung des italienischen Industriellenverbands Confindustria.

80 Kilometer Stau

Am Mittwoch und Donnerstag reichte der Stau auf der italienischen Brennerautobahn 80 Kilometer bis Bozen zurück. Der lange Stau am Donnerstag führte zu heftigen Protesten des Verbands italienischer Frächter. Der Verband rief die österreichische Regierung zur Ergreifung der notwendigen Maßnahmen auf, um den Brenner-Verkehr flüssiger zu gestalten. Gefordert wurde auch die Abschaffung der Tiroler Fahrverbote. „Gesundheitschecks sind willkommen. Wir wollen aber nicht, dass Österreich von dieser Situation profitiert. Das wäre angesichts des Gesundheitsnotstands nicht tolerierbar“, so der Verband der italienischen Frächter.

Lkw-Lenker werden am Brenner kontrolliert
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Die lückenlosen Kontrollen dauern, trotz zusätzlicher Fahrspuren.

Am Donnerstag wurden dann zusätzliche Kontrollspuren auf der A13 am Brennerpass aufgemacht. Das Land hat außerdem das vorgezogene Wochenendfahrverbot für Samstag ausgesetzt.

Am Donnerstagmorgen hieß es von Frächtern, dass man mit ein bis zwei Tagen Verzögerungen durch die Grenzkontrollen rechne. Aufgrund der Ruhezeiten kann ein Lkw-Lenker nicht beliebig lange im Stau stehen, sondern müsse zwischenzeitlich auch ausfahren und sich dann wieder in den Stau auf der Autobahn einreihen.

Autobahnauffahrten gesperrt

Wegen des Staus wurden in Südtirol alle Zufahrten auf die Brennerautobahn in Richtung Norden zwischen Bozen-Nord und dem Brenner gesperrt. Am Donnerstagvormittag wurde am Brenner eine zweite Lkw-Kontrollspur eröffnet und nachdem der Pkw-Verkehr praktisch völlig zum Erliegen gekommen ist, wird auch diese Spur zur Kontrolle der Lkw-Fahrer herangezogen. Mittlerweile sind auch zehn Mann des Bundesheeres im Einsatz um die Landessanitätsdirektion beim Fiebermessen zu unterstützen.

Kompatscher kontaktierte Nehammer

Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) nahm mit Österreichs Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) noch am Mittwoch Kontakt auf. Dieser habe „sofortige Lösungen“ versprochen, sagte Kompatscher nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur ANSA. Am Donnerstagmorgen reichte der Lkw-Stau auf der italienischen A22 von Brenner bis Brixen zurück, was einer Länge von etwa 50 Kilometern entspricht.

Druck auf Ministerebene

Die italienische Verkehrsministerin Paola De Micheli telefonierte am Donnerstag mit ihrer österreichischen Amtskollegin Leonore Gewessler (Grüne). Sie forderte dabei die Normalisierung des Transits, sowohl im Bahn- als auch im Straßenverkehr: „Es gibt keine sanitären Bedürfnisse, die das Einschränken des Warenverkehrs rechtfertigen“, hieß es. „Wir erwarten uns bis Donnerstagabend die Normalisierung der Lage seitens Österreichs, da die ergriffenen Maßnahmen vollkommen ungerechtfertigt sind.“

Vorgezogenes Wochenendfahrverbot aufgehoben

Das Land Tirol hat am kommenden Wochenende das vorgezogene Wochenendfahrverbot außer Kraft gesetzt. Zur Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit haben wir uns jedoch dazu entschlossen, das vorgezogene Wochenendfahrverbot am kommenden Samstag auszusetzen, erklärten am Donnerstag Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) und LHStv Ingrid Felipe (Die Grünen).

Konkret bedeute das, dass das „normale“ Wochenendfahrverbot nach der Straßenverkehrsordnung in Kraft tritt, welches in der Zeit von Samstag 15.00 Uhr bis Sonntag 22.00 Uhr gilt. Eine einmalige Aufhebung des Wochenendfahrverbotes aufgrund der besonderen Situation könne nur dann erfolgen, wenn auch Deutschland und Italien dieses Fahrverbot zeitlich synchron außer Kraft setzen, hieß es in einer Aussendung des Landes.