Obwohl es keine offizielle Empfehlung für Besucher gibt, in welcher Chronologie die Spielstätten von „Innsbruck International“ besucht werden sollen, bietet es sich dennoch an, zuerst das „Welcome Center“ im Glaskubus nahe des Tiroler Landestheaters zu besuchen. Dort wird die Stimmung gesetzt und die Haltung der Innsbrucker Kunstbiennale aufgezeigt. Aus „politische Gründen“ haben man diesen Ort so benannt, sagte die Biennale-Leiterin Tereza Kotyk am Donnerstag bei einer Presseführung in Innsbruck.
Politische Statements
Man wolle nämlich „alle willkommen heißen“ und damit Ideen wie noch vor kurzem angedachten „Ausreisezentren“ eine klare Absage erteilen, fügte sie hinzu. Der Blick fällt im „Welcome Center“ dann schnell auf Schilder, die bei einer Demonstration in London vor einigen Jahren zum Einsatz kamen. „Open Borders“ ist darauf zu lesen oder „We are all foreigners“. Es ist ein Kunstwerk der Künstlerin Nada Prlja, wie einer der anwesenden Kuratoren, Chris Clarke, dazu wissen ließ. Diese arbeite gerne mit fremdem Material und mache es zu ihrem eigenen, erläuterte er.
Im Zentrum des Raumes befinden sich wiederum kreisförmig angeordnete Stühle, auf deren Sitzflächen sich Aufschriften primär mit Hass und Faschismus auseinandersetzen. Die Botschaft in diesem Raum ist insgesamt überdeutlich: Offenheit gegenüber anderen Kulturen ist nicht nur erwünscht, sondern unbedingte Voraussetzung für diesen Biennale-Kunstgenuss. Diese Offenheit darf und muss zudem auf das Kunstverständnis selbst übertragen werden.

Soundinstallation im Hofgarten
Ebenjene Offenheit braucht man dann schon, wenn man sich zur Soundinstallation von Etel Adnan und Ulrike Haag begibt. Im neu renovierten Musikpavillon im Innsbrucker Hofgarten erwarten einen, hat man sich erst auf die grünen Rastbänke im Innenraum gesetzt, abstrakte Geräusche und kaum verständliche Sprachfetzen. „Wir wollten auch den Blick vom Pavillon hinaus in das Grün des Hofgartens“, meinte Kotyk zur Ortswahl für die Soundinstallation. Natur und Sounds gehen hier dadurch jedenfalls eine Symbiose weit abseits der konkreten „Open Borders“-Forderungen ein.

Bogenmeile, Servitenkloster und Kunstraum
Ein ganz handfester Gegenwartsbezug lässt sich im Gegensatz dazu wieder in der Galerie „A4“ erleben. In einem Kurzfilm von Cecilia Stenbom sieht man zwei Freundinnen, von denen eine in einem Shopping-Center Angst vor Viren & Co hat. „Der Film ist natürlich noch vor Corona entstanden, hat jetzt aber dadurch eine neue Aktualität gewonnen“, strich Kotyk dazu heraus.

Weitere Kunstorte von „Innsbruck International“ sind darüber hinaus etwa ein Raum in der Bachlechnerstraße, das Kesselhaus, der Bogen 55 der Bogenmeile der Stadt, das Kunstpavillon, das Servitenkloster oder der Kunstraum Innsbruck. Erwarten darf man sich zusätzlich zu den fix installierten Kunstwerken und Installationen auch Performances oder Konzerte. Die Kunstbiennale Innsbruck beginnt am Samstag und dauert bis zum 22. März.