Georg Willi
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Politik

Innsbruck soll 200 Flüchtlinge aufnehmen

Angesichts der großen Zahl von Flüchtlingen in Griechenland fordert Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi (Die Grünen) eine EU-weite Verteilung. Innsbruck könne jedenfalls bis zu 200 Flüchtlinge aufnehmen, so Willi. Kritik an dem Vorschlag kommt von anderen Parteien.

Österreich habe die Pflicht etwas zu tun und zwar mehr zu tun als jetzt. Man müsse Griechenland bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise helfen, daher müsse Österreich einen Teil dieser Flüchtlinge übernehmen, erklärte Georg Willi im Interview mit dem ORF. Wenn mehrere EU-Staaten – im besten Fall alle – jeweils einen Teil dieser Flüchtlinge aufnehmen, dann könne das Drama beendet werden.

Man müsse zudem versuchen die Vereinbarung mit der Türkei wieder zu beleben. Hilfe vor Ort sei besser, daher müsse man versuchen, dass die Flüchtlinge aus Syrien möglichst nahe bei ihrem Land in Flüchtlingslager untergebracht werden. „Dafür muss Österreich zusammen mit den anderen EU-Staaten Geld in die Hand nehmen. Das ist unsere humanitäre Pflicht“, so der Innsbrucker Bürgermeister.

„Logistische Aufgabe aber keine Hexerei“

Willi erklärte, er wolle eine Initiative starten, dass Innsbruck und viele andere Städten und Gemeinden Österreichs einige Flüchtlinge aufnehmen. Das sei keine Hexerei sondern eine logistische Aufgabe, die man lösen könne.

Wie viele Flüchtlinge Innsbruck konkret aufnehmen solle, wollte Willi nicht sagen. Das könne man innerhalb Österreichs ausverhandeln. „Aber bis zu 200 können das schon sein – jedenfalls eine spürbare Summe. Diese Größe wird eine Stadt wie Innsbruck wohl schaffen“, so der Bürgermeister.

Willi will Männer nicht von Frauen und Kindern trennen

Anders als Bundespräsident Alexander Van der Bellen wollte sich Willi nicht nur auf Frauen und Kinder festlegen, die in Österreich aufgenommen werden sollten. Man müsse Familien zusammenhalten und sie nicht auseinanderreißen, meinte Willi.

Van der Bellen ist für Aufnahme von Flüchtlingen

Bundespräsident Alexander Van der Bellen ist für die Aufnahme von Flüchtlingen in Österreich. Vor allem Frauen und Kinder solle in der humanitären Krise an der griechisch-türkischen Grenze geholfen werden.

Sollte sich die ÖVP nicht überzeugen lassen, dass Österreich freiwillig Flüchtlinge aufnimmt, müsse diese dann die Verantwortung für eine humanitäre Katastrophe übernehmen, so Willi. „Da sage ich dann, wir wären bereit gewesen, da etwas zu tun und zu helfen“.

FPÖ: „Willi ist ein Sicherheitsrisiko für die Bevölkerung“

Aus Sicht der FPÖ komme eine Aufnahme von weiteren Migranten nicht in Frage, so Tirols Parteiobmann Markus Abwerzger in einer Aussendung. „Wir haben schon genügend Probleme seit Jahren, denn bei 200 Personen wird es nicht bleiben. Die jetzige Krise ist schlimmer als 2015 und die Sogwirkung zuzüglich Familiennachzug nicht absehbar“, so der FPÖ-Parteiobmann.

Markus Abwerzger
APA/EXPA/Jakob Groder
FPÖ-Obmann Markus Abwerzger sieht ijn Georg Willi ein „Sicherheitsrisiko“

Es gebe seit Jahren massive Sicherheitsprobleme, daher müsse die Bevölkerung vor neuem Zuzug geschützt werden, so Abwerzger: „Willi ist ein Sicherheitsrisiko für die gesamte Bevölkerung.“

Auch ÖVP gegen den Vorschlag von Georg Willi

Wenn man dem Druck jetzt nachgebe, werde die Türkei immer weitere Forderungen aufstellen und die Zahl derer, die sich auf den Weg machen, weiter steigen. „Die EU darf jetzt nicht einknicken“, so Hermann Gahr, Sprecher der Tiroler ÖVP-Nationalräte. Er erteilte dem Aufruf des Innsbrucker Bürgermeisters Georg Willi eine Absage.

Hermann Gahr
ÖVP-Klub/Sabine Klimpl
Hermann Gahr erteilte dem Aufruf Willis eine Absage

„Österreich leistet seit Jahren bei der Aufnahme von Flüchtlingen einen riesigen Beitrag. Unser Weg muss nun sein, dass wir die humanitäre Hilfe vor Ort ausbauen und den Menschen in ihrer Heimat eine Perspektive geben, statt weitere Anreize zu setzen, sich auf den Weg nach Europa zu machen“, so Gahr.

Griechenland quartiert Flüchtlinge auf Schiff ein

Auf Lesbos befindet sich das für weniger als 3.000 Menschen ausgelegte Flüchtlingslager Moria. Dort leben nun mehr als 19.000 Menschen unter katastrophalen Bedingungen. Seit der türkischen Grenzöffnung zur EU in der vergangenen Woche haben Tausende weitere Menschen versucht, die türkisch-griechische Grenze zu passieren.

Am Mittwoch traf bei der Insel Lesbos das Marineschiff ein, auf dem die griechische Regierung 400 bis 500 Geflüchtete unterbringen will – mehr dazu in Hunderte sollen auf Schiff unterkommen (news.ORF.at)