Herzinfarkt
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Gesundheit

Herzschwäche: Zuhause statt Klinik

Fast die Hälfte aller Tiroler Todesfälle ist Herz-Kreislauf-Erkrankungen geschuldet. Die Kardiologie an der Innsbrucker Klinik behandelt jährlich 20.000 Patienten. Herzschwäche ist dabei ein Problem, das häufiger wird. Tirol setzt deshalb auf neue Behandlungen.

Zwar überleben immer mehr Tirolerinnen und Tiroler einen Herzinfarkt, allerdings bleibt oft eine chronische Herzschwäche zurück. Da die Menschen auch in Tirol immer älter werden, dürfte die Zahl der Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz in den kommenden Jahren auch hierzulande weiter ansteigen.

Die Dunkelziffer sei zudem bereits jetzt hoch. Viele Betroffene würden Anzeichen wie Erschöpfung und Kurzatmigkeit nicht erkennen oder sie als eine normale Alterserscheinung deuten, erklärte der Direktor der Kardiologie, Axel Bauer: „Betroffene vermeiden dann öfter die Treppen und fahren eher mit dem Lift oder passen ihre Wanderungen an, um nicht mehr so schnell zu ermüden“, schilderte der Experte.

Herz-Katheter-Labor: Jährlich werden an der Innsbrucker Kardiologie 4.500 Kathetereingriffe durchgeführt
MUI/Florian Lechner
Jährlich werden an der Innsbrucker Kardiologie 4.500 Kathetereingriffe durchgeführt

Vielseitige Therapien bei Herzproblemen

Etwa die Hälfte aller Tiroler Herzpatienten leidet unter Durchblutungsproblemen. Hier greifen Technologien wie Gefäßstützen (sogenannte „Stents“), Operationen, die helfen, den Herzmuskel mit Sauerstoff zu versorgen, Medikamente oder Implantate.

Überwachung in den eigenen vier Wänden

Ein wichtiger Fokus ist die Nachsorge nach dem Klinikaufenthalt: Das Tiroler Programm HerzMobil ist in Österreich einzigartig. Es überwacht ehemalige Klinik-Patienten zuhause und vernetzt Klinik, Bezirkskrankenhäuser, niedergelassene Ärzte und Pfleger. Eine App erfasst Werte wie Blutdruck und Puls. Ziel sei es, sofort zu erkennen, wenn sich der Gesundheitszustand der Betroffenen verschlechtere. Man könne dadurch sofort eingreifen – eine Einlieferung in die Klinik werde dadurch oft vermieden. Menschen müssten durch diesen Ansatz etwa halb so oft wieder in das Krankenhaus. Das spart Behandlungskosten.

Ein frühes Eingreifen wirke sich aber vor allem auf die Gesundheit aus: „Wenn man in der Lage ist, Patienten häuslich im ambulanten Umfeld stabil zu halten, verbessert man neben ihrer Lebensqualität auch ihre Prognose ganz entscheidend“, wusste Bauer.

Individuelle und sanftere Lösungen

Herzmedizin ist auch in Tirol immer mehr auf die Patientinnen und Patienten zugeschnitten und weniger aggressiv. Sogar Herzklappen-OPs sind inzwischen meist ohne Öffnung des Brustkorbs möglich. In vielen Fällen geschehen diese Operationen außerdem nicht mehr unter Vollnarkose, erklärte Oberarzt Guy Friedrich: „Die Aortenklappe, die Hauptklappe am Herzen, reparieren wir inzwischen bei 80 Prozent der älteren Patienten nur mehr mit leichter Sedierung, wie bei einer Magenspiegelung“, so der Mediziner.

Vor allem bei älteren Menschen, für die Vollnarkosen ein zusätzliches Risiko bergen, könne daher ohne großen Aufwand viel erreicht werden.

Herzgefäße auf einem Bildschirm
tirol kliniken Medienstudio
Blutgefäße am Bildschirm während einer Herzkatheter-OP an der Innsbrucker Klinik

Große Kardiologie-Konferenz in Innsbruck

Von Donnerstag bis Samstag treffen sich in Innsbruck über 1.000 Kardiologinnen und Kardiologen und diskutieren, wie Tirolerinnen und Tirolern mit Herz- und Gefäßkrankheiten noch besser geholfen werden kann. Das Treffen findet heuer bereits zum 22. Mal statt.

Der Fokus des Kongress liege ganz klar auf der Praxis, erklärte Friedrich: „Es geht darum, die Patientenwelt sehr real zu schildern und zu zeigen, wie Fälle an den Bezirkskrankenhäusern, in den Praxen und bei uns an der Klinik behandelt werden können“, legte der Experte dar.