Mädchen sitzt auf Anhänger mit Milch
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Redhaus

Preisvergleich: Milch vs. Mineralwasser

Wie viel muss Milch kosten und wie viel darf für Mineralwasser verlangt werden? Beim Milchpreis gehen die Wogen seit Jahren hoch, der Mineralwasserpreis sprudelt leise vor sich hin. Beide Getränke müssen viele Prozesse durchlaufen bis sie im Geschäft stehen.

Im ORF Tirol Redhaus in Zusammenarbeit mit der Bildungsdirektion brannte der St. Johannerin Sina Mettler eine Frage auf der Zunge: Wie kann es sein, dass sich der Milch- und Mineralwasserpreis nicht deutlicher voneinander unterscheiden? Die tierliebende 11-Jährige hinterfragt die Milchpreispolitik. Sinas Ansicht nach, müsste die Milch deutlich mehr kosten als das Mineralwasser, wenn man bedenke wie viel Aufwand Bauern für einen Liter Milch betreiben müssen.

Demonstration der Landwirte
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Beim Streik in Wörgl demonstrieren die Landwirte für einen höheren Milchpreis.

Dauerbrenner Milchpreis

Wie aktuell die Frage ist, zeigt die Demonstration vom Aschermittwoch vor der SPAR Zentrale in Wörgl – mehr dazu in
Hunderte Bauern bei Demo in Wörgl. Über 750 Landwirte versammelten sich und demonstrierten für einen höheren Milchpreis. Momentan bleibe ihnen nicht genug um die Landwirtschaft weiter zu betreiben, argumentieren viele Bauern. Die Handelskette wurde mit einem Katalog voller Forderungen konfrontiert. Mitverfasser dieser Forderungen war der Tiroler Landwirtschaftskammerpräsident Josef Hechenberger.

LK Präsident Hechenberger spricht mit Sina
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Landwirtschaftskammerpräsident Josef Hechenberger freut sich über die Frage von Sina.

Momentan zahle der Konsument rund einen Euro für den Liter Milch, erklärt Hechenberger. Die Landwirte bekommen im Durchschnitt 40 Cent pro Liter. Milch sei für ihn zum „Lockartikel“ der Handelsketten geworden, mit immer günstigeren Preisen. Für viele Bauern seien die Produktionskosten nicht mehr gedeckt. Die Kuh muss gesund und satt sein, die Bauernfamilie steht viele Stunden im Stall und auch der Hof solle für die Milchproduktion gerüstet sein. Mineralwasser hingegen fülle man nur an der Quelle ab, sagt Hechenberger.

Mineralwasser aufwendig in Abfüllung

Dass mehr als nur Abfüllen dazu gehört, erklärt Günther Gruber von der Privatquelle Gruber in Brixlegg. Die Quelle liegt wenige Meter neben der Abfüllhalle, allerdings in 100 bis 200 Metern Tiefe. Das Wasser rinnt unterirdisch vom Alpbachtal nach Brixlegg, hier wird es dann heraufgepumpt. Für diesen Weg braucht das Wasser teilweise 150 Jahre. Bis zu fünf Liter Wasser werden pro Sekunde heraufgepumpt. Aber nur weil das Wasser sprudelt, ist es noch lange kein Mineralwasser sagt Gruber.

Mineralwasserproduktion
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Hunderte Flaschen werden pro Tag in Brixlegg abgefüllt.

Strenge Auflagen für Mineralwasser

In einer EU Richtlinie ist genau festgeschrieben, wie das Mineralwasser beschaffen sein muss. Bis auf die Kohlensäure darf nichts hinzugefügt werden. Bei regelmäßigen analytischen Untersuchungen wird die Qualität des Mineralwassers gemessen. „Natürliches Mineralwasser“ ist per Definition „mikrobiologisches einwandfreies Wasser“. Es muss Mineralien und Spurenelemente enthalten, die sich über Jahre konstant nachweisen lassen müssen. Außerdem muss das Wasser direkt an der Quelle abgefüllt werden.

Im Handel kostet ein Tiroler Mineralwasser durchschnittlich 0,50 Cent pro Liter. Aber auch hier bleibe dem Betrieb nicht sonderlich viel, sagt Gruber, wenn man die ganze Technik und die Überprüfungen mit einrechne. Abfüllen, Transport und Qualitätskontrollen von Milch wie auch Mineralwasser sieht Gruber ähnlich aufwendig.

Werlberger erklärt Sina melken
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Landwirt Hubert Werlberger zeigt Sina das Melken.

Milch als Minusgeschäft

Was es alles braucht bis ein Liter Milch in der Flasche ist, zeigt Bauer Hubert Werlberger aus Wörgl. Über zwanzig Kühe hat er im Stall stehen, um vier Uhr in der Früh beginnt sein Arbeitstag. „Um Milch zu produzieren, braucht es zu aller erst Arbeitskräfte, vom Opa bis zum kleinen Burschen, hier muss jeder mithelfen“, sagt Werlberger. Die Produktion für die Molkereien sei aber nicht mehr kostendeckend. Jede kleine Preiserhöhung würde helfen, damit die Produktion wieder besser laufe, sagt Bäuerin Lisbeth Werlberger. Sie ist auch für den Hofladen zuständig, hier kostet die Milch 1,50 Euro. „Die Leute sind schon bereit das zu zahlen“, sagt Werlberger.

Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat sich der Milchpreis zwar für die Konsumenten nicht viel geändert, aber die Produktionskosten für die Bauern seien enorm angestiegen. Auch die Auflagen, die es zu erfüllen gilt, sind mehr geworden. Viele Produkte werden über die Jahre auch mit der Inflation teurer, auf den Milchpreis hat diese aber keine großen Einflüsse gehabt.

Rohmilch der Familie Werlberger
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Die Werlbergers verkaufen wie viele Bauern ihre Produkte im eigenen Hofladen.

Regionalität stärken

Die Milchproduktion müsse ganzheitlicher gesehen werden, sagt Landwirtschaftskammerpräsident Hechenberger. Auch die Almen werden bewirtet und gepflegt. Ob es nun aber um Milch oder Mineralwasser geht, beide Seiten sind sich einig: Wichtig wäre, wenn Konsumenten regional einkaufen und ihren Durst mit Tiroler Produkten löschen.