Vorführung der Schutzmaßnahmen bei der Pressekonferenz am Flughafen
APA/HELMUT FOHRINGER
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Gesundheit

CoV: Gesunde brauchen keine Schutzmaske

In Italien sind bereits über 210 Personen am Coronavirus erkrankt. In Norditalien blieben am Montag Schulen und Universitäten geschlossen. Günter Weiss, Infektionsexperte an der Innsbrucker Klinik, glaubt, dass der erste Fall in Österreich nur eine Frage der Zeit ist.

Nachdem in der Nacht auf Montag der Bahnverkehr über den Brenner aufgrund zweier SARS-CoV-2-Verdachtsfälle gestoppt werden musste, konnte am Montag vorerst Entwarnung gegeben werden – mehr dazu in Coronavirus: Entwarnung am Brenner. Trotzdem ist es laut Weiss, dem Direktor des Departments für Innere Medizin an der Universitätsklinik Innsbruck, nur eine Frage der Zeit, bis es auch in Österreich den ersten Coronavirus-Fall geben wird.

„Kein Grund zur Panik“

Global gesehen sei nach wie vor die Influenza ein größeres Problem als das Coronavirus, sagte Weiss im Gespräch mit dem ORF Tirol. Die Ängste würde es aktuell deswegen geben, weil „es etwas Neues ist und man nicht weiß, wie sich alles entwickelt“, so Weiss. Die Entwicklung könne jedenfalls in alle Richtungen gehen. „Es kann sich ausbreiten, lokal begrenzt sein oder aber auch wieder einfach verschwinden.“

Infektiologe Günter Weiss über das Coronavirus

Infektiologe Günter Weiss ist Leiter der Abteilung für Innere Medizin der MedUni Innsbruck. Er gibt eine Einschätzung ab, wie gefährlich das Coronavirus ist, und erklärt, wie er sich verbreitet.

Aktuell gebe es eine Gratwanderung zwischen angemessener Reaktion der Behörden auf der einen Seite und Panikmache auf der anderen Seite. In Italien griffen die Behörden beispielweise rigoros durch. Gemeinden wurden isoliert, Universitäten und Schulen blieben geschlossen. „Die Maßnahmen, die die italienischen Behördern getroffen haben, sind nachvollziehbar“, sagte Weiss. So könne nämlich besser abgeklärt werden, welche Regionen und wie viele Personen konkret betroffen sind. Außerdem soll so eine weitere Ausbreitung verhindert werden.

Schutzmasken für Nichterkrankte wenig sinnvoll

Für Personen, die nicht erkrankt sind, brächten Schutzmasken nichts, sagte Weiss. „Sie sind sogar schlecht, wenn man andere Schutzmaßnahmen wie zum Beispiel eine konsequente Händehygiene vermissen lässt“, sagte der Infektiologe. Weiss sah es außerdem kritisch, dass aktuell bereits Verdachtsfälle behördlich gemeldet werden müssen. Er würde eine Meldepflicht für bestätigte Fälle und nicht bereits für Verdachtsfälle befürworten. Das sei nämlich auch mit einem großen administrativen Aufwand verbunden.

Vorführung der Schutzmaßnahmen bei der Pressekonferenz am Flughafen
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Schutzmasken sind für nicht infizierte Personen nicht sinnvoll, wie Günter Weiss sagt

Steigende Opferzahlen in Italien

Die steigenden Opferzahlen durch das Coronavirus in Italien haben noch keine unmittelbaren Auswirkungen auf Tirol. „Derzeit wird die Lage von den Gesundheitsexperten so eingeschätzt, dass keine behördlichen Einschränkungen etwa im Zugsverkehr notwendig sind. Unsere Einsatzstäbe beobachten die Situation aber minütlich“, so Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP). Im Falle des Falles sei man in der Lage, sehr rasch Maßnahmen zu ergreifen. Platter als amtierender Euregio-Präsident berief am Montag eine außerordentliche Sitzung der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino für Dienstag in Bozen ein – mehr dazu in Sonder-Euregiositzung wegen Coronavirus. Bahnkarten von und nach Italien können noch bis Mittwoch dieser Woche kostenlos storniert werden, wie die ÖBB informierten.

Thema in Tiroler Grenzgemeinden

„Gestern (Sonntag, Anm.) Abend sind einige Anrufe von besorgten Bürgern bei mir eingegangen“, sagte Karl Mühlsteiger, Bürgermeister der Gemeinde Gries am Brenner. Man verfolge das Thema in der Gemeinde mit ganz genau, auch weil es mittlerweile doch sehr nahe sei. „Es ist zu spüren, dass das Thema die Bevölkerung beschäftigt“, meinte Mühlsteiger. Man würde sich mittlerweile sehr gut überlegen, ob man Richtung Süden fährt. Panik gebe es aber definitiv keine.

Weniger besorgt zeigten sich offenbar die Bürger der Grenzgemeinde Vals. Das Alltagsleben im Ort laufe „ganz normal“, es gebe auch keine besorgten Anrufe bzw. Anfragen bei der Gemeinde, sagte Bürgermeister Klaus Ungerank. Er stelle keine außergewöhnliche Beunruhigung fest, so Ungerank.