Obwohl ein Großteil unserer Fließgewässer der Forellenregion zugeordnet ist, gerät die Bachforelle zusehends in Bedrängnis.
© Clemens Ratschan
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Wissenschaft

Uni Studie: Fischbestand unter Druck

Ein Team von Experten der Universität Innsbruck, des Bozner Forschungszentrums Eurac Resarch und der Agentur Landesdomäne der Autonomen Provinz Bozen haben die Fischbestände in Tirol und Südtirol umfassend untersucht. Die ersten Ergebnisse sind ernüchternd, geben auch Grund zu Optimismus.

Das Forscherteam hat 81 Flüsse und Bäche in Tirol und Südtirol auf Belastungen für die heimische Fischpopulation hin untersucht. Dabei zeigte die groß angelegte Studie, dass chemische Substanzen wie Nitrat, Aluminium, Kupfer und Ammoniak in den Gewässern Nord-, Ost- und Südtirols weit unter den gesetzlichen Grenzwerten liegen. Allerdings setzten andere Stressfaktoren Tirols Fischen in Anzahl und Vielfalt weiterhin zu. Dazu zählten Verbauungen, Kläranlagen, das Umland der Gewässer und wie es genutzt wird sowie fischfressende Vögel und Fischerei.

Zum Teil nur mehr sehr geringe Bestände

26 verschiedene Fischarten wurden gefunden, zum Teil allerdings nur mehr in verschwindend geringen Beständen. Das gilt besonders für niedrigere Höhenlagen. Große Gewässer wie der Inn wurden ausgenommen, das Augenmerk lag auf mittelgroßen und kleinen Flüssen und Bächen in hohen, mittleren und tiefen Lagen. Auch dort haben aber Verbauungen, Kläranlagen, die Nutzung des Umlandes etwa durch die Landwirtschaft zugenommen. Zwar erwiesen sich die Fische als robust und könnten einzelne derartige Faktoren gut ausgleichen. Doch häufig treten diese Probleme in Kombination auf, was sich dann negativ auf die Fischbestände auswirke.

„Die meisten statistisch nachweisbaren Effekte kommen von der Landnutzung um das Gewässer herum: Wie wird dort Landwirtschaft betrieben oder wie schaut das Einzugsgebiet aus? Haben wir dort Felsen, Schutt oder Wald? Daraus ergaben sich die deutlichsten Effekte auf die Kleinstlebewesen und damit auf das Futter der Fische“, so Projektleiter Erich Tasser vom Insitut für alpine Umwelt der Universität Innsbruck. Renaturierungsmaßnahmen zeigten aus diesem Grund durchaus Erfolg. Der Fischbestand erhole sich dort, wo negative Einflüsse ausgeschaltet werden.

Der Huchen oder auch Donaulachs ist stark gefährdet. Gemäß einer EU-Richtlinie muss Österreich besondere Schutzgebiete für den Huchen ausweisen.
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In tieferen Höhenlagen werden manche Fischarten wie der Huchen immer seltener – manche sind kaum noch anzutreffen

Hormone sind ein Problem, Fischer und Vögel weniger

Fischfressende Vögel wie der Graureiher und der Kormorane seien den Studien zufolge nicht für das Verschwinden der Fischpopulationen verantwortlich, ebenso wenig die heimischen Fischerinnen und Fischer.

Ein größeres Problem seien den Wissenschaftlern zufolge die zunehmenden Mengen an Hormonen. Diese gelangten vor allem über Pestizide oder Spuren von Medikamenten wie der Anti-Baby-Pille über Kläranlagen in die Gewässer. Bereits in geringsten Mengen können diese massive Schäden an der Fischpopulation anrichten. „Also es ist keineswegs so, dass Kläranlagen alle Präparate, die der Mensch bisher erfunden hat, eliminieren können. Es gibt tatsächlich aus den letzten 10 bis 15 Jahren in Europa Fälle, wo nachgewiesen wurde, dass geringe Konzentrationen an Hormonen die Fischpopulation massiv beeinträchtigt haben“, erklärte Bernd Pelster vom Innsbrucker Institut für Zoologie. Die Hormone im Wasser haben demnach dazu geführt, dass männliche Fische zu Weibchen wurden, was den Erhalt der Fischbestände beeinträchtige.

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Wolfgang Mark
In tieferen Lagen sind manche Fischarten bereits vom Aussterben bedroht – Nachbesatz mit Jungfischen könne das nicht verhindern

Nachbesatz von Jungfischen sei demnach keine nachhaltige Lösung. Wenn sich die Fischpopulation erholen soll, empfehlen die Experten eine Renaturierung des Lebensraums der Fische. Dies sei auch durch Untersuchungen belegt.