„Die beiden coronaverdächtigen Personen wurden negativ getestet. Der Zug fährt daher in Kürze weiter“, teilte Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) in einer Stellungnahme kurz nach 23.00 Uhr mit. Bei allen Passagieren, die in Österreich aussteigen, werden Identitätsfeststellungen vorgenommen, hieß es.
„Alle Behörden haben in diesem Fall rasch und mit hoher Vorsicht gehandelt. Die Meldekette hat unverzüglich funktioniert“, so Nehammer. Zuvor war wegen des Verdachts auf zwei Fälle von Coronavirus in einem Zug der von Italien Richtung München unterwegs war der Personenverkehr zwischen Österreich und Italien über die Brennergrenze eingestellt worden.
Zwei Passagiere mit Fiebersymptomen
Wie das österreichische Innenministerium am Nachmittag mitteilte, wurde der Eurocity 86 auf italienischem Staatsgebiet an der Brennergrenze angehalten. Der Zug sei am Sonntagnachmittag in Venedig abgefahren und habe in Verona gehalten, nachdem zwei deutsche Fahrgäste mit Fiebersymptomen und starkem Husten aufgefallen waren. Die beiden Frauen seien daraufhin in einem Krankenhaus in Verona auf das Coronavirus untersucht worden, der Test sei jedoch negativ gewesen. Dennoch wurde der Zug am Brenner erneut gestoppt.
Kurz darauf stellte die Tiroler Landeswarnzentrale den Personenzugverkehr von Italien über den Brenner vorerst ein, wie die ÖBB gegenüber der APA mitteilten. „Die für solche Situationen vorgesehene Prozess- und Einsatzkette ist voll angelaufen“, teilten die ÖBB mit. „Wir stehen mit den zuständigen Behörden in Kontakt und warten die weiteren Schritte und Anweisungen ab“. Regionalzüge zwischen Innsbruck und Brenner blieben eine Station vorher stehen und kehrten um, erklärte ÖBB-Sprecher Robert Lechner gegenüber der APA.
Neben dem EC 86 wurde am Brenner dann auch der EC1288 gestoppt. Die rund 500 betroffenen Passagiere wurden von Mitarbeitern des Zivilschutzes betreut und versorgt, hieß es seitens italienischer Behörden. Gegen 23.30 Uhr konnten die Züge schließlich wieder weiter fahren.
Unmut bei italienischen Behörden
Der Beschluss Österreichs, die Züge zu stoppen, löste am Sonntag Unmut unter den italienischen Behörden aus. Es gebe keinen Grund dafür, da kein Coronavirus-Verdachtsfall an Bord bestätigt worden sei, hieß es. Die beiden deutschen Passagierinnen mit Fiebersymptomen liegen im Krankenhaus von Verona, es gebe jedoch keine Hinweise einer Coronavirus-Erkrankung.
Gesundheitsminister beruhigt
Grenzkontrollen gegen die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus seien „derzeit nicht erforderlich“, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) in der ORF-Sendung „Zeit im Bild 2“. „Aber wir sind sehr, sehr in Sorge, wir sind vorsichtig und aufmerksam und werden morgen den Sachverhalt noch einmal mit allen Experten überprüfen“, verwies er auf den für Montag angesetzten Einsatzstab.
Gesundheitsminister Anschober über Coronavirus-Gefahr
Anschober veweist einmal mehr darauf, dass Österreich für alle Gefahren in Sachen Coronavirus gewappnet ist. Man könne derzeit aber nicht prognostizieren, wie sich die Lage bei der vom Virus SARS-CoV-2 ausgelösten Epidemie entwickeln werde.
Notverordnung in Südtirol
Nach drei Todesfällen durch das Corona-Virus in Italien trifft Südtirol Vorsichtsmaßnahmen. Bildungs- und Betreuungseinrichtungen bleiben eine Woche lang geschlossen.
Der Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher unterzeichnete am Sonntagvormittag eine Notverordnung. Damit soll das Risiko der Ausbreitung des Coronavirus in Südtirol minimiert werden. Als Vorsichtsmaßnahme bleiben ab Montag öffentliche und private Kleinkindbetreuungseinrichtungen eine Woche lang geschlossen. Die Schulen sind ohnehin nicht offen, da momentan Schulferien herrschen – mehr dazu in Corona: Südtirol schließt Uni und Horte.