Altes Telefon
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Chronik

Von der Postkarte zu WhatsApp

Die Geschichte unserer Kommunikationsmittel zeichnet das Zeughaus nach. In einer Sonderausstellung erhalten Interessierte einen Einblick, wie kompliziert es früher war, Ferngespräche zu führen. Aber auch das digitale Zeitalter wird abgebildet.

Das Zeughaus in Innsbruck nimmt in der Sonderausstellung „So fern – so nah. Eine Kulturgeschichte der Telekommunikation“ verschiedene Wege der Kommunikation im Laufe der Zeit unter die Lupe. Beginnend mit der Postkarte reicht der rote Faden der Ausstellung bis hin zu modernen Formen der Kommunikation. Bestaunen können die Besucherinnen und Besucher eine große Zahl an Exponaten, die von 21. Februar bis 4. Oktober besichtigt und zum Teil auch benutzt werden kann.

Rasante Entwicklung der Kommunikationstechnologien

Die Kommunikation vor Facebook, WhatsApp und Instagram mag für manchen bereits antiquiert wirken, liegt aber nicht lange zurück. Telefax wird heute noch zum Teil verwendet und Telegramme wurden erst 2006 durch das E-Mail völlig verdrängt. Die heute von vielen intensiv genutzten Sozialen Netzwerke kamen in ihrer heutigen Form erst in der zweiten Hälfte der Nullerjahre auf. Facebook wurde 2004 gegründet, YouTube 2005, Twitter 2006 und Instagram 2010. Inzwischen nutzen weltweit rund 2,7 Milliarden Menschen die gängigen Sozialen Medien, rund zwei Milliarden davon täglich.

„Dass ein Großteil unserer heutigen Gesellschaft all diese Techniken noch genutzt hat und heute mit dem Smartphone Text, Ton und Bild durch die Welt schickt, zeigt wie rasant sich die Telekommunikation entwickelt“, so Peter Assmann, Direktor der Tiroler Landesmuseen.

Ausstellung „So fern, so nah“
© Wolfgang Lackner
Bei der Ausstellung können Besucherinnen und Besucher auch eine Rohrpost versenden

Elektrischer Telegraf war erster Meilenstein

Während heute via WhatsApp Textnachrichten, Bilder und Videos in Sekundenschnelle verschickt werden können, dauerten Postsendungen vor Jahrhunderten mitunter Wochen und Monate. Botengänge wurden mit der Zeit immer zeitsparender und mit dem optischen Telegrafen sogar zum Teil ersetzt, waren aber weiterhin langwierig und konnten Stunden dauern.

Auch war die Übermittlung von Nachrichten abhängig von der Witterung: So konnten Signale des optischen Telegrafen nur bei Nacht und gutem Wetter gesendet werden, da sie sonst nicht sichtbar waren. Im 19. Jahrhundert wurden Nachrichten schließlich mit neuen Technologien schneller übermittelt, der Schreibtelegraf war hier ein Meilenstein: Über elektrische Leitungen wurden mit Morse-Zeichen kodierte Nachrichten in kürzester Zeit übermittelt.

Morsegerät
© Tiroler Landesmuseen
Ein Morsegerät von 1912

1877 erster Sprechtelegraf in Tirol vorgeführt

Zwischen dem späten 19. Jahrhundert und den 1950er Jahren wurde schrittweise das moderne Telefon entwickelt. Einen Tiroler Beitrag steuerte hier Leopold Pfaundler 1877 in Innsbruck bei, als er den ersten „Sprechtelegrafen“ vorführte. Bis zur Einführung des vollautomatischen Wählbetriebs mussten Telefongespräche lange Zeit noch in Telefonzentralen händisch verbunden werden. Die nächste Innovation waren teure tragbare Telefonapparate bis hin zu modernen Mobiltelefonen. „Es ist sensationell, wenn man sich überlegt, wie lange die Technikentwicklung am Anfang gebraucht hat und wie schnell sich jetzt schon das Handy weiterentwickelt hat“, gibt die Kuratorin Claudia Sporer-Heis zu bedenken.

Nicht nur das Telefon revolutionierte Kommunikation

Funk als alternative Form der Fernkommunikation gibt es wiederum seit dem Ende des 19. Jahrhunderts und wird bis heute genutzt. „Man kann sich jetzt die Frage stellen, wofür man den Funk überhaupt heute noch braucht. Tatsache ist, dass wenn alles ausfällt, Funken immer noch funktioniert. Das kommt natürlich den Blaulichtorganisationen zugute“, erklärt Sporer-Heis.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelten sich auch die schriftlichen Kommunikationstechnologien rasant weiter: Der Fernschreiber für die Übermittlung schriftlicher Nachrichten aus den 1930er Jahren, wurde ab den 1980ern von Telefax abgelöst. Gerade einmal 20 Jahre später ermöglichte das Internet noch schnellere Wege der Nachrichtenübermittlung.

Haustelefon
© Tiroler Landesmuseen
Ein Haustelefon um die Jahrhundertwende

Breites Sammelsurium ausgestellt

Ausgestellt werden zahlreiche heute nicht mehr genutzte Geräte, darunter optische Telegrafen oder Morsegeräte. Doch auch neue Technologien werden vorgestellt, wodurch nicht nur jüngeren Interessierten alte Technik, sondern auch umgekehrt den Älteren neue Möglichkeiten gezeigt werden.

Viele der Gerätschaften können aktiv ausprobiert werden: Zwei optische Telegrafen im Hof des Zeughauses sollen Nachrichten der Besucherinnen und Besucher mit Geheim-Codes verschlüsseln. Ein Morsegerät soll bedient werden können, wobei S.O.S.-Rufe versandt werden können. Mittels Rohrpost können eigene Briefe quer durch die Ausstellungsräumlichkeiten versendet werden. „Die Besucherinnen und Besucher sollen alles ausprobieren können. Das ist in Museen nicht immer üblich, macht die Faszination an der damaligen Technik aber viel besser spürbar“, so Sporer-Heis. „Wir möchten zeigen, wie innovativ die damalige Technik war, auch wenn sie heute neben dem Smartphone bereits antik erscheint.“

Ausstellung „So fern, so nah“: Mehrere Kurzwellen-Transceiver aus dem 20. Jahrhundert.
© Wolfgang Lackner
Mehrere Kurzwellen-Transceiver aus dem 20. Jahrhundert

Internationale Zusammenarbeit

Die Sonderausstellung findet in Kooperation mit den Tiroler Funkamateurinnen und -amateuren, dem Verein ipsum, der 2a der Bundes-Bildungsanstalt für Elementarpädagogik Innsbruck, der FMS 23 Antonkriegergasse Wien, der Sheng Kung katholische Mädchenschule Tainan in Taiwan und Thalmayr GmbH – pneumatic tube systems statt.