Untersuchung Gülle
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Landwirtschaft

Güllezusätze können tödlich sein

In einem Milchkuhbetrieb in Rietz (Bezirk Imst) sind im Vorjahr zwölf Rinder verendet. Das führte nun zu einem behördlichen Anwendungsverbot von elementarem Schwefel in Gülle. Das Einrühren dieser Düngemittelprodukte in Gülle kann zur Lebensgefahr für Mensch und Tier werden.

Die zwölf Tiere waren im Mai im Stall lautlos zusammengesackt, als der Bauer wie gewohnt Gülle aufrührte. Der Mann selbst konnte sich vor dem entstandenen Faulgas in Sicherheit bringen und Amtstierarzt und Feuerwehr alarmieren.

Der Bauer hatte damals zur Verbesserung des Düngers elementaren Schwefel in die Gülle gerührt. So lautete die Empfehlung der Handelsfirmen. Elementarer Schwefel war als rein biologischer Zusatzstoff zugelassen.

Große Gefahr für Mensch und Tier

Das Land hatte unmittelbar nach dem Vorfall reagiert und die Beifügung des elementaren Schwefels in die Gülle und den Verkauf dieser Produkte bis zur Klärung untersagt – mehr dazu in Land hilft Gülle mit Schwefel zu entsorgen. Die Feuerwehren des Landes unterstützen Landwirte dabei, Güllegruben zu entleeren.

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Am Hof in Rietz wurden nach dem Unglück zahlreiche Messungen durchgeführt

Von Glück im Unglück sprach LH-Stv. Josef Geisler (ÖVP), denn es hätte durchaus mehr passieren können. Es hätten auch Menschen zu Schaden kommen können. „Wichtig ist schon, dass auch die Hersteller und Händler nun klar wissen, was geht und was nicht geht, denn das war offenbar nicht ganz klar“, sagt er gegenüber dem ORF Tirol. Das Verbot des elementaren Schwefels in Gülle hält Geisler für wesentlich.

Der in der Gülle bei der chemischen Reaktion durch den Schwefel umgesetzte Stoff, der Schwefelwasserstoff, sei ein giftiges Gas. Er betäube die Geruchsnerven und ist nach dem zweiten oder dritten Atemzug tödlich. Er wirke sehr heftig, sehr direkt und sehr schnell. Er möchte gar nicht daran denke, was passiert wäre, wenn Kinder zu dem Zeitpunkt im Stall gewesen wären, das wäre sehr risikoreich gewesen und alle Beteiligten hätten Glück gehabt, schildert auch Landesfeuerwehrchemiker Manfred Holzer im Interview mit dem ORF Tirol.

Schwefelwasserstoff lebensgefährlich für Mensch und Tier

Landesfeuerwehrchemiker Manfred Holzer erklärt im Interview die Gefahr des Schwefelwasserstoffs.

Behördliches Verbot von Güllezusatz

Nach Untersuchungen an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein, einer landwirtschaftlichen Untersuchungsanstalt, steht nun fest, dass die chemische Reaktion des Schwefels in der Gülle zur Bildung von Schwefelwasserstoff und damit zum Tod der Tiere geführt hatte. Das Bundesamt für Ernährungssicherheit (BAES) verbot nun die Beifügung des elementaren Schwefels in Gülle.

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Der elementare Schwefel in der Güllegrube hat zur Bildung des tödlichen Schwefelwasserstoffs geführt

Landwirt hofft auf finanzielle Entschädigung

Der Rietzer Landwirt Paul Egger nahm im September seinen Milchkuhbetrieb wieder auf. Es sei ihm wichtig, alle Umstände vorher genau zu klären, erklärte er. Er hat wieder Braunvieh und ist im Generhaltungsprogramm dieser alten Rasse. Der Landwirt hat noch keine finanzielle Entschädigung erhalten, weil der Vorfall vom Versicherungsschutz ausgenommen war. Ein Entschädigungsangebot der Tiroler Herstellerfirma wollte er nicht annehmen, wegen einer Verschwiegenheitsklausel. Eine finanzielle Abgeltung wird vermutlich noch vor Gericht geklärt werden.